Informationsmaterial zu Essstörungen
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Gesundheit

Lehrkräfte sollen Essstörungen erkennen

Die Zahl der Essstörungen in Kärnten explodiert, so Fachleute. Seit Beginn der Coronavirus-Pandemie gebe es dreimal so viele Betroffene. Es sind vor allem junge Frauen und Mädchen, die an Magersucht (Anorexie) leiden. Es gibt nun eine Fortbildung für Pädagoginnen und Pädagogen, um Signale zu erkennen.

Bei einer Fachtagung in der pädagogischen Hochschule in Klagenfurt lernen Lehrkräfte, erste Signale zu erkennen und wie sie schnell helfen können. Essstörungen werden immer mehr zur Volkskrankheit, mit weitreichenden Problemen, sagte Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ). Essstörungen seien eine schwere Erkrankung.

Diese schwer kranken Menschen werden seit Beginn der Pandemie immer mehr. Sarah Pucker vom Gesundheitsland Kärnten sagte, an der Psychiatrie Klagenfurt erfolgen 30 Prozent der Aufnahmen wegen einer Anorexie. Mit Kooperationspartner EqualiZ habe man gesprochen, dort gebe es eine Verdreifachung der Hilfestellungen.

„Ess- und Bewegungsverhalten verändert“

Die Gründe kennt einer der führenden Experzen in diesem Bereich, der Klinische und
Gesundheitspsychologe Michael Zeiler von der MedUni Wien: „Das erste ist eine Veränderungen der Tagesstruktur, generell hat sich das Ess- und Bewegungsverhalten verändert. Es gibt eine Gruppe von Jugendlichen, die fast gar keine Bewegung mehr gemacht, aber mehr gesnackt hat. Der Schlaf hat sich auch oft verändert. Die Jugendlichen erwähnen auch, dass sie auch mehr Zeit in Sozialen Medien unterwegs waren.“ Dort sorgten dann zum Teil falsche Rollenbilder und Vorbilder für zusätzlichen psychischen Körper-Druck.

Fachtagung für Pädagoginnen und Pädagogen
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Die Fachtagung war ausverkauft

Laut dem Experten sei es besonders besorgniserregend, dass die ohnehin jungen Patienten noch jünger werden: „Vor drei, vier Jahren waren Zwölfjährige die Ausnahme. Das sind sie heute leider nicht mehr – sogar Elfjährige sind betroffen.“

Langwierige Behandlung

An der pädagogischen Hochschule sollen jetzt Lehrkräfte einen Blick für erste Symptome bekommen, sagte Prettner. Die Fachtagung wird vom Land Kärnten und dem Gesundheitsland in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Kärnten, der Bildungsdirektion Kärnten und EqualiZ für Pädagogen veranstaltet: „Wie äußert es sich, was sind erste Anzeichen und was können wir tun. Je früher man Hilfsinstrumente hat, desto besser kann man reagieren“, so Prettner.

Eine Therapie ist dennoch meist langwierig, sagen Experten. Bis zu sechs Monate Klinikaufenthalt und bis zu fünf Jahre Psychotherapie danach seien notwendig, um vollständig geheilt zu werden. Zwei Drittel der Betroffenen überstehen eine Essstörung ohne Langzeitfolgen, die Sterblichkeit sei aber dennoch hoch, heißt es.