Steinarrangement
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Kultur

Suiseki – die Kunst der Steine

Ingeborg Happerger aus Feldkirchen nimmt auf Spaziergängen gerne besondere Steine mit nach Hause. Daraus stellt sie nach der japanischen Suiseki-Technik Arrangements in meditativ ansprechender Weise zusammen.

Steine begleiten Ingeborg Happerger schon ihr ganzes Leben lang, wie sie sagt. In Form von Glückssteinen oder besonders schönen Exemplaren, die sie in ihrem Garten aufstellt. Während eines Urlaubes vor ein paar Jahren machte die 61-Jährige einen besonderen Fund. Es war ein erster Schritt auf dem Weg zu ihrem heutigen Hobby: „Als wir am Neusiedlersee auf Urlaub waren habe ich am Strand viele Steine mit Gesichtern gesehen. Da habe ich dann angefangen zu schauen und zu sammeln.“

Wasser und Stein: Sueseki

Ingeborg Happergers Schwester, die Bonsais züchtet, brachte ihr das Suiseki näher, das in Japan seinen Ursprung hat. Es handelt sich dabei um die Kunst, in der Natur vorgefundene Steine in meditativ ansprechender Weise zu arrangieren. Das „Sui“ steht auf Japanisch für Wasser, das „Seki“ für Stein oder Gestein: „Die Steine sollen eine gewisse Form haben. Entweder gibt es Wassersteine oder Wasserfallstein, Inselsteine, dann gibt es Objektsteine, die wirklich ein Tier darstellen.“

Ingeborg Happerger
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Ein harmonisches Ganzes

Beim Arrangement auf einem Untergrund aus Holz, Sand oder in kleinen Behältern geht es um ein harmonisches Ganzes: „Dass man meditieren kann, dass man vor einem Stein sitzt und meditieren kann, wie lange er schon da ist, welches Leben da war, ganz spannend.“

Fündig wird Happerger besonders häufig in Bächen und an Flussufern – und auch von Reisen brachte sie besondere Exemplare für ihre Sammlung mit. Je auffälliger die Steine, desto besser: „Alle nehme ich nicht mehr mit, weil es einfach zu viel wird. Sie müssen schon eine besondere Form haben, eine besondere Ausdrucksweise, wo ich sagen kann, den könnte ich jetzt präsentieren. Der hat etwas oder sagt etwas aus. Das spüre ich dann. Wenn ich den Stein in der Hand habe oder anschaue, dann denke ich mir: der ist es, den nehme ich mit nach Hause.“

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Happerger ölt einen Stein
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Ein alter Koffer voller Steine
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Hoher Stein in einem Sandbett
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Verschiende Steinarrangement
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Steinarrangement
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Grau Weißer Stein
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Steine auf Holzstück
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Kleine weiße Steine in einem Arrangement
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Steinarrangement im Garten
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Alles wird in Handarbeit gemacht

Dann geht es in ihrer kleinen Werkstatt an die Arbeit: „Ich bearbeite sie mit einem Schnitz- und Schleifwerkzeug. Mit der Hand wird viel geschliffen. Dann habe ich noch so eine Stichsäge, mit der ich das Holz zurechtschneide. Gewisse Sachen habe ich mit einem großen Schleifapparat gemacht, mit dem ich das Holz bearbeite.“

Macht es mehr Spaß, die Steie zu bearbeiten oder sich dann an den fertigen Suiseki-Kunstwerken zu erfreuen? „Beides. Ich arbeite irrsinnig gerne und schaue, dass ich den Stein wirklich schön präsentieren kann und habe dann auch Freude, wenn ich ihn irgendwo hinstellen kann. Dass ich ihn dort anschauen kann und mir denke, wunderschön.“

Von winzig bis riesige Brocken

Hunderte der steinernen Arrangements stellte Hobby-Künstlerin schon zusammen. Sie reichen von der Größe eines Fingerhuts bis zu den schwersten mit rund 50 Kilogramm. Das gewisse Etwas haben für sie Steine mit Patina: „Manche Steine haben schon wirklich eine schöne Patina. Das macht auch einen Stein so wertvoll, wenn er eine bestimmte Schicht und Farbe drauf hat, auch von der Form her. Im asiatischen Bereich sind die sehr wertvoll, wenn sie eine gewisse glänzende Schicht drauf haben.“

„Suiseki“-Technik in Feldkirchen

Ingeborg Happerger aus Feldkirchen verarbeitet Steine zu kleinen Kunstwerken – streng nach der japanischen „Suiseki“-Technik. Die Steine sorgen dann für Entspannung.

Für sie sind die Steine keineswegs tote Materie. Damit sie nach der Bearbeitung möglichst lange halten, gilt es sie richtig zu behandeln und zu lagern: „Die muss man hegen und pflegen und die Steine immer wieder anschauen, und dann zwischendurch immer wieder einmal ein bisschen eincremen oder einfetten und dann wieder geschützt wohin stellen. Also mit Liebe behandeln.“

Bis 19. November sind einige Kreationen von Ingeborg Happerger im „Kunstraum“ in Feldkirchen unter dem Motto „Stone Art“ zu sehen.