Gottfried Mickl mit seinem Müllbäumchen
ORF/Peter Matha
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Leute

Müllbaum als Mahnmal an der Loiblstraße

Hinter der Kuppe des sogenannten kleinen Loibl zwischen Kärnten und Slowenien stehen nicht nur das Magdalenenkirchlein und das ehemalige Forsthaus sondern auch ein ganz spezieller Baum – ein Müllchristbaum als Mahnmal. Er ist fast komplett entnadelt, behängt mit Müll, vorwiegend Getränkedosen.

Es gibt viele Schilder, die darauf hinweisen, dass man mit der Umwelt sorgsam umgehen und seinen Mist nicht einfach in der Landschaft entsorgen soll. Auf der Loiblpassstraße steht ein ungewöhnliches Mahnmal, das denselben Zweck hat. Eine Privatinitiative, die, wie es scheint, funktioniert.

Gottfried Mickl
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Gottfried Mickl behängt sein Bäumchen

Gottfried Mickl sucht zeitweise Schneeleoparden in der Mongolei für den WWF. Ist er in Kärnten, wohnt er zur Miete im Forsthaus unter der ersten Kurve der Loiblpassstraße. Der ehemalige Zöllner stellte den ungewöhnlichen Baum entlang der wenig befahrene Straße auf: „Es fahren ein paar Slowenen einkaufen, ein paar Kärntner Zigaretten kaufen. Den Baum hab ich gegenüber aufgestellt, weil man beim Aufwärtsfahren langsamer fährt und mehr Zeit zum schauen hat.“

Milchpackerl hängt am Baum
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Buntes Müllsammelsurium

Biomilchpackerl aus Auto geworfen

Die zwei Meter hohe Fichte ist ungewöhnlich behängt, so Mickl: „Man findet Blechdosen, Milchpackerln. Da muss man lachen, da trinkt einer Bio Bergbauernmilch und schmeißt das Packerl weg. Wenn er bio kauft, müsste er andere Gedanken haben.“

Müll entlang der Straße vor dem Haus habe ihn schon immer gestört, sagte Mickl. Einmal sei er in Richtung Osteuropa gefahren und dort seien die Straßen völlig vermüllt. „Schachteln, Flaschen, Dosen, Styropor, alles mögliche. In Niederösterreich und Oberösterreich hatten sie schon damals Tafeln aufgestellt mit der bitte, nichts wegzuwerfen. Ich habe hier auf der Sapotnica die Loiblstraße jahrelang eigenhändig gereinigt und alles aufgeklaubt. Es war wirklich viel.“

Dosen und Flaschen am Baum
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Auch Bierdosen sind dabei

„Es ist ein unpolitischer Baum“

Jetzt steht der merkwürdige Christbaum seit fast zweieinhalb Jahren neben der Straße: „Der Christbaum steht in der Kirche und wird vor Ostern entsorgt, ich habe ihn aufgehackt und verbrannt. Dann habe ich mir gedacht, man sollte daraus etwas machen und habe mir gedacht, ich stelle ihn auf und hänge ihn mit Müll voll.“ Er habe recht gutes Feedback bekommen, so Mickl. Eine Partei habe den Baum sogar für sich beansprucht, das habe ihn gleich auf die Barrikaden gebracht und er habe dem Bürgermeister davon erzählt. Der Baum sei auf jeden Fall unpolitisch, lachte Mickl.

Rallyefahrer machten Fotos

Er sorgt für Gesprächsstoff, der Müllchristbaum von Gottfried Mickl, und für ungewöhnliche Bekanntschaften: „Im Frühjahr waren deutsche Urlauber da und die haben gesagt, es ist eine tolle Idee, vielleicht machen sie das auch.“ Viele fotografieren sich auch mit dem Baum. Es habe die Pothole-Rallye gegeben, mehrere hätten Fotos mit dem Baum und ihren Autos gemacht, so Mickl, und die größte Gaude gehabt.

Der Müllbaum auf der Wiese
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Das Bäumchen steht hier das ganze Jahr über

Auf die Frage, wer mehr Müll hinterlasse, die Autofahrer Richtung Süden oder Richtung Norden, sagte Mickl, beide ziemlich gleich. „Es ist hier so ein komischer Hotspot. Die Leute, die nach Slowenien fahren, kaufen beim McDonalds noch ein, trinken und essen während des Autofahrens und genau da, von der Hollenburg bis hier herauf, wird alles weggeworfen.“

Leute denken mehr nach

Der Baum wirkt: „Im ersten Jahr nicht, aber heuer habe ich gemerkt, er zeigt Wirkung, es wird immer weniger Müll. Einmal in der Woche klaube ich noch alles zusammen. Anfangs waren es zwei Kübel voll, derzeit ist es weniger. Es wirkt, etwas herzuzeigen, die Leute denken dann eher nach.“ Er habe noch mehr aufhängen wollen, es sei aber kein Platz gewesen. Die Nachbarn hätten gelacht, verstanden mittlerweile aber, dass das ein Zeichen sei.

Auch in soziale Medien fand der Müllbaum Einzug. Einen größeren werde er aber nicht aufstellen, sagte Mickl, das gehe nur mit Leiter. „Ich habe eine Freude, ich habe gesehen, es bringt was und bin begeistert von meiner Idee.“