Leere Villacher Bahnhofshalle
ORF/Christian Toplitsch
ORF/Christian Toplitsch
Verkehr

Bahnstreik: 22.000 Pendler betroffen

Die fünfte Verhandlungsrunde zu einem neuen Bahn-Kollektivvertrag ist gescheitert. Somit gibt es am Montag einen ganztägigen, österreichweiten Warnstreik. Täglich sind in Kärnten 22.000 Pendler mit der Bahn unterwegs, dazu 3.000 Fernreisende. Das große Verkehrschaos blieb aber aus.

Aus Kärnten verhandelte für die Gewerkschaft Ursula Heitzer mit. Sie sagte, der Streik sei unabwendbar gewesen, da die Arbeitgeberseite ihr Angebot nur um 208 Euro erhöht habe, gefordert wurden 400 Euro: „Wir hoffen auf Verständnis und bitten die Pendlerinnen, Pendler und Schüler um Verständnis für diesen Streik. Wir haben im Eisenbahnbereich Einstiegsgehälter teilweise, die unerträglich niedrig sind. Und wenn wir auch immer wieder das Thema Klima haben sowie der öffentliche Verkehr muss gestärkt und ausgebaut werden, dann werden wir dafür viele Kolleginnen und Kollegen brauchen. Die werden bei diesen Einstiegsgehältern nicht kommen.“

Bahnhofshalle Villach
ORF/Christian Toplitsch
Kaum Menschen in der Bahnhofshalle in Villach

Reinhold Wallner, Reginalmanager der ÖBB in Kärnten, sagte, man hoffte bis zuletzt auf eine Einigung. Die Vorbereitungen auf ein mögliches Scheitern der Verhandlungen wurden aber bereits in der Vorwoche getroffen. Alle Kunden wurden flächendeckend informiert, dass ein Streik am Montag alle Zugsverbindungen betreffen würde.

Reisende wurden informiert

Züge, die etwa im Bereich von Klagenfurt und Villach am Sonntag vor Mitternacht starten würden, blieben auf den Bahnhöfen stehen und starten dann am Dienstag um Mitternacht mit etwas Verspätung. Der Frühverkehr würde am Dienstag wieder normal verlaufen, so Wallner. Am Montag müssen sich die Kunden aber anderer Verkehrsmittel bedienen: „Das erste ist, dass man mit Kollegen Fahrgemeinschaften bildet, oder das Busangebot der Kärntner Linien nutzt oder dass man, wenn die Möglichkeit besteht, am Montag das Homeoffice nutzt.“

Landesweiter Bahnstreik

Die Kollektivverhandlungen der Eisenbahner sind in der fünften Runde am Sonntag gescheitert. Das bedeutet, dass ab Montag ein Bahnstreik herrscht. Ab Mitternacht fahren 24 Stunden lang keine Züge in Österreich.

Die ÖBB Standard- und Sparschiene-Tickets bleiben bis inkl. 05.12.2022 gültig oder werden rückerstattet. Auch Besitzer von Zeitkarten werden entsprechend der Fahrgastrechte entschädigt.

3.500 Schülerinnen und Schüler betroffen

Von den rund 22.000 Fahrgästen täglich nutzen rund 3.500 Schülerinnen und Schüler die Bahn. Für jene, die ohne Züge nur schwer oder gar nicht mehr in die Schule kommen können, zeigt die Bildungsdirektion Verständnis. Direktorin Isabella Penz: „Jene, die auf den Zugverkehr angewiesen sind und aufgrund des Bahnstreiks nicht in der Lage sind die Schule zu besuchen sind gerechtfertigt verhindert also entschuldigt.“

Bei zumutbaren Alternativen keine Dienstverhinderung

Auch für Lehrer oder Bedienstete, die ohne Bahn nicht oder nicht rechtzeitig in die Schule kommen, liegt ein Dienstverhinderungsgrund vor. Allerdings unter bestimmten Bedingungen. So muss die Dienstverhinderung der Schulleitung unverzüglich gemeldet werden. Es müsse jedoch zuvor alles zumutbare unternommen werden um in die Arbeit zu kommen, so Penz: „Was als zumutbar gilt wird im Einzelfall beurteilt. Das heißt, wenn Fahrgemeinschaften möglich sind oder die Fahrt mit einem Auto oder einem anderen öffentlichen Verkehrsmittel wie etwa dem Bus, der ja nicht vom Streik betroffen ist, dann liegt keine Dienstverhinderung vor.“

Vom Streik werden in Kärnten 350 Zugsverbindungen betroffen sein, davon 50 Fernverkehrszüge. Auch die Tauernschleuse mit 36 Zugsverbindungen steht. Wer zwischen Kärnten und Salzburg pendeln möchte, muss über die Tauernautobahn ausweichen.

Kritik vom Team Kärnten

Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer kritisierte in einer Aussendung wörtlich, der Gehaltsstreit werde eiskalt auf dem Rücken der Pendler und Schüler ausgetragen. Bei allem Verständnis für das Streikrecht und die Anliegen der Arbeitnehmerseite sei aus der Sicht Köfers solch eine dramatische Maßnahme das „allerletzte Mittel“, um Forderungen durchzusetzen und zum aktuellen Zeitpunkt nicht angebracht und nicht zweckdienlich.