Schlingnatter auf einem Stein
Helga Happ
Helga Happ
Tiere

Häufige Sichtung von Schlingnattern

Die Schlingnatter wurde heuer sehr oft in Kärntens Gärten gesichtet. Sie wird nicht selten mit der Kreuzotter verwechselt, daher wurde Reptilienexpertin Helga Happ oft zu Hilfe gerufen. Im Gegensatz zur Kreuzotter ist die Schlingnatter jedoch ungiftig und eine exzellente Vertilgerin von Mäusen.

Die Schlingnatter ist die einzige Schlange, die auch andere Schlangen frisst. Sie ist nicht giftig, lebt in Gärten und ist jetzt bereits in der Nähe ihres Winterquartier anzutreffen, so Expertin Helga Happ. Leider werde sie durch die markante, dunkle Zeichnung mit der Kreuzotter verwechselt. Die Reihe von Vierecken auf dem Rücken der Schlingnatter könne man in Bewegung leicht mit dem Zackenband der giftigen Kreuzotter verwechseln.

Die Schlingnatter ist eine zarte, kleine Schlange, die einen dreiviertel Meter lang wird und ihr Körper ist „ca. daumendick, sie ist nicht besonders groß und hatte eine richtige Tarnfarbe. Das Männchen ist grau-braun, das Weibchen rötlich-braun.“ Auf dem Kopf trägt die sie ein Krönchen: „Das sagt schon der Name Coronella Austriaca, das österreichische Krönchen. Die Zeichnung auf dem Kopf ist kronenähnlich, allerdings hat das auch die Kreuzotter.“

Fotostrecke mit 6 Bildern

Männliche Schlingnatter
Helga Happ
Männliche Schlingnatter
Albino Schlingnatter
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Albino Schlingnatter
Junge Schlingnattern
Helga Happ
Kleine Schlingnattern
Coronella Austriaca
Helga Happ
Weibliche und männliche Schlingnatter
Schlingnatter beim Fressen
Helga Happ
Schlingnatter beim Fressen
Zwei Schlingnattern
Helga Happ
Schlingnatter auf altem Holz

Zähne reichen nicht für festen Biss

Sie hat winzige Zähne – wenn man doch von ihr gebissen wird, können sie kaum die menschliche Haut durchdringen. Wie ihr Name schon sagt, verschlingt diese Schlange ihre Beute: „Ihr Beutefangverhalten ist ähnlich dem der Würgeschlangen. Sie packt die Beute, erdrosselt und verschlingt sie.“ Deshalb könne ihre Nahrung auch sehr groß sein, so Happ. Sie krieche aktiv in die Mauslöcher, fresse aber auch Eidechsen und als einzige Schlange Österreichs auch andere Schlangen. Wenn man eine Schlingnatter im Garten habe, sei man vor anderen Schlagen sicher, denn sie verschlinge alles, sagte Happ.

Kiefer können weit gedehnt werden

Die Beute der Schlingnatter kann sechs Mal so groß sein wie ihr eigener Kopf. Ober- und Unterkiefer seien mit Bändern verbunden und können das Maul weit öffnen. Die Schlingnatter ist auf Friedhöfen, in Parkanlagen und Gärten anzutreffen: „Sie braucht Versteckmöglichkeiten, aber auch Sonne. Wenn es einen schönen, warmen Tag gibt, wird sie auf einer Hecke liegen zum Verdauen. Sonst versteckt sie sich. Kommen Vögel, Iltis, Igel oder Katzen, versteckt sie sich durchaus auch einmal in einem Mauseloch.“

Im Winter erstarrt die Schlingnatter

Sie nütze im Herbst die letzten Sonnentage, um letzte Nahrung zu verdauen und auszuscheiden, aber sie ziehe sich schon zurück. Wenn die Nächte dann kälter werden zieht sie sich in ein Loch zurück, das ca. 80 Zentimeter tief ist. Das können Mauerlöcher, Felsspalten oder Mauslöcher sein. Wichtig ist, dass es frostsicher sei, so Happ. Denn bei Kälte friere das Blut der Schlange und sie sterbe.

In ihrem Versteck fällt die Schlingnatter in die Winterstarre: „Im Gegensatz zur Kreuzotter, die zwischendurch aufwacht und sich in die Sonne legt, hält die Schlingnatter die Winterstarre streng ein. Bis zum Frühling sieht man sie nicht mehr.“

Aufwachen ist lebensgefährlich

Um gut über den Winter zu kommen, müssen die Schlingnattern genug Nahrung aufnehmen, um sich ein Fettpolster anlegen zu können. In der Winterstarre zehren sie dann von den Reserven. Werde es im Winter mehrfach warm und wache sie auf, verbrauche sie diese Reserven und das könne lebensgefährlich werden, so Happ.

Wenn es im Frühjahr wärmer wird, erwacht die Schlingnatter und ist sogleich paarungsbereit: „Es gibt nur wenige Plätze zum Überwintern, die dann auch von mehreren Schlagen genutzt werden. So setzt gleich nach der Winterstarre die Paarung ein, weil viele Tiere zur Auswahl stehen.“ Danach verteilen sich die Tiere und suchen ihre Sommerlebensräume auf, sagte Happ: „Die Schlingnatter bekommt im August ihre Jungtiere. Sie legt keine Eier wie die anderen Nattern in Österreich, sie ist ei-lebendgebärend, behält die Eier im Körper, bis die Jungen fertig ausgebildet sind. Im Zuge der Geburt platzt die Eihaut und die Jungen schlüpfen.“

Kleine Schlange mit rotem Bauch

Sechs bis zwölf Jungtiere bekommt die Schlingnatter. Die Mutter trennt sich sofort nach der Geburt von ihren Jungen, es gibt keine Brutpflege. Die Jungtiere sind auf sich selbst gestellt und leichte Beute für Fressfeinde. Jede Amsel, jeder Vogel werde sich die kleinen Schlagen als Nahrung fangen wollen, sagte Happ. Daher sei das Wichtigste für die jungen Schlangen, sich gut zu verstecken. Daher werde kaum ein Mensch einmal eine junge Schlingnatter sehen: „Sie haben einen rot-orange gefärbten Bauch, das hat keine andere Schlange in Österreich.“ Obwohl die Schlingnatter heuer oft gesehen wurde, steht sie in Österreich auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.