Spaltfrüchte des Bergahorns
Roland Eberwein
Roland Eberwein
Umwelt

Raffinierte Verbreitungswege der Pflanzen

Pflanzen haben unterschiedliche Strategien, ihre Früchte und Samen zu verbreiten und somit für Jungpflanzen zu sorgen. Das reicht vom Gefressen werden über das Austrocknen bis hin zum Wegschleudern der Samen oder die Nutzung von Wind und Regen. Allen gemeinsam ist das Ziel, möglichst viel „Nachwuchs“ zu erzeugen.

Roland Eberwein vom botanischen Garten Klagenfurt sagte, der Hebst sei die Zeit der Früchte, die Fruchtbiologie sei sehr spannend und vielfältig. Es geht hier vor allem um die Verbreitung, so Eberwein: „Im primitivsten Fall fallen sie auf den Boden, das funktioniert für die Verbreitung nur bedingt, weil die Früchte nicht weit vom Stamm liegen bleiben. Meistens ist die Ausbreitung aber gekoppelt mit einer weiteren Methode, wie zum Beispiel durch Tiere.“

Edelkastanie
Roland Eberwein
Die Edelkastanie fällt mit Hilfe der Schwerkraft zu Boden, die Barochorie.

Tiere bereiten Samen auf

Tiere fressen die Früchte, die Samen passieren den Magen-Darm-Trakt, werden durch Enzyme für die Keimung aufbereitet und werden als Düngerpaket ausgeschieden, so Eberwein. Diese Ausbreitung sei sehr effektiv und könne sich sehr weit erstrecken. Biologen nennen es Endozoochorie. Hilfreich ist dabei auch die Farbe der Früchte: „Vögel fliegen auf rot, die Ebereschen zum Beispiel sind jetzt knallrot und werden gerne gefressen. Die Samen werden im Vogel weiter transportiert und an unterschiedlichen Stellen abgesetzt.“

Apfelfrüchte
Roland Eberwein
Die Eberesche wird von Vögeln gefressen

Das Fressen ist aber nicht die einzige Art der Verbreitung durch Tiere, es gebe noch die Epizoochorie, das bedeute, Früchte oder Samen bleiben an Tieren außen haften wie Klettfrüchte. Sie bleiben eine Weile hängen und fallen irgendwann ab, um an einer neuen Stelle zu keimen.

Klette
Roland Eberwein
Die Klette bleibt hängen, oft sehr unerwünscht, zum Beispiel auf Hunden

Vom Wind vertragen

Auch der Wind könne eine Rolle spielen, so Eberwein: „Wind ist ein tolles Phänomen, kann Samen und Früchte weit vertragen. Es gibt unterschiedliche Strategien. Manche Samen und Früchte haben Haare oder kleine Fallschirme wie der Löwenzahn. Der Ahorn bildet Propeller, Schraubenflieger, die das Herunterfallen extrem verlangsamen und bei leichtem Wind verfrachtet werden können. Manche Pflanzen brechen als Ganzes ab und rollen, wie die Steppenroller. Während des Rollens werden die Früchte ausgestreut.“

Löwenzahn mit kleinen Fallschirmen
Roland Eberwein
Der Löwenzahn setzt bei seinen Samen auf den Wind, die Anemochorie

Regen schleudert Samen nach draußen

Es gebe auch Pflanzen, die Regen nutzen, das sei die Ombrochorie: „Dabei können in schälchenförmigen Früchten die Regentropfen hineinfallen und die Samen hinausschleudern.“ Es gebe auch solche, die austrocknen, die Turgor, Saftdruckphänomene, nutzen und die Früchte explodieren lassen. Klassisch seien die Schmetterlingsblütler, die die trockenen Hülsen aufplatzen lassen. „Durch das Aufplatzen wird eine Drehbewegung hervorgerufen, die die Samen weit hinausschleudert. Das hört man beim Goldregen, wenn die reifen Hülsen knacken und die Samen herausfallen. Die Saftschleuderer sind zum Beispiel das Springkraut, wenn man das nur berührt, explodiert es.“

Hülsen des Goldregens
Roland Eberwein
Die Samen des Goldregens werden durch das Platzen der Schoten weggeschleudert, das nennt man Selbstausbreitung oder Autochorie

All diese interessanten Phänomene der Ausbreitung könne man jetzt im Herbst sehen, so der Biologe.