Wolf hinter einem Baum
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Chronik

Erlegte Wölfin riss keine Schafe

Die Mitte November im Gailtal erlegte Wölfin ist aus Italien gekommen, das ergab die DNA-Auswertung. Für die zahlreichen Schafrisse im Gailtal ist sie nicht verantwortlich, die entnommenen DNA-Spuren stimmen nicht überein. Die Schafe wurden von zwei Rüden und einer anderen Wölfin gerissen. Der WWF kritisiert nun den Abschuss der Wölfin massiv.

Die Wölfin war das erste Tier, das aufgrund der Landesverordnung geschossen werden durfte, weil sie sich Siedlungsgebiet genähert hatte und nicht verscheucht werden konnte – mehr dazu in Wölfin im Gailtal geschossen. Der Kärntner Wolfsbeauftragte, Roman Kirnbauer, sagte im Gespräch mit dem ORF, diese Wölfin sei bisher in Kärnten nicht bekannt gewesen. Sie könne für keinen Riss verantwortlich gemacht werden, weil der Genotyp an keinem gerissenen Tier nachgewiesen worden sei, so Kirnbauer. Allerdings handelte es sich bei der Wölfin um einen Risikowolf – mehr dazu in Erlegtes Tier war Risikowolf.

Rudel tötete 30 Schafe

Die 30 Schafe, die in Nölbling (Gemeinde Dellach) gerissen wurden, gehen auf das Konto von drei Wölfen, teilte Jagdreferent Martin Gruber (ÖVP) am Mittwoch mit – mehr dazu in Wolf riss 30 Schafe im Gailtal. Kirnbauer sagte dazu, es handelte sich um zwei Rüden und eine Wölfin. Die Rüden seien genotypisiert worden, so Kirnbauer, sie seien vorher auch noch nicht in Kärnten aufgetreten. Die Wölfin, die bei den Rissen dabei war, sei dinarischer Herkunft. „Wir haben 26 Nachweise von verschiedenen Wölfen in Kärnten“, so der Wolfsexperte.

Pfotenabdruck von einem Wolf oder Hund
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Spur auf der Schafweide Nölbling

Österreich enthielt sich bei Berner Konvention

Er habe immer vor Rudelbildung gewarnt, so Gruber – mehr dazu in Wolfsrisse in Kärnten vervierfacht. Umso unverständlicher sei es für ihn, dass sich Österreich bei der Sitzung zur Berner Konvention am Dienstag, bei der über die Senkung des Schutzstatus für den Wolf entschieden wurde, enthalten habe. Betroffenen Bundesländern wie Kärnten bleibe daher rechtlich weiterhin nur die Möglichkeit, den Abschuss von Einzeltieren zu erlauben, wie es die Kärntner Wolfsverordnung auch vorsehe, so Gruber.

Von der FPÖ hieß es in einer Aussendung, der Abschuss der Wölfin, die für keinen Riss in Kärnten verantwortlich sei, zeige die „Untauglichkeit“ der Wolfsverordnung. Die FPÖ forderte neuerlich, das der Schutzstatus des Wolfes für ein „wolfsfreies“ Kärnten herabgesetzt wird.

Die Kärntner Wolfsverordnung

In der Verordnung ist von „Schadwölfen“ und „Risikowölfen“ die Rede. Ein Schadwolf ist ein Tier, das in einem Monat nachweislich 20 (oder in drei Monaten 35) Nutztiere auf einer Alm tötet oder verletzt. Risikowölfe sind solche, die sich wiederholt in Siedlungen vorwagen. Wenn versucht wird, so einen Wolf zu vergrämen (etwa mit einem Warnschuss) und er sich dennoch wieder im besiedelten Gebiet blicken lässt, darf er geschossen werden.

Diese Voraussetzungen trafen im Gailtal zu, hieß es vom Wolfsbeauftragten des Landes. Es galt ein Radius von zehn Kilometern rund um den Sichtungsort – und in den dürfte sich Mitte November wohl die Wölfin verirrt haben.

WWF fordert Stopp von „rechtswidrigen Wolfstötungen“

Angesichts des Umstandes, dass die abgeschossene Wölfin für keine Risse in Kärnten verantwortlich war, forderte die Natur- und Umweltschutzorganisation WWF den sofortigen Stopp der „rechtswidrigen Wolfstötungen“ in Kärnten. Außerdem kündigte der WWF eine rechtliche Prüfung an.

ZUdem sei die Einstufung der Wölfin als „Risikowolf“ völlig intransparent und nicht nachvollziehbar und sei fachlich und rechtlich stark zu hinterfragen, hieß es in der Aussendung des WWF. Die Naturschutzorganisation sieht sich damit in ihrer bereits im Frühjahr geäußerten Kritik an der Wolfs-Tötungsverordnung des Landes bestätigt. Auch dass der Abschuss ausgerechnet in der letzten Nacht, die laut Verordnung möglich war, erfolgt sei, werfe dringende Fragen auf, hieß es vom WWF.