Die letzte Kärntner Kaffeemühle auf Schienen ist im Besitz des Vereins Nostalgiebahnen in Kärnten. Sie ist tannengrün lackiert, genau so, wie sie in den 70er Jahren im Verschubdienst unterwegs war und steht im Heizhaus in St. Veit an der Glan.
Handrad gab der Lok ihren Namen
Der Grund für den ungewöhnlichen Spitznamen ist das Handrad des Fahrschalters, mit dem die Geschwindigkeit reguliert wurde. Auch das schnarrende Geräusch, wenn das Rad gedreht wurde, erinnert an eine Kaffeemaschine.
Stiefkinder Verschubloks
Eisenbahnliebhaber und Buchautor Dietmar Tschudnig: „Gerade bei Verschubbewegungen musste dieses Rad binnen kürzester Zeit mehrfach in beide Richtungen gedreht werden.“ Die Kaffeemühle wird jetzt in einem neuen Buch gewürdigt. Es erschien im Eigenverlag der Nostalgiebahnen.
In der Eisenbahnliteratur werden Verschublokomotiven eher selten behandelt, sagte Buchautor David Lackner: „Gerade deswegen war es für uns eine Motivation, Verschublokomotiven ein eigenes Werk zu widmen.“
Typischer Sound des Stangenantriebs
Stangenlokomotiven haben immer einen eigenen Sound, sagte Tschudnig. „Insbesondere diese Lokomotive, mit der binnen kürzester Zeit eine höhere Geschwindigkeit erreicht werden musste, weil sie im Verschubdienst war, war dieses Auf- und Abschwellen des Stangenantriebs ein typischer Sound.“
Bei der „Kaffeemühle“ handle es sich um eine reine Zwecklokomotive, die sich meistens in den Bahnhöfen aufgehalten habe, sagte Lackner. Aber im Gegensatz zu den modernen Lokomotiven zeigen die alten Modelle noch ein Gesicht, sagte Tschudnig, „ob ästhetisch oder nicht“.
Beim Verschub auf der „Bluatwiesn“
Einer, der ab dem Jahr 1966 viele Stunden auf der 1161 im Verschubdienst verbrachte ist Helmut Manzenreiter, ehemaliger Bürgermeister von Villach. Er war vor seiner politischen Karriere aktiver Eisenbahner: „Am Westbahnhof hat man beim Verschub gesagt, heute geht es wieder auf die ‚Bluatwiesn‘. Es war sehr fordernd. Es ist immer hin und her gegangen und in der Früh warst du dann geschlaucht und fertig, weil auch die Technik keinerlei Unterstützung geboten hat, so wie das heute der Fall ist.“
Lokreihe 1062: Die „Ente“
Ein kleines Kapitel im Buch beschäftigt sich mit der in Kärnten seltenen Lok-Reihe 1062. Ihr Spitzname war Ente – weil sie watschelnde Fahreigenschaften hatte.
Gewidmet ist das neue Buch der Nostalgiebahnen einem der größten Kärntner Eisenbahnliebhaber, Christoph Posch. Der leidenschaftliche Bahnfotograf starb voriges Jahr völlig unerwartet mit 49 Jahren.