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Chronik

Insolvenzen heuer um 77 Prozent gestiegen

Die Zahl der Unternehmens-Insolvenzen ist in Kärnten im Jahr 2022 mit 250 Fällen um 77 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Das ist der vierthöchste Anstieg im Bundesländervergleich. Bei der Zahl der Privatkonkurse liegt Kärnten mit 584 (+ 8 Prozent) deutlich unter der Steigerung anderer Bundesländern.

Die Steigerung bei den Unternehmens-Insolvenzen war nach den Förderungen während der Pandemie von den Kreditschutzverbänden bereits erwartet worden. Zudem sei die Liste an Herausforderungen, mit denen sich die Betriebe beschäftigen mussten, im Jahresverlauf nicht kleiner geworden, sagte die Leiterin des Kreditschutzverbandes von 1870 (KSV1870) in Klagenfurt, Barbara Wiesler-Hofer: „Explodierende Kosten, steigende Energie- und Rohstoffpreise, die hohe Inflation und der akute Personalmangel belasten die Budgets der Unternehmen weiterhin massiv.“

Insolvenzen trotz Steigerung auf sehr niedrigem Niveau

Es sei zu erwarten, dass die Zahl der Firmenpleiten im kommenden Jahr weiter steigen wird, sagte Wiesler-Hofer. „Wir befinden uns nach wie vor in einer Phase der Normalisierung des Insolvenzgeschehens, doch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen setzen den österreichischen Unternehmen mehr als sonst zu. Auch darauf ist die aktuelle Beschleunigung zurückzuführen. Eine Fortsetzung der diesjährigen Insolvenzentwicklung im Jahr 2023 ist wahrscheinlich.“

Dass mit einer Steigerung der Insolvenzen noch zu rechnen ist, zeige auch der Vergleich mit der Zahl der Insolvenzen vor der Pandemie. Gegenüber dem letzten „Normaljahr“ 2019 mit 325 Insolvenzen bedeutet das Ergebnis von 250 insolventen Unternehmen ein Minus von 23 Prozent, sagte Wiesler-Hofer: „Die Insolvenzen befinden sich nach wie vor auf sehr niedrigem Niveau.“

Insolvenztreiber: Handel, Gastro, Gesundheit und Bau

Im österreichweiten Durchschnitt sind die Unternehmensinsolvenzen im Vergleich zum Vorjahr um 57 Prozent gestiegen. Es verzeichnen alle neun Bundesländer deutlich mehr Firmenpleiten als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Kärnten verzeichnet im Bundesländervergleich mit dem Plus von 77,3 Prozent nach Oberösterreich (+ 105,9 Prozent), Tirol (+ 105,2 Prozent) und Vorarlberg (+ 98 Prozent) die viertgrößte Steigerung.

Nach wie vor dominieren kleine Betriebe das Kärntner Insolvenzgeschehen. Insolvenztreiber seien der Handel, die Gastronomie, das Gesundheits- und Sozialwesen sowie der Bau. Diese vier Branchen machen die Hälfte aller Unternehmensinsolvenzen des Jahres aus. Die größten Insolvenzfälle sind die Konkursverfahren Hispano Suiza Engineering GmbH in Villach mit Passiva von 4,5 Millionen Euro, die Innerkremser Seilbahnengesellschaft mit Passiva von 3,3 Millionen Euro und die MCM Musil GmbH in Villach mit Passiva von 3,3 Millionen Euro.

KSV1870: Abweisungen verhindern

Die Zahl der Abweisungen von Insolvenzen mangels kostendeckenden Vermögens habe sich gegenüber 2021 mehr als verdoppelt (+ 111,9 Prozent). Das sei sehr häufig ein Zeichen dafür, dass mit dem Insolvenzantrag so lange zugewartet wurde, bis gar nichts mehr geht, sagte Wiesler-Hofer: „In so einem Fall verliert das Unternehmen die Gewerbeberichtigung und muss liquidiert werden. Der ‚worst case‘ für alle. Denn sämtliche Mitarbeiter verlieren ihre Jobs und die Gläubiger sehen keinen Cent.“

Es bräuchte gesetzliche Rahmenbedingungen, die eine durchgängige Eröffnung der Insolvenzen ermöglichen, sagte Wiesler-Hofer: „In Summe würde es dadurch zu weniger Ausfällen für Gläubiger, mehr Sanierungen und weniger Arbeitsplatzverlusten kommen.“

Privatkonkurse um fast acht Prozent gestiegen

Auch die Zahl der Privatkonkurse ist in Kärnten gestiegen, heißt es vom KSV1870, es gab 584 Fälle und damit ein Plus Von 7,7 Prozent gegenüber 2021. Kärnten verzeichne damit im Bundesländervergleich fast die niedrigste Steigerung, nur Wien hat mit 1,8 Prozent ein noch niedrigere Steigerungsrate

Auch bei den Privatkonkursen sei das Vorkrisenniveau noch nicht zur Gänze erreicht. Im Jahr 2019 gab es noch 702 Fälle. Wiesler-Hofer: „Im Privatkonkurs ist der aktuelle Anstieg vor allem auf die Insolvenznovelle des Vorjahres zurückzuführen, die deutliche Erleichterungen wie eine verkürzte Entschuldungsdauer für Schuldner gebracht hat.“

Im Durchschnitt mit 137.000 Euro Schulden in Konkurs

Privatpersonen in Kärnten im Jahr 2022 meldeten mit durchschnittlichen Schulden in der Höhe von 137.000 Euro Konkurs an. Im Vorjahr waren es noch 159.000 Euro. Trotz steigender Fallzahlen gebe es einen Rückgang bei den Passiva und der Einzelverschuldung.

Ursachen für Privatkonkurse seien die Inflation, gestiegene Energiekosten und Preissteigerungen im Supermarkt. In Kärnten gingen durchschnittlich 63 Prozent aller Privatkonkurse in den ersten neun Monaten 2022 auf das Konto von Männern, in 37 Prozent der Fälle waren Frauen betroffen, heißt es vom KSV1870. Auch bei den Privatkonkursen sei von einem weiteren Anstieg auszugehen.