Siegfried Möstl beim Sammeln
ORF/Rosenzopf
ORF/Rosenzopf
Leute

Lebenslange Leidenschaft für Panini-Alben

Für viele Fußballfans hat das von Befüllen von Stickeralben bei Weltmeisterschaften und Europameisterschaften Tradition. Der Klagenfurter Siegfried Möstl gilt als einer der bekanntesten Panini-Sammler in Österreich. Er hat sämtliche Alben von der Weltmeisterschaft 1970 bis heute. Manches verkauft er auch.

Das erste Album des italienischen Herstellers Panini erschien 1970 im Rahmen der Fußball-WM in Mexiko. Damals musste man sogar noch eigenhändig mit Klebstoff die Pickerln im Heft anbringen. Im selben Jahr wurde Siegfried Möstl geboren. Das Sammeln wurde dem Klagenfurter also praktisch in die Wiege gelegt. „Ich bin ein Kind von Panini“, schmunzelt der 52-Jährige, der auch zahlreiche Star Wars-Figuren bei sich zuhause hat – mehr dazu in Ein Leben für den „Krieg der Sterne“ (kaernten.ORF.at, 22.12.2006)

Hilfe für Bekannte brachte Hobby zurück

Dabei war Siegfried Möstl in der Schulzeit noch mäßig erfolgreich beim Füllen der Panini-Alben. Damals hatte er aber noch nicht das Netzwerk an Fußballfans und Bekannten, das ihm heute eine große Hilfe ist. Daher wurde das Hobby vorerst auf Eis gelegt. Erst eine Arbeitskollegin hatte ihn 2006 wieder dazu gebracht.

„Sie sagte zu mir: ‚Bitte hilf mir, eine zwei Söhne kommen nicht weiter bei ihren Alben.‘ Also bin ich alle Leute abgegangen, die ich kenne, um die erforderlichen Pickerln zu organisieren. Das ging alles recht schnell. Dann dachte ich mir, so ein Album könnte ich doch auch für mich machen – und dann ist die Lawine losgegangen.“

Siegfried Möstl mit dem aktuellen Album und dem Album der WM 1978 in Argentinien.
ORF/Rosenzopf
Siegfried Möstl mit dem aktuellen Album und dem Album der WM 1978 in Argentinien, wo das legendäre Cordoba-Spiel stattfand

Zwei Tage für ein volles Album

Schon bald wurde er zu einem der bekanntesten Panini-Sammler in Österreich und auch einer der schnellsten. Nur wenige Tage braucht er, um die mehr als 600 Pickerln für ein Album zu organisieren. Seinen persönlichen Rekord konnte er im Rahmen der Fußball-WM 2014 in Brasilien aufstellen: „Damals war das Album in zwei Tagen voll“, erzählt er. So schnell geht es heute allerdings kaum mehr, denn die Zahl der Sammlerinnen und Sammler wird weniger. Somit ist auch das Tauschen schwieriger. Möstl vermutet, dass die steigenden Preise viele Interessierte davon abhalten würden.

Selten und teure Alben

Die Sammel-Leidenschaft von Möstl ist vorerst aber ungebrochen. Rund 70.000 Pickerln sind zuhause in Regalen und Kartons aufbewahrt. Er hat sogar die Sticker-Alben aller Welt- und Europameisterschaften bei den Frauen, so Möstl: „Das erste Album wurde bei der Frauen-Weltmeisterschaft 2011 herausgegeben. Das ist eines der seltensten und teuersten Alben, die es gibt, weil die Auflage damals so niedrig war. Der Kaufpreis betrug nur etwa 200 Euro. Dafür zahlt man heute am Sammlermarkt um die 2.000 Euro.“

Siegfried Möstl mit dem ersten Album einer Frauen-WM 2011
ORF/Rosenzopf
Siegfried Möstl mit dem Album zur Frauen-Weltmeisterschaft 2011

Siegfried Möstl hat sogar Alben aus dem Jahr 2020, als die Männer-Europameisterschaft aufgrund der Pandemie eigentlich abgesagt und auf 2021 verschoben wurde. „Das war ein eigenes Preview-Album von Panini. Ich kenne keinen einzigen, der dieses Album gekauft und alle Packerln gesammelt hat. Ich habe sogar zwei Alben davon.“

Selber einkleben muss nicht (immer) sein

Noch etwas fällt auf, wenn man die Sammlung von Siegfried Möstl durchstöbert: Es finden sich einige leeren Alben, deren zugehörige Pickerln extra verwahrt sind, aus gutem Grund. Möstl: „Ich mache bei jedem Ereignis immer ein Album komplett voll. Dann schaue ich, dass ich noch mindestens ein weiteres Album dazu habe – mit allen Bildern. Diese klebe ich aber nicht ein. Dann ist der Wert des Albums noch höher. Somit kann die jeweilige Käuferin oder der jeweilige Käufer alle Pickerln selber im Album einkleben.“

Besonders stolz ist er auch auf ein Pickerl der niederländischen Legende Johan Cruyff, das ihm jemand durch einen anonymen Brief zukommen ließ, sagte Möstl: „Ich bin sehr dankbar dafür. Offenbar ist jemand durch diverse Medienberichte auf mich aufmerksam geworden und hat es mir geschickt. Das Pickerl bedeutet mir sehr viel. Es hätte heute einen Sammlerwert um die 1.500 Euro.“

Siegfried Möstl mit dem Foto von Johan Cruyff
ORF/Rosenzopf
Siegfried Möstl mit dem Foto von Johan Cruyff

Verkaufen steht für den Sammler allerdings nur in den seltensten Fällen zur Debatte. „Es gab schon Anfragen wegen diverser Alben oder Pickerln, aber die will ich nicht hergeben, wenn ich nur ein Stück davon habe. Denn ich war immer schon ein Jäger und Sammler. Wenn ich weiß, dass es von einem bestimmten Produkt zehn Teile gibt, und ich habe nur neun davon, dann muss ich auch das zehnte finden.“

„Einmal geht es noch“

Das Sammeln wird für ihn also bei den nächsten Großereignissen weitergehen. „Ich habe zwar schon öfter in Freundeskreisen gesagt, dass ich bald aufhören werde, aber sobald ein neues Turnier ansteht, denke ich mir immer: Einmal geht es noch.“ Zudem mag er es, anderen beim Füllen der Alben zu helfen. „Es kommt immer wieder vor, dass mich Leute kontaktieren, weil sie dringend ein Sticker suchen. Manche sind den Tränen nahe, wenn ich genau dieses Bild für sie habe und sie somit ein Album voll machen können. Das ist für mich fast noch schöner, als wenn ich für mich ein Album fertigstelle.“

Wer Unterstützung bei einem Album brauchen kann Siegfried Möstl per E-Mail erreichen.