Mit 81 Jahren steht Schiedsrichter Silvester Diöthe noch immer auf dem Platz, auch am zweiten Wochenende im November. Die U11 des SAK Klagenfurt spielte gegen den Annabichler Sportverein (ASV). Diöthe: „Ich bin körperlich gut drauf. Ich rauche nicht, ich trinke nicht, meine Augen sind operiert. Ich bin zum Glück topfit.“
Zu wenig Fußballschiedsrichter
Jedes Wochenende mehrere Spiele pro Schiedsrichter
Den Überblick hat er und seine Erfahrung ist mehr denn je gefragt, denn die Zahl der Unparteiischen in Kärnten nimmt ab. Es sei schwierig, jedes Wochenende 450 Spiele mit 150 Schiedsrichten zu besetzen, sagte Klaus Mitterdorfer, der Präsident des Kärntner Fußballverbandes.
Mitterdorfer: „Wir brauchen ja bis zu drei Schiedsrichter pro Spiel und das ist einfach nicht mehr möglich. Wir versuchen daher Maßnahmen zu setzen, um da gegenzusteuern und Männer und Frauen wieder zu begeistern, Schiedsrichterin oder Schiedsrichter zu werden.“
Bereits Hilfs-Schiedsrichter eingeführt
Vor allem die Vereine wurden aufgefordert, selbst etwas beizutragen und in ihren eigenen Reihen nach Schiedsrichtern suchen, sagte Mitterdorfer. Auch sogenannte Hilfs-Schiedsrichter wurden eingeführt.
Mitterdorfer: „Die Hilfs-Schiedsrichter können bei Nachwuchsspielen im eigenen Vereinen oder auch als Assistent im Erwachsenenfußball eingesetzt werden. So haben wir in den letzten Jahren 80 Hilfsschiedsrichter ausgebildet.“ Jedem Verein winken 1.000 Euro Prämie, wenn ein Schiedsrichter zumindest für ein Jahr eingesetzt wurde.

Rauer Ton schreckt junge Schiedsrichter ab
Es ist vor allem der raue Ton auf den Plätzen und auch in den sozialen Medien, der abschreckt, sagt der Verband. Schiedsrichter-Obmann Klaus Hitzenhammer: „Das große Problem das wir haben ist, dass alle sehr ehrgeizig sind. Die Eltern sind ehrgeizig, oft zu ehrgeizig und das betrifft hauptsächlich den Nachwuchsbereich. Dann fallen gewisse Worte am Sportplatz, die normalerweise nicht fallen sollten. Und da ist das große Problem, dass die jungen Schiedsrichter oft wieder aufhören.“
Hitzenhammer tritt für mehr Verständnis für einander ein: „Hier sollte wirklich angesetzt werden. Der junge Mensch macht Fehler. Kein Schiedsrichter ist makellos, das sage ich ganz offen und ehrlich. Aber es braucht einfach mehr Miteinander. Daher bitte ich alle Zuschauer von außen, dass es auch ein bisschen mehr Menschlichkeit gegenüber den Schiedsrichtern gibt.“

Mit dem rauen Ton kommt der routinierte Diöthe gut zurecht: „Für mich ist es eine Leichtigkeit, ich kann sehr gut mit den Kindern, aber auch mit den Eltern. Wenn einmal jemand etwas hinein schreit, dann sage ich schon zurück: Gebt’s eine Ruhe. Und wenn jemand zu mir ruft: Du bist ein Blinder, sage ich zurück: Meine Augen sind frisch operiert, also wird es wohl passen.“
Arbeit mit der Jugend macht Freude
Mehr Rücksichtnahme soll also dazu beitragen, dass wieder mehr zur Pfeife greifen. An diesem Spieltag der U11 sind die Spieler zufrieden mit Schiri Diöthe. Immerhin erklärt er auch seine Entscheidungen und pfeift sehr umsichtig. Kommunikation ist eben einfach alles.
Und Diöthe möchte noch ein paar Jahre weitermachen: „Wenn ich gesund bleibe und die Vereine mich weiter anrufen, dann mache ich das weiter das ist keine Frage. In Deutschland gibt es Schiedsrichter, die bis zu 90 Jahre alt sind. Man bleibt mit der Jugend zwar selbst nicht jung, aber man wird auch nicht so alt.“ Und so manche Kritik kann wohl mit der Erfahrung auch leichter weggesteckt werden.