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Chronik

Uni wirft Bund Taschenspielertricks vor

Scharfer Protest gegen die Sparpläne der Bundesregierung kommt auch von der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Rektor Oliver Vitouch spricht von Taschenspielertricks des Bundes. Von einer drohenden Zahlungsunfähigkeit sprach vor kurzem die Rektorin der TU Wien. Sie kündigte an, die TU über Weihnachten für vier Wochen zu schließen.

Als Vorsitzende der Universitätenkonferenz hatte Sabine Seidler zuletzt aufgrund der Teuerung eine Aufstockung des Unibudgets um 1,2 Milliarden Euro bis 2024 gefordert – mehr dazu in Unibudget: Weiter Forderung nach Plus von 1,2 Mrd. Euro (ORF.at; 10.11.2022). Martin Polaschek, Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, empfahl den Universitäten, Budgetposten umzuschichten – mehr dazu in Unibudget: Lehre und Forschung laut Polaschek möglich (ORF.at; 11.11.2022). Jedoch fließen bis zu 80 Prozent des Budgets der Universitäten allein in die Gehälter, sodass zuzüglich Mieten und Energie der Großteil fix verplant ist. Das gelte auch für die Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, sagte Rektor Oliver Vitouch.

Minister sollte sich „entsprechend ins Zeug legen“

Vitouch kritisierte Minister Polaschek: „Man könnte von einem Wissenschaftsminister – obendrein einem ehemaligen Rektor – schon erwarten, dass er sich in den Verhandlungen mit den Regierungskollegen und insbesondere mit dem Finanzministerium für das Ressort für das er zuständig ist, entsprechend ins Zeug legt und sich nicht auf eine Regierungslinie begibt, die offensichtlich in erster Linie einem Sparkurs geschuldet ist.“

Über den österreichischen Hochschullehrer und Quantenphysiker Anton Zeilinger, dem der Nobelpreis für Physik zuerkannt wurde, würden sich alle freuen, sagte Vitouch, der aktuelle „Schwundkurs“ für die Unis sei ein Widerspruch dazu.

Taschenspielertrick: Kaufkraft zählt

Die Aussagen von Minister Polaschek, die Unis hätten mehr Geld denn je, verärgern Vitouch: „Das ist ja fast possierlich. Ja eh, mehr Geld als 2016 bis 2018 und als 2019 bis 2021. Es gibt nämlich so etwas wie Inflation. Überraschung. Wir reden natürlich von der Kaufkraft und nicht von absoluten Zahlen. Das ist ja nun wohl ein Taschenspielertrick.“

Noch habe die Alpen Adria Universität keine Schließtage geplant, um zu sparen, sagte Vitouch: „Wir werden schon über den Winter kommen. Die Schwierigkeit ist in Wirklichkeit die mittelfristige Budgetentwicklung der Universitäten.“

Vitouch: Nicht wieder ins Distance-Learning kippen

Die Energiekosten werden reduziert, so weit es möglich ist. Es gebe 19 Grad Raumtemperatur und Gebäudeschließungen in der Nacht, sagte Rektor Vitouch: „Was wir allerdings nicht wollen – oder nur im Ausnahmefall einer Energieverfügbarkeits-Krise in Betracht ziehen – ist, jetzt wieder ins Distance-Learning zu kippen.“

Die Stunde der Wahrheit werde bei den Gehaltsverhandlungen schlagen, sagte Vitouch. Der öffentliche Dienst werde kaum unter der Inflationsrate abschließen. Gleich danach starten die Gehaltsverhandlungen für das Universitätspersonal. Die Universitätsbudgets müssen dabei für die Gehaltsabschlüsse für drei Jahre reichen.