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Gesundheit

Alkohol: Nur zehn Prozent machen Therapie

Mittwoch ist ORF-Schwerpunkttag zum Thema Alkoholmissbrauch. Laut Statistik nehmen nur zehn Prozent der knapp 40.000 Kärntnerinnen und Kärntner mit schweren Alkoholproblemen eine Therapie in Anspruch. Im Krankenhaus de La Tour in Treffen können 56 Menschen stationär untergebracht werden.

Acht Wochen dauert dort eine stationäre Behandlung. Mehr als eine Überweisung brauchen die Betroffenen nicht, doch der Schritt alleine ist für viele schon eine unüberwindbare Hürde. Es geht darum, sich einzugestehen, mit der Sucht alleine nicht fertig zu werden, sagte Verena Petscharnig, Klinische und Gesundheitspsychologin: „Der Schritt herauf ist ein ganz großer, weil er von Selbstzweifeln geprägt ist. Der Schritt nach Treffen gibt den Patientinnen und Patienten das Gefühl der Niederlage, weil sie es alleine nicht geschafft haben.“ Daher könne es nachher nur noch leichter werden.

Verschiedenste Angebote der Therapie

In diesen acht Wochen in Treffen erlernen die Patientinnen und Patienten wieder eine Tagesstruktur. Angeboten werden Bewegung, Kreativworkshops und Gesprächsrunden in der Gruppe oder allein mit der persönlichen Therapeutin. Dadurch werde es für die Suchtkranken wieder möglich, sich selbst wahrzunehmen, sagte Petscharnig: „Sucht hat viel mit Leiden zu tun, nimmt viel Lebensfreude, Aktivitäten. Mit Hilfe der Therapie bekommen sie das wieder zurück.“ Viele lernen auch, sich abzugrenzen und Nein zu sagen, viele seien zu nett gewesen und hätten immer anderen geholfen.

Verena Petscharnig ist Klinische und Gesundheitspsychologin
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Verena Petscharnig

In der Klinik vertrete man die totale Abstinenz. Ein Glas oder Schluck Punsch sei zu viel, da müsse man schauen, warum hat es das gebraucht und schlagen alte Bewältigungsstrategien wieder auf, so Petscharnig.

Alkoholsucht Schwerpunkttag

Therapie in Klinik als Basis

Die stationäre Therapie sei eine Basis. Allerdings sei die Phase danach, die zweijährige Nachbehandlung, die wichtigste Zeitspanne, um das Leben ohne Alkohol wieder in den Griff zu bekommen. Es werde geachtet, was noch verändert werden müsse und was gut laufe. Bei einem Rückfall gehe es darum, diesen schnell zu stoppen, so Petscharnig. Kärnten sei hier sehr gut aufgestellt durch die Ambulanzen der Diakonie in Villach und Spittal, und auch in Klagenfurt habe der Magistrat viele Angebote.

Betroffene schildern ihren Weg

Zwei Betroffene waren bereit, mit dem ORF zu sprechen. Nach einer kostenlosen stationären Behandlung in der Suchtklinik folgte eine zweijährige Nachbetreuung. Einer von ihnen ist Georg, der ein großes Etappenziel erreichte. Er hat wieder klare Visionen, was er aus seinem Leben machen möchte. Er kann wieder Nein zum Alkohol sagen und so soll es auch bleiben, sagte er. Georg möchte anderen Betroffenen Mut machen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auch er war trotz all der guten Vorsätze immer wieder machtlos, alleine gegen die Alkoholsucht zu kämpfen: „Sehr wichtig waren die Einzel- und Gruppengespräche mit den Kollegen, der Austausch und die Aktivitätsmöglichkeiten.“

Betroffener mit Psychologin
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Betroffener Patient Georg

Jan aus Oberösterreich ist derzeit auf halbem Weg der stationären achtwöchigen Therapie. Auch ihn zerstörte der Alkohol. Was ihm auf dem Weg zurück schon jetzt helfe, seien seine Pläne für die Zeit danach, die er täglich aufschreibt: „Ich muss in schwierigen Momenten darauf zurückgreifen können. Ich lenke mich ab und schreibe Gedanken auf, wenn ich Lust habe, zu trinken. Das ist ein Werkzeug, das ich hier übe.“

Gespräch des Teams in der Klinik de La Tour
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Teamgespräch bei de La Tour

Aus Minuten werden Stunden, aus Stunden Tage und Wochen: Zeit, sich vor Augen zu führen, was der Alkohol anrichtete. Dennoch werden 30 Prozent der Patientinnen und Patienten wieder rückfällig.