Kelag Zentrale in Klagenfurt
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Chronik

KELAG senkt Grundversorgungstarif

Die KELAG hat ihren Grundversorgungstarif für Privatkunden von 60 Cent pro Kilowattstunde auf nunmehr 10,87 Cent gesenkt. Für Privatkunden gibt es eine Preisgarantie bis zum 1. April des nächsten Jahres, wie die KELAG am Donnerstag bekanntgab. Wie es danach weitergeht, ist vorerst noch ungewiss.

Vorstandssprecher Manfred Freitag reagierte am Donnerstag auf die Diskussionen um die Stromtarife. Demnach würden 92 Prozent der Privatkunden 10,87 Cent bezahlen, die Stromkosten „für die allermeisten Privatkunden der KELAG“ seien somit im Vergleich zum Vorjahr unverändert geblieben.

Mehr bezahlen würden nur jene vier Prozent Kunden mit „Floater-Tarif“, der sich am Marktpreis orientiert. Sie zahlen mit November 43,35 netto pro Kilowattstunde (kWh). Weitere vier Prozent sind Neukunden, die den Marktpreis von 45 Cent bezahlen.

Angebot für Kunden mit Schutzbedarf

Zur Grundversorgung für Privatkunden mit Schutzbedarf hieß es, die KELAG habe diesen Kunden „zuletzt auch ermöglicht, in den günstigen Stromtarif für Bestandskunden zu wechseln“, also 10,87 Cent. Außerdem haben auch „schutzbedürftige Kunden“ mit Hauptwohnsitz in Kärnten ab sofort die Möglichkeit, in den Grundversorgungstarif zu wechseln. Zu den schutzbedürftigen Kunden gehören auch jene Bürgerinnen und Bürger, die von der GIS befreit sind.

Flüsse führen wenig Wasser

Für das kommende Jahr gibt die KELAG bis zum 1. April eine Preisgarantie ab. Wie es danach weitergeht, ist offen. Preiserhöhungen von bis zu 500 Prozent, von denen zuletzt gerüchteweise immer wieder die Rede war, werde es aber sicher nicht geben, betonten die Vertreter der KELAG. Vorstandssprecher Manfred Freitag sagte, die KELAG müsse derzeit teure Energie auf dem internationalen Strommarkt einkaufen und die Preise dann auch an die Kunden weitergeben. Grund sei die niedrige Wasserführung bei den Kärntner Flüssen, die momentan gerade einmal 72 Prozent betrage.

Preis richtet sich nach dem Markt

Auf die Frage, wie hoch der Strompreis für Privatkunden nach dem 1. April ausfallen wird, sagte Freitag, er könne das schwer beantworten. Der Preis werde vom Markt bestimmt. Derzeit gebe es leichte Entspannung, aber ob das so bleiben werde, könne man nicht sagen.

Der Großteil der Kunden müsse sich jedoch keine Sorgen machen. Denn 60 Prozent der Kunden hätten sogar weniger als 2.900 kWh jährlichen Stromverbrauch. Für sie sind die Tarife bis 30. Juni 2024 gedeckelt. Wer mehr verbraucht, werde zwar mehr zahlen müssen, aber es werde noch einen Teuerungsausgleich geben, betont KELAG-Vorstand Danni Güthlein.

Heizen mit Gas und Öl doppelt so teuer

Deutlich teurer geworden ist jedenfalls das Heizen mit fossiler Energie. So würden die Kosten bei Gasheizungen und Ölheizungen jetzt rund 400 Euro im Monat betragen, früher seien die Kosten bei 200 Euro gelegen. Hier sei die massive finanzielle Belastung bereits zu spüren.

47 Windkraftanlagen in Planung

Die Kostensteigerung war am Donnerstag auch Thema einer Energiekonferenz in Velden mit Umweltministerin Leonore Gewessler (Die Grünen). Sie betonte, dass Strom sauber und lokal erzeugt werden müsse, etwa durch Photovoltaik und Windkraft. Gewessler: „Gerade Kärnten hat ein großes Windpotenzial. Das müssen wir nützen, damit wir unsere Klimaziele erreichen können. Den Menschen ist bewusst, dass wir gerade mit fossiler Energie erpresst werden. Der Wind schickt aber keine Rechnung.“

Laut Umweltreferentin Sara Schaar (SPÖ) seien derzeit 47 Windkraftanlagen für Kärnten in der Pipeline.

Umweltministerin Leonore Gewessler in Velden
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Umweltministerin Leonore Gewessler in Velden

FPÖ und Team Kärnten sprechen von Erfolg

Die Kärntner FPÖ sprach am Donnerstag in einer Aussendung zum Grundversorgungstarif von einem „wichtigen Erfolg für die Kärntner FPÖ, die Kärntner Bevölkerung und die Kleinunternehmen im Kampf für faire und günstige Strompreise in Kärnten“. In einem weiteren Schritt müsse so schnell wie möglich sichergestellt werden, „dass sich Energiekonzerne nicht auf Kosten der Bevölkerung eine goldene Nase verdienen“, so die FPÖ.

Auch das Team Kärnten reklamiert die Tarifsenkung für sich. „Das Umdenken der KELAG ist insbesondere auch dem permanenten Druck des Team Kärnten geschuldet, den wir in den vergangenen Wochen aufgebaut haben“, meint TK-Chef Gerhard Köfer, der allerdings für das kommende Jahr große Bedenken äußert: „Die Preisgarantie der KELAG gilt nur bis zum 1. April 2023. Wie es danach weitergeht, ist völlig offen und starke Preiserhöhungen nicht ausgeschlossen.“

81,4 Prozent mehr Gewinn für Verbund

Am Donnerstag wurde auch bekanntgegeben, dass der Verbund als Österreichs größter Stromerzeuger infolge der gestiegenen Großhandelspreise für Strom einen Gewinnsprung hingelegt hatte. In den ersten drei Quartalen 2022 kletterte das Konzernergebnis um 81,4 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Der operative Gewinn stieg auf 1,9 Milliarden Euro nach 1,2 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum.

Dennoch traut sich das Management im Gesamtjahr nun weniger zu als bisher gedacht. Begründet wurde das unter anderem mit den geplanten Maßnahmen der EU zur Gewinnabschöpfung bei Energieunternehmen. Ziel dieser Maßnahme sei es, die extrem hohen Energiepreise zu senken und den Staaten finanziellen Spielraum für eine Reduktion der Endkundenpreise zu schaffen.