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Chronik

Prozess gegen Drogen-Familie vertagt

Eine ganze Familie hat sich am Freitag wegen Suchtgifthandels am Landesgericht Klagenfurt verantworten müssen. Laut Anklage wurden 107 Kilogramm Heroin und 20 Kilogramm Kokain nicht nur selbst konsumiert, sondern auch verkauft. Der Prozess wurde vertagt.

Wie schwer drogenabhängig die beiden Angeklagten, sie ist Klagenfurterin, er ägyptischer Staatsbürger, sind, machte Staatsanwältin Denise Ebner in ihrem Anklagevortrag deutlich: „Laut Angaben der Frau hat sie seit 2016 zwei Gramm Kokain pro Tag konsumiert, er sieben Gramm Heroin. Bei Grammpreisen von 80 Euro bei Kokain und 50 Euro bei Heroin kommt man auf 15.300 Euro, die sie im Monat für Drogen ausgegeben haben müssen.“ Nebenbei hätten sie auch verschwenderisch gelebt, sich Essen, Getränke und Zigaretten per Taxi kommen lassen, was noch einmal 3.000 Euro pro Monat gekostet hätte. Und das, obwohl die beiden gar nicht beziehungsweise nur geringfügig gearbeitet hätten.

Familie wegen Drogen vor dem Richter

In großem Stil gedealt

Um das alles zu finanzieren, hätten die beiden begonnen, im großen Stil zu dealen. Das sei einerseits durch Telefonüberwachungen bewiesen, andererseits durch monatelange Observationen der Wohnung der beiden. Mindestens 16 Personen wurden beobachtet, die verdächtig oft zu Besuch waren: Einer von ihnen sogar 41 Mal in einem Monat.

Vor dem Schöffensenat unter Vorsitz von Richter Gernot Kugi mussten auch die Eltern der Frau Platz nehmen. Sie sollen mehrere tausend Euro Bargeld von ihrer Tochter verwahrt haben, was sie auch zugaben. Als fünfter Angeklagter stand am Freitag ein zwölffach vorbestrafter Mann vor Gericht: Er ist Häftling in der Justizanstalt Klagenfurt und soll dort den Hauptbelastungszeugen in der Causa bedroht haben. Das bestritt er aber vehement, er habe ihm nur „schöne Grüße“ des Erstangeklagten ausgerichtet.

Angeklagte Mengen bestritten

Die Verteidiger der beiden Hauptangeklagten begannen ihre Repliken auf die Anklage ungewöhnlich: Sie bedankten sich dafür, dass ihre Mandanten erwischt wurden. Denn sie würden heute wohl nicht mehr leben, wenn sie nicht festgenommen worden wären. Was die vorgeworfenen Delikte an sich betrifft, gingen sie aber nicht ins Detail. Der Verteidiger des Mannes meinte, dieser würde den Handel mit Drogen, die „das 25-fache der Grenzmenge“ übersteigen würden, eingestehen, die angeklagten Mengen würden jedoch nicht stimmen. Und die Frau bekannte sich lediglich zu kleineren Mengen schuldig.

Frau gab nur Geschenke zu

Dabei blieben sie auch in ihrer Befragung durch den Schöffensenat: „Ich halte mich an das, was mein Anwalt sagt. Ansonsten will ich keine Angaben machen“, sagte der Ägypter. Seine Ehefrau sagte überhaupt aus, niemals Drogen verkauft zu haben und gab lediglich zu, kleinere Mengen mit Bekannten konsumiert oder verschenkt zu haben. „Das ist eine Bagatelle im Vergleich zu dem, was sonst vorgeworfen wird“, merkte Kugi an, der mehrfach fragte, woher denn das Geld für den Eigenkonsum gekommen sei.

„Ich habe Schulden gemacht, drei Tage pro Woche gearbeitet und auch Leute angepumpt“, gab die Angeklagte zurück. „Bei 510 Euro am Tag hört sich das Anpumpen aber auf“, meinte Kugi, der die Frau darauf aufmerksam machte, dass sie von Zeugen belastet werde: „Je früher Sie ein Geständnis ablegen, desto besser.“ Trotzdem blieb sie dabei, nie Drogen verkauft zu haben: „Es war immer Geld da, keine Ahnung, woher. Ich war dauernd high.“

Die Verhandlung wurde auf Ende Jänner 2023 vertagt. Dann soll eine Reihe von Zeugen aussagen. Für die Eltern der Hauptangeklagten dürfte es dann bereits ein Urteil geben, ihr Verteidiger beantragte eine Diversion.