Matthias Mayer mit Gold und Bronze
EXPA / APA / picturedesk.com
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Sport

Matthias Mayer überrascht mit Rücktritt alle

Am Donnerstag in der „Zeit im Bild“ um 9.00 Uhr hat Matthias Mayer im Interview mit dem ORF angekündigt, seine aktive Karriere mit sofortiger Wirkung zu beenden und überraschte damit nicht nur den Sportredakteur. Er hatte weder Familie noch Skiverband vorher etwas von seinen Plänen gesagt.

Die letzten Tage habe er nachgedacht, für ihn sei die Zeit gekommen, aus dem aktiven Skisport zurückzutreten, so Mayer im Interview. „Es war eine gewaltige Saison mit der dritten Goldmedaille. Ich bin heuer gut gestartet, aber es reicht einfach.“ Er bedankte sich bei den Sponsoren und beim Skiverband. Die Abfahrt am Mittwoch in Bormio verpasste Mayer wegen eines Magen-Darm-Infekts, hieß es.

Vorschau: Super-G in Bormio

Der Österreicher Vincent Kriechmayer konnte am Mittwoch die Abfahrt in Bormio für sich entscheiden. ORF-Reporter Rainer Pariasek berichtet, ob vom Super-G ähnliche Erfolge zu erwarten sind.

Auf die Frage von Rainer Pariasek, ob es ihm schon besser ginge, ließ Mayer dann die Bombe platzen. Er habe nicht mehr den Biss, so Mayer. Sport sei sehr wichtig, aber für ihn passe es so. „Ich will nicht sagen, dass das jetzt ein großer Entschluss war. Ich habe mir immer schon ein bisserl gedacht, dass ich es spontan machen könnte. Heute hat der Zeitpunkt ganz gut gepasst“, erklärte er in einem darauffolgenden Ö3-Interview.

Auf Gefühl gehört

Er höre auf sein Gefühl, betonte der elffache Weltcupsieger: „Ich habe den Skisport irrsinnig geliebt, ich habe es gern gemacht, bin aber jetzt zufrieden, dass es so ist.“ Körperliche Beschwerden habe er nicht, betonte der 32-Jährige. „Ich bin topfit, natürlich könnte ich noch lange weiterfahren, aber es reicht mir einfach.“ Bei einem ersten Blick zurück auf seine Bilderbuch-Karriere, meinte Mayer: „Die letzten zehn Jahre waren natürlich sehr speziell, das ist ganz klar – die Olympiasiege, die Weltcuprennen. Aber mit dem Team unterwegs sein, im Mannschaftsgefüge zu leben, die Menschlichkeit, die da einfach drinnen war, das war unglaublich. Das hat mich sehr gefreut, jetzt freue ich mich aber auf die Zukunft.“

Auch Familie und Verband wussten nichts

Laut Mayers Erklärung ließ er bis zuletzt auch seine Familie sowie den Verband samt Teamkollegen im Unklaren über die Entscheidung. „Ich habe eigentlich noch keinem was gesagt gehabt, also ich bin runtergefahren, es sind alle bei der Besichtigung. Ich habe jetzt meinen Rücktritt bekannt gegeben, mir reicht’s.“

Dieter Mörtl, der Präsident des Kärntner Skiverbandes, fiel dementsprechend aus allen Wolken, als er vom Rücktritt des Kärntner Aushängeschildes erfuhr: „Die erste Reaktion war wie für alle überraschend. Der Matthias ist ein spontaner Typ, das passt zu ihm. Wir werden das akzeptieren, ihm auch danken, er ist der erfolgreichste Olympiasportler Kärntens.“ Er hoffe, dass Mayer dem Nachwuchs im Sport erhalten bleibe.

Heimatgemeinde überrumpelt

Völlig überrumpelt ist man auch in Afritz, der Heimatgemeinde von Matthias Mayer, wo eine riesige Statue an die Erfolge erinnert. Der Afritzer Bürgermeister Maximilian Linder sagte, er sei überrascht, geschockt, perplex. „Aber es ist seine Entscheidung, man muss es akzeptieren.“ Er habe mit Mayers Mutter noch vor kurzem telefoniert, niemand sei eingeweiht gewesen. Beim Fanclub zeigte man sich bestürzt, niemand habe etwas vom Rücktritt geahnt.

Kaiser dankt Mayer

Sportreferent Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) sagte ein einer Aussendung, Mayer Olympiasiege in Sotschi, Pyeongchang und Peking seien unvergessen. Was ihn auszeichne sei sein offenes und sympathisches Auftreten. Er sei davon überzeugt, dass ihm dieser Schritt nicht leichtgefallen sei. Kaiser bedankte sich im Namen des Landes und der gesamten Kärntner Sportfamilie. Er sei und werde es immer sein, ein Vorbild für Nachwuchssportlerinnen und Nachwuchssportler, so Kaiser.

Lebenslauf

Mayer wurde 1990 geboren und lebt in Afritz. Seine größten Erfolge sind die Olympiasiege in der Abfahrt bei den Olympischen Winterspielen 2014 und im Super-G bei den Spielen 2018 sowie den Spielen 2022. Damit ist er der erste Skirennläufer, der bei drei aufeinanderfolgenden Winterspielen Goldmedaillen gewinnen konnte. Der Sohn des Olympiamedaillengewinners Helmut Mayer fährt für den SC Gerlitzen und ist seit 2012 in der Nationalmannschaft des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV).