Es ist die Verbundenheit der Verstorbenen mit ihrer Heimat, die die Florian Gschweidl und Bernhard Lapusch symbolisch mit ihren Werkstücken zum Ausdruck bringen möchten.
Die Idee dazu lieferte Bernhard Lapuschs Großonkel: „Er hat, als seine Frau verstarb, ihre Lieblingsfliese von zu Hause zu ihrem Grab getragen. Wir haben uns gedacht, das ist eine total schöne Idee. Wir haben uns während des Studiums auf die Fertigung von Urnen fokussiert und in unseren Bachelor- und Masterarbeiten ein Harz entwickelt, das komplett natürlich ist und mit dem die Urne ausgegossen werden. Wir haben auch eine Methode entwickelt, mit der wir das Holz innerhalb von kürzester Zeit trocknen können.“
Schrittweise von der Idee zum fertige Produkt
Florian Gschweidl, der sich auch um den Vertrieb kümmert, sagte, der gesamte Entstehungsprozess von der Idee zum fertigen Projekt sei sehr spannend gewesen: „Wir hatten keine Vorkenntnisse in dem Bereich und auch keinen in der Familie oder im Bekanntenkreis, der Bestatter ist. Das heißt, mussten alle Informationen erst sammeln und hatten dann zum Glück auch ein paar Bestattungsunternehmen – damals noch in Salzburg – die uns sehr unterstützt und wichtige Informationen gegeben haben.“
Auch durch ein Startup-Center, das es an ihrer Fachhochschule gab, wurden die beiden laufend betreut. „So haben wir das stückweise aufgebaut“, sagt Florian Gschweidl.

Lärchenrinde und Zirbenspäne als Ausgangsmaterial
Der Markteintritt verzögerte sich pandemiebedingt um zwei Jahre. Was aber letztendlich kein Nachteil war, sagte Bernhard Lapusch: „So spezialisierten wir uns noch einmal auf die Produktentwicklung und fertigen die Urnen seither aus Lärchenrinde oder Zirbenspänen. Sie sind eigentlich ein Nebenprodukt oder Reststoff, der zu einem Produkt gemacht wird. Wir bringen die Materialien, die einmal aus dem Wald geholt wurden und nicht mehr weiter verwenden können – zum Beispiel in Form einer Naturbestattung – wieder in den Boden zurück.“
Natürliche Optik und Geruch
Die beiden Jungunternehmer arbeiten eng mit anderen österreichischen Unternehmen zusammen, die zum Beispiel die Holzspäne in Form pressen. In der „Edelzweig“-Werkstatt in St. Georgen am Längsee werden die Natururnen dann zusammengesetzt und – je nach Kundenwunsch – verziert.
Bernhard Lapusch: „Die meisten Urnen, die man so kennt, sind Bio-Kunststoffurnen. Wir haben uns gedacht, es ist trotzdem immer ein Kunststoff. Er fühlt sich kalt an, wenig Haptik. So haben wir den Fokus bei unseren Urnen darauf gelegt, dass sie natürlich ausschauen. Man muss nicht sagen, sie sind natürlich, sondern man sieht es sofort. Auch der Duft zeichnet unsere Urnen aus.“
Bestatter: Trend zu Urnenbestattung
Ein Netzwerk von rund hundert Partnern in ganz Österreich und Deutschland bauten die beiden schon auf. In diesem Jahr verkauften sie tausend Natururnen. Auch einige regionale Bestattungsunternehmen arbeiten eng mit den beiden Jungunternehmern zusammen – so wie Bestatter Ronald Gismar Vorreiter aus Friesach. Wer meint, dass der Bestattungssektor stets gleich bleibe, der irrt sich.
Seine Erfahrung zeigt, dass es in den letzten Jahren es eine „Trendwende“ in der Bestattungskultur gab: „Abgesehen davon, dass sich die Feuerbestattung sehr etabliert hat ist es so, dass die Angehörigen sich für ihren Verstorbenen – für diese Ausnahmesituation – immer etwas Besonderes wünschen. Sie möchten etwas haben, das dem Anlass entspricht und das von dementsprechender Qualität ist. Es hat sich weg von den Billigprodukten zu qualitativ hochwertigen Produkten entwickelt.“

Kunden schätzen regionalen Bezug und Personalisierung
Immer wieder fragen Kunden Ronald Gismar Vorreiter nach handgefertigten Behältnissen: „Da wir da in einer sehr ländlichen Region zu Hause sind und Wald eine große Rolle spielt ist das das Produkt, mit dem sich die Leute sehr identifizieren können, weil es aus der Region stammt. Es ist einzigartig und kann personalisiert werden – jede Urne ist quasi ein Einzelstück ist.“
Bernhard Lapusch und Florian Gschweidl bieten auch personalisierbare Holzscheiben – die Scherenschnitten ähnlich sehen und auf Wunsch die Urnen zieren – an. Sie zeigen einen Fisch, einen Fußballer oder einen Notenschlüssel. Damit kann zum Beispiel an die bevorzugte Freizeitbeschäftigung des oder der Verstorbenen erinnert werden. Aber auch das Lebensgitter oder eine stilisierte Bank inmitten der Natur sind beliebte Motive.

Handschmeichler als kleine Andenken
Auch sogenannte „Handschmeichler“ aus Holz werden immer öfter bei Bestattungen an die Trauergemeinde verteilt, sagt Florian Gschweidl: „Das sind kleine Astscheiben, die wir fein schleifen, sodass sie angenehm in der Hand liegen. Wir haben sie auch in Anhängerform an einem Baumwollband, das man um den Hals oder ins Auto hängen kann. Das sind kleine Erinnerungsstücke, mit dem Fingerabdruck eingraviert, die man immer bei sich tragen kann oder zu Hause an einem speziellen Ort platzieren kann – als kleines Andenken.“