Adventkranz
ORF
ORF
Religion

Woher der Adventkranz kommt

Am Sonntag wird das vierte Kerzerl auf dem Adventkranz angezündet. Ein inzwischen liebgewonnener Brauch, der auf die Biedermeierzeit zurückgeht und von Deutschland nach Österreich kam. Erfunden wurde der Adventkranz von einem evangelischen Pfarrer in Hamburg.

Kärnten Guide Rotraud Jungbauer sagte, der früheste Adventkranz, von dem es Aufzeichnungen gebe, sei von dem evangelischen Priester Johann Friedrich Wichern in Hamburg aufgestellt worden. „Er war der Gründer des Hamburger rauhen Hauses, einer evangelischen Erziehungsanstalt für verwahrloste und schwer erziehbare Buben.“ Der Priester wollte die Wartezeit auf den Heiligen Abend für seine Schützlinge besonders gestalten. Das war um 1833.

Er habe daher einen hölzernen Kranz, so groß wie ein Wagenrad, gefertigt. Dieser Kranz hatte 23 Kerzen: 19 dünne rote und vier dicke weiße, so Jungbauer. Die dünnen roten wurden Werktags angezündet. Die dickeren an den Sonntagen: „All das hat Wichern in einem Tagebuch beschrieben. Später entstand der Brauch, dass von der ersten Adventsmesse an jeden Tag eine neue Kerze angezündet wurde.“

Adventkranz der Diakonie
ORF/Petra Haas
Die Diakonie folgt noch dem Wichern-Adventkranz

Blumengeschäft fertigte ersten Kranz

Zu dieser Zeit hatte der Kranz aber noch keine grünen Zweige. Nur der Gebetsraum war mit Tannengrün geschmückt: „Erst Anfang des 20. Jahrhunderts kamen die Tannenzweige auch auf den Kranz. In Österreich wurde der Adventkranz aber dem Ersten Weltkrieg zunächst nur in den Städten und bei Familien der höheren gesellschaftlichen Schicht verwendet.“

In Wien hielt dieser Brauch 1920 Einzug, so Jungbauer: „Als sich ein Wiener Universitätsprofessor, der den Brauch in Deutschland kennengelernt hat, so einen Kranz in einem Blumengeschäft anfertigen ließ.“ Dem Besitzer des Blumengeschäfts habe dieses unbekannte Gesteck so sehr gefallen, dass er es in die Auslage hängte.

Adventkranz wurde immer bekannter

Der ausgestellte Kranz wurde zum Renner. Der Blumenhändler musste 30 weitere anfertigen, die im Nu verkauft waren: „Es sollte aber noch einige Jahre dauern, bis sich der Brauch im ganzen Land verbreitete. 1932 war er nur in 86 Orten in Österreich bekannt. In den 50er Jahren aber schon in 1.800.“

Der Adventkranz wurde immer bekannter. Selbst die katholische Kirche übernahm diesen eigentlich protestantischen Brauch: „Zunächst gab es den Adventkranz nur in den Kirchen oder Schulen und einigen Haushalten. In Kärnten und anderen Tourismusgebieten haben Gäste aus Deutschland diesen Brauch mitgebracht.“

Riesiger schwimmender Adventkranz bei Velden
ORF
In der Bucht von Velden schwimmt jedes Jahr im Advent ein Riesenadventkranz

Immer weniger Kerzen auf dem Kranz

Heute steht so ein Adventkranz nahezu in jeder Wohnung. Im Lauf der Zeit reduzierte sich die Zahl der Kerzen auf vier für die vier Adventsonntage: „Drei violette Kerzen und eine rosafarbene, so sieht der liturgische Adventkranz aus. Violett ist die Farbe der Buße und die Farbe des Advents. Denn die Vorbereitungszeit auf Weihnachten soll auch von Besinnung, Umkehr und Buße bestimmt sein.“ Der dritte Sonntag, der gaudete heiße (freuet Euch) werde die rosafarbene Kerze angezündet, auch die Messgewänder seien an diesem Sonntag rosa.

Adventkranz aus der Justizanstalt
ORF
Adventkranz mit blauen Kerzen, erlaubt ist, was gefällt

„Tagesfresser“ aus Nüssen

Während sich der Adventkranz oder auch der Adventkalender bereits etablierten, kommt schon der nächste Trend daher. Ein sogenannter Tagesfresser: „An eine Schleife sind 24 Nüsse angebunden, die die Tage bis Weihnachten verkörpern. Versilberte Nüsse zeigen die Sonntage, die goldene Nuss den Heiligen Abend und die unbehandelten Nüsse die Werktage.“ So dürften die Kinder ab dem 1. Dezember jeden Abend eine Nuss öffnen. „In den Nüssen der Wochentage gibt es kleine Zettel mit Ratschlägen, in den versilberten und der goldenen gibt es Geld oder Süßigkeiten.“