Weltweit wurde im Jahr 2020 eine Billion Mikrochips produziert, aber nur zehn Prozent in Europa – ein nicht unbeträchtlicher Teil davon bei Infineon in Villach. Weil mittlerweile alle modernen Technologien Halbleiter benötigen, gehen Experten davon aus, dass sich die Nachfrage bis zum Jahr 2030 verdoppeln wird. Um davon profitieren zu können, wurde von der EU der European Chips Act beschlossen.
Johannes Hahn zum Chips Act der EU
Hahn: „Europa muss sich absichern“
Bei seinem Besuch präsentierte EU-Kommissar Johannes Hahn dieses Gesetz der Landesregierung und den Klubobleuten der Landtagsparteien. 3,3 Milliarden Euro stellt die EU zur Verfügung. Damit sollen EU-weit 43 Milliarden an öffentlichen und privaten Investitionen mobilisiert werden: „Die Erfahrungen aus der Pandemie, aus dem aktuellen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine haben gezeigt, dass wir Europäer uns mehr denn je auf eigene Füße stellen und uns absichern müssen gegen Probleme mit globalen Lieferketten-Ausfällen. Es ist wichtig, in strategische Bereiche zu investieren“, so Hahn.

Resolution der Landesregierung
Ergänzend dazu beschloss die Kärntner Landesregierung eine Resolution an die österreichische Bundesregierung. Darin wird der Bund unter anderem dazu aufgefordert sicherzustellen, dass die Mittel im European Chips-Act durch Österreich in größtmöglichem Ausmaß abgerufen werden. Es müsse eine ausreichende nationale Kofinanzierung sichergestellt werden, Österreich dürfe keine Nachteile gegenüber größeren Mitgliedsländern haben und die Mittel aus dem Chips Act müssten vor allem europäischen Unternehmen zu Gute kommen, so die Forderungen.

„Dringender Handlungsbedarf Europas“
Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) sagte, die Herstellung von Mikrochips und die Forschung zu neuen Materialien und höherer Leistungsfähigkeit, seien von immenser Bedeutung. Alle entscheidenden Zukunftstechnologien, von der Digitalisierung über Industrie 4.0 bis hin zu Green Technologies, brauchen Mikrochips. Man sei sich einig, dass Europa dringenden Handlungsbedarf habe und sich nicht länger auf Produktion und Zulieferung aus z.B. Taiwan verlassen dürfe.
EU investiert Milliarden
Der European Chips Act (ECA) wurde durch die Europäische Kommission am 2. August 2022 präsentiert und beinhaltet Investitionen in Höhe von rd. 43 Mrd. Euro bis 2030, die um private Investments in derselben Höhe ergänzt werden sollen. Damit soll der derzeitige Marktanteil Europas an der Welt-Chipproduktion von derzeit rund zehn auf 20 Prozent verdoppelt werden.
Ungleichgewicht innerhalb der EU
Es gebe aber ein Ungleichgewicht zwischen den Staaten innerhalb Europas, so Technologiereferentin Gaby Schaunig (SPÖ). Größere Mitgliedsstaaten wie Deutschland oder Frankreich können mehr nationale Fördermittel einsetzen als kleinere Länder und damit auch mehr Mittel aus dem ECA abholen. Es müsse daher seitens der Europäische Kommission Bestrebungen unternommen werden, gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Mitgliedsstaaten im Sinne eines „level playing field“ zu erreichen.

Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) betonte die wirtschaftliche Bedeutung der regionalen Halbleiterproduktion in Europa. In Kärnten habe es absolute Priorität, dass die EU-Mittel am Wirtschaftsstandort ankommen und regional investiert werden könne.
„Kärnten Hotspot der Chipproduktion“
Kaiser, Schaunig und Schuschnig verwiesen in diesem Kontext auf die immense Bedeutung beispielsweise der Infineon Technologies AG mit Standorten in Villach oder Graz, die den europäischen Branchenprimus im Halbleiter-Bereich darstelle. Diesen Vorreiter-Status bezeugten auch die getätigten Milliardeninvestitionen Infineons in den Standort Villach. Kärnten sei ein europäischer Hotspot in der Mikroelektronik. Mit einer entsprechenden Ausgestaltung des European Chips Act und der nationalen Kofinanzierungsmöglichkeiten könne die Leuchtturmfunktion für Europa noch weiter ausgebaut werden, so Kaiser und Schaunig.
Team Kärnten unterstützt Bemühungen
Gerhard Klocker (Team Kärnten), war bei der Regierungssitzung dabei und sagte gemeinsam mit Parteichef Gerhard Köfer in einer Aussendung, man unterstütze die gemeinsamen Bemühungen Kärntens, vom europäischen Chips Act auch maßgeblich zu profitieren. Die Resolution werde vom Team Kärnten mitgetragen. Die Chipproduktion sei ein ganz wesentlicher und zukunftsträchtiger Wirtschaftsbereich, dem man sich aufgrund der Thematik Infineon stärker widmen müsse.