Eine Geburt im Jahr 1915 war sowieso schon riskant, auf dem Weg hinauf zur Alm beim Essentragen und ganz alleine erst recht. Karenz gab es damals nicht, die Frauen mussten bis zur Geburt hart arbeiten. Die Geschichte von Barbara Markl und ihrer Tochter Anna bleibt durch eine Erinnerungstafel in den Karawanken erhalten. Ein Stück Familiengeschichte, das immer wieder saniert werden muss.

Christian Kogler ist der Enkel von Barbara Markl, bald 72 Jahre alt und wohnt in Feistritz im Rosental. Er erinnert sich an eine schmächtige kleine Frau, die noch im hohen Alter viel zu Fuß unterwegs war. Am 1. August 1915 stapfte seine Großmutter mit Körben voller Essen für die Halter beladen hinauf auf die Alm. Neben der schweren Last war sie auch noch hochschwanger. Bei der Wetterlärche, auf halbem Weg, platzte ihre Fruchtblase, erzählte Kogler. Sie habe unterwegs allein entbunden, das Kind eingewickelt, dann sei sie weiter auf die Alm marschiert. Zäh war sie, sagt der Enkel.
Maler der Tafel unbekannt
Während in vielen Teilen Europas der erste Weltkrieg Fahrt aufnimmt, hat die Magd hier ihr eigenes Leben zu bewältigen mit ihrem kleinen Kind. Auf der überdachten Holztafel steht „Da hat a Kindl´s erschte mal, das Licht da Wolt dasegn.“ Gemalte Engel beschützen Barbara und ihre neugeborene Anna auf der Gedenktafel in naiver Malerei samt Rosen. Christian Kogler ist der Sohn des damaligen Säuglings Anna: „Sie hat immer gesagt, geboren auf der Matschacher Alpe.“ Seine Mutter hätte mehr zu erzählen gehabt, sagt Christian Kogler, er habe aber selbst kaum Erinnerungen.
Auch die Erinnerung an die Geburt auf dem Almweg verblasst. Auf dem Schild bröckelt die Farbe, die zweisprachigen Aufschriften sind teilweise abgewittert. Unter dem kleinen Holzdach der Tafel sind die Farben noch weit frischer. Wer und wann die Tafel anbrachte, weiß Enkel Christian Kogler nur vage. Das sei schon viele Jahre her, einmal sei sie restauriert worden.
Harte Zeiten für Frauen
Kogler ist immer wieder am ungewöhnlichen Geburtsort seiner Mutter Anna, gerade vor Kurzem sei er ins Bärental gegangen. Da gehe er jedes Mal an der Lärche mit der Tafel vorbei. Die Zeiten waren damals hart für eine ledige Mutter. Manchmal denke er, wie anstrengend es für die Großmutter und Mutter gewesen sein muss, sagt der Enkel. Die Menschen hätten viel aushalten müssen, die Großmutter sei immer fröhlich gewesen und habe Lieder gesungen, trotz des harten Lebens.