Alte Dokumente am Computerbildschirm
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Leute

16-Jähriger begeistert sich für Ahnen

Die meisten Jugendlichen verbringen viel Zeit vor dem Computer oder am Handy. So auch Bastian Worsch aus Klagenfurt. Er ist aber nicht auf sozialen Medien unterwegs, sondern rekonstruiert mit einer eigenen Software den Stammbaum seiner Familie. Auf mehr als 12.000 Einträge kam er bis jetzt.

Um die alten Dokumente lesen zu können, brachte sich der 16-Jährige auch selbst die Kurrentschrift bei. Dadurch erschloss sich ihm so manch ungewöhnliches Detail: „Zum Beispiel habe ich herausgefunden, dass einer seine Nichte geheiratet hat. Das war sehr komisch. Einmal wurde 1790 ein Kind in einem Korb gefunden in einem Wald oder 1920 hat ein Bruder den anderen aus Versehen erschossen. Das war alles sehr interessant.“

Eintragung einem alten Geburtsbuch
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Altes Geburtsbuch

Wertvolle persönliche Gespräche

Sämtliche Daten von Personen, die zwischen 1799 und 1923 in der Gemeinde Zell geboren wurden, erfasste er bereits und analysierte dafür auch viele Kirchenbücher. Zu offiziellen Daten aus der Zeit danach zu kommen sei wegen des Datenschutzes schwierig, sagte Worsch. So sei für ihn besonders aufschlussreich, wenn er sich darüber mit Einheimischen aus der Gemeinde Zell-Sele persönlich austauschen könne: „Wenn man dann die Leute besucht, dann erzählen die wirklich die Hintergrundgeschichten, was sie so gemacht haben und zeigen auch die Fotos. Das ist dann ganz etwas anderes.“

Bastian weiß, wer mit wem verwandt ist

Pavli Certov aus Zell-Mitterwinkel entdeckte viele alte Fotoalben im Nachlass ihrer Schwiegermutter und ist froh, dass ihr der junge Ahnenforscher – stets mit seinem Handy bei der Hand – mit seiner Expertise beim Sichten behilflich ist: „Ich finde, das ist ganz wichtig, dass man die Erinnerung an Leute, die vor uns waren, Ahnen – zum Teil sind das ja Verwandte – hochhält und dass unsere Nachfahren – unsere Kinder und Enkelkinder – das auch noch kennen werden. Wenn man nicht weiß, wann jemand geboren oder gestorben ist, wer war mit wem verwandt, dann kann man nur den Basti fragen und er schaut sofort im Handy nach und man hat dann die Daten. Das ist einfach ideal – dass das jemand macht in seinem Alter, das finde ich sowieso phänomenal“, sagt Pavli Certov.

Friedhof von oben
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Seine Recherchen führen den 16-Jährigen oft auf Friedhöfe

Mutter unterstützt das Hobby

Eine, die Bastian bei seiner akribischen Freizeitbeschäftigung stets unterstützt ist seine Mutter Alexandra Worsch. Sie ist es auch, die den Jugendlichen auf seinen Recherchen begleitet: „Wenn er etwas findet, das ihn interessiert, dann verbeißt er sich in die Sache. Er muss dann wirklich bis ins allerletzte Detail alles rausfinden – egal, welches Thema das ist. Bei einem Stammbaum geht das wirklich in jede Richtung und sehr in die Tiefe. Das nimmt wahrscheinlich auch kein Ende.“

Alexandrea Worsch
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Alexandra Worsch

„Wir waren schon überall“

Ein bisschen steckte er sie auch schon mit seinem Forschergeist an: „Es ist ein außergewöhnliches Hobby von einem außergewöhnlichen Kind. Es macht auch unheimlich viel Spaß. Es ist sehr lustig, die Leute zu treffen und die alten Alben zu sehen. Es entstehen manchmal die lustigsten Geschichten. Man kommt sehr viel herum. Wir waren in Kärnten schon überall – Oberkärnten, Unterkärnten, an allen Ecken und Enden. Überall fährt man zu Friedhöfen oder Verwandten und sieht und erfährt neue Dinge“.

Ahnenforschungssoftware auf einem Tablet
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Die Software zeigt die Familienverhältnisse an

Bastians Leidenschaft für die Ahnenforschung dürfte den beiden noch viele weitere gemeinsame Abenteuer bescheren, denn seine Datensammlung ist noch lange nicht abgeschlossen: „Andere Kinder spielen Fußball und die Mütter fahren mit ihnen zum Fußballplatz und ich fahre mit ihm zu Friedhöfen“, sagte Alexandra Worsch.