Symbolbild Equal Pay Day
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Wirtschaft

Frauen verdienen um 17,1 Prozent weniger

Durchschnittlich verdienen Frauen in Kärnten um 17,1 Prozent weniger als Männer. Auf das Ungleichgewicht beim Verdienst von Männern und Frauen soll der „Equal Pay Day“ am 30. Oktober aufmerksam machen. Die Gewerkschaft fordert, dass Kinderbetreuung und unbezahlte Pflegehilfe in der Familie mehr anerkannt werden.

Im Vergleich zu anderen Bundesländern liegt Kärnten im Mittelfeld, was die Gehaltsschere zwischen Männern und Frauen betrifft. Im Vergleich zu den Vorjahren ist der Einkommensunterschied – statistisch gesehen – auch gesunken, sagt Silvia Igumnov, die Vorsitzende der ÖGB Frauen in Kärnten: „Wir haben nach wie vor einen Gehaltsunterschied zu den Männern von 17,1 Prozent. Das heißt, dass die Frauen ab dem 30. Oktober statistisch gesehen gratis arbeiten. Das sind heuer 63 Tage, wo die Männer das schon erreicht haben, wofür die Frauen noch bis Jahresende arbeiten müssen vom Gehalt her.“ In der Landeshauptstadt Klagenfurt, wo Frauen besser verdienen, verschiebt sich der Equal Pay Day nach hinten, auf den 18. November, während er in Spittal an der Drau schon am 1. Oktober stattgefunden hat.

Unterschiede in Bezirken

Sieht man sich die Kärntner Bezirke an, zeigen sich deutliche regionale Unterschiede, was den geschlechtsspezifischen Einkommensunterschied betrifft: Den niedrigsten Wert weist Klagenfurt Stadt mit 12 Prozent auf, Spittal an der Drau hat mit 25,1 Prozent den schlechtesten Wert. Ein klares Stadt-Land-Gefälle lässt sich dennoch nicht erkennen, denn Hermagor liegt mit 15,2 Prozent an zweitbester Stelle hinter Klagenfurt, während der Einkommensunterschied in Villach Stadt mit 19,4 Prozent unter dem Kärnten-Durchschnitt liegt.

Die Zahlen, auf denen die Berechnung beruht, stammen aus der Anfangszeit der Pandemie 2020. Sie spiegeln die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt insgesamt wider, so Igumnov: „Da war es so, dass Frauen in besser bezahlten Jobs eher die Jobs behalten haben in den Lockdowns und die Männer eher in Kurzarbeit gehen mussten in diesen Branchen und bei ihnen keine Überstunden angefallen sind. Das verzerrt das Bild.“

Gewerkschaft fordert höheren Stellenwert für Care-Arbeit

Schon seit Jahren zeige sich, dass Kinderbetreuung und unbezahlte Pflegehilfe innerhalb der Familie vorwiegend von Frauen übernommen werden. Auch diese Arbeiten müssten mehr anerkannt werden, fordert die Gewerkschaft. „Wir haben immer wieder mit Fällen zu tun, wo uns Frauen ganz verzweifelt anrufen und um Hilfe bitten, weil sie keinen Kinderbetreuungsplatz für die Kinder bekommen und nach der Geburt wieder ins Berufsleben einsteigen wollen“, sagt Silvia Igumnov.

Ein ähnliches Bild zeigt eine Untersuchung der Arbeiterkammer Kärnten, sagt Michaela Eigner-Pichler, Leiterin des Referats „Beruf, Familie & Gleichstellung“: „In zehn Partnerschaften beteiligen sich nur zwei Väter an der Kinderbetreuung. Acht von zehn Vätern gehen weder in Karenz, noch beziehen das Kinderbetreuungsgeld – und das, obwohl Väter schon seit 30 Jahren rechtlich gesehen ebenfalls in Karenz gehen können. Der Papamonat ist seit fünf Jahren gesetzlich verankert. Hier gibt es viel Aufholbedarf.“ Dies sei notwendig, damit Mütter nach der Rückkehr ins Berufsleben nicht automatisch in die Teilzeit gedrängt werden.

EqualiZ: Einkommensgleichheit hat Rechtsgrundlage

Seit 25 Jahren sieht sich das Kompetenzzentrum mit feministischer Haltung „EqualiZ“ als Anlaufstelle für Mädchen. Hier ist man überzeugt: Damit sich langfristig etwas auch in der Gesellschaft verändert, gehe es nicht nur darum, jungen Mädchen zu vermitteln, welche Jobs eine sichere Existenzgrundlage bieten und wie sie zukunftsweisend mit ihrem Geld umgehen. Laut Petra Feier müssen gerade jungen Mädchen der Wert ihrer Qualifikationen und ihr eigener Wert als Person klargemacht werden. Außerdem sei darauf zu achten, dass eine gleichwertige Entlohnung von Frauen und Männern „ein Recht und kein Wohlwollen“ sei: „Es ist wichtig, dass man das den jungen Menschen sagt, dass das wirklich eine Rechtsgrundlage hat und dass man das sehr wohl auch bis zu einem gewissen Grad einfordern kann.“

Am 3. und 24. November bietet auch das Referat für Frauen und Gleichstellung kostenlose Online-Workshops zum Thema „Finanzielle Zukunft ohne Lücken“ an. Einer von vielen Schritten, der zu mehr Gleichstellung beitragen soll.

Reaktionen

Landesfrauenbeauftragte Martina Gabriel betont: „Die vielen Krisen, die uns derzeit beschäftigen, bergen die Gefahr, dass das Thema Gleichstellung in den Hintergrund gerät. Dabei ist Gleichstellung Schlüsselthema und Problemlösung: Aufgrund von Rahmenbedingungen, die eher hemmen als fördern, liegt in Zeiten von Arbeitskräftemangel ein Potenzial an Arbeitnehmerinnen und damit an Wirtschafts- und Innovationskraft brach. Wenn wir Frauen fördern und stärken, stärken wir unsere Wirtschaft und Gesellschaft.“

Landesrätin Sara Schaar (SPÖ) sieht folgende Lösungsansätze, die vor allem Maßnahmen auf Bundesebene voraussetzen: „Wir brauchen flächendeckende Kinderbetreuung mit entsprechenden Öffnungszeiten, ausreichend Pflegeplätze für Angehörige und eine bessere Anrechnung von Betreuungszeiten. Außerdem höhere Löhne für Branchen, in denen vorwiegend Frauen arbeiten sowie Lohntransparenz und gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit, etwa durch ein Lohntransparenzgesetz nach dem Vorbild Islands. Und nicht zuletzt eine Sensibilisierung für Rollenklischees und eine Stärkung der Selbstbehauptung von Frauen.“

Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer fordert einen Betreuungsscheck für jedes Kind ab dem Alter von einem Jahr ein, der in öffentlichen und privaten Betreuungseinrichtungen gelten soll. Laut Experten würde dies zu einem größeren und qualitativ besseren Betreuungsangebot führen. Auch wer sein Kind nach der Karenzzeit selbst betreuen möchte, sollte – ohne Nachteile – die Möglichkeit dazu haben, so Köfer.