Bühnenbild mit Foto von Michael Born
Hanna Hofstätter
Hanna Hofstätter
Kultur

Stück über Vater der Fake News

In einer Zeit, in der man sich genau darüber informieren muss, wer einen informiert, beschäftigt sich die jüngste Produktion des Klagenfurter Ensembles mit einem Mann, der sozusagen ein Urvater der Fake News ist. Der deutsche Journalist Michael Born inszenierte seine Dokumentationen selbst, zahlreiche Privatsender fielen darauf herein.

Das Klagenfurter Ensemble zeigt die Uraufführung des Stücks „Born to fake“ als Koproduktion mit der Mokino Filmproduktion und dem Kulturjahr Graz 2020/21 am Samstag, dem 12. November. Bis 27. November ist das Stück noch neun Mal zu sehen.

Uraufführung Born to Fake im KE

Stern TV ging Born auf den Leim

Michael Born war zunächst Kriegsberichterstatter. Er brachte die Bilder von Saddam Husseins Giftgaseinsatz an die Öffentlichkeit. Und weil die Sender immer neues, immer reißerisches Material brauchen, begann er damit, seine Dokumentationen selbst zu inszenieren. Das Treffen von US -Amerikanischen Nazis stellte er mit Freunden nach, weil der Sender Ku-Klux-Klan-Gewänder sehen wollte, die beim tatsächlichen Treffen nicht getragen wurden.

Szene mit Alexander Mitterer, Benjamin Kornfeld und Sonja Kreibich
Hanna Hofstätter
Szene mit Alexander Mitterer, Benjamin Kornfeld und Sonja Kreibich (v.l.n.r.)

Einige TV-Magazine, aber vor allem stern TV mit Günther Jauch, gingen Born auf den Leim. Dafür saß Born auch einige Zeit im Gefängnis. Vom Gericht wurden ihm 16 gefälschte Dokumentationen nachgewiesen, im Dezember 1996 wurde er wegen vollendeten Betrugs in 17 Fällen und versuchten Betrugs in drei Fällen zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt. Bereits im Jahr 1997 kam er als Freigänger aus dem Gefängnis.

Bild aus Born-Dokumentation als Kriegsberichterstatter aus dem Irak
Bildarchiv Michael Born
Als Kriegsberichterstatter berichtete Born vom Krieg im Irak

Born als medialer Münchhausen

Michael Born war eine schillernde Figur, der österreichische Filmregisseur Roland Berger war ihm ein Freund über Jahrzehnte: „Er hat auf Menschen unterschiedlichster Art spontan reagieren können. Er konnte mit ihnen reden und gleichzeitig etwas erfinden, um ihnen ein G’schichterl zu drucken. Und wenn der das g’fressen hat, dann war er glücklich.“

Als medialer Münchhausen verbreitete Born die Geschichte der Drogenkröten aus Australien, er fakte Geisterbeschwörungen oder auch Geschichten über den Export von australischem Kängurufleisch. Regisseur und Autor Josef Maria Krasanovsky: „Hinter jedem Beitrag steckt eigentlich der Wunsch nach einer gesellschaftlichen Veränderung. Das hat mich extrem begeistert.“

Regisseur Josef Maria Krasanovsky
ORF
Regisseur und Autor Josef Maria Krasanovsky

Letzte Arbeit war Born to fake

Seine letzten Lebensjahre verbrachte Born in Griechenland und Graz. In seinen letzten Monaten in Graz lebte er bei Roland Berger und arbeitete an dem Theaterprojekt Born to fake. Born starb im Jahr 2019 im Alter von 60 Jahren.