Alle Rollen wurden von Richteranwärtern gespielt
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Bildung

Uni wirbt mit Prozessen für Jus-Studium

In simulierten Prozessen haben Interessierte diese Woche in der Universität Klagenfurt die Gelegenheit gehabt, den Justizbetrieb und das Jus-Studium besser kennenzulernen. Seit zwei Jahren ist es auch in Kärnten möglich, Jus zu studieren. Im Mittelpunkt stand der Richterberuf, hier sucht man dringend Nachwuchs.

In der Justiz gibt es zahlreiche Möglichkeiten, mit einem abgeschlossenen Studium in einen spannenden und sicheren Beruf zu starten. Seit rund zwei Jahren gibt es auch in Klagenfurt die Möglichkeit, Jus zu studieren. Das Masterstudium „Wirtschaft und Recht“ wird als Kooperation zwischen den Universitäten in Klagenfurter und Wien durchgeführt.

Berufsbild Richter

Einblick in die Praxis des Richterberufs konnten Interessierte am Dienstagabend im Omansaal an der Klagenfurter Universität nehmen. Rektor Oliver Vitouch sagte, man setze ein spektakuläres Mittel ein, um darauf hinzuweisen, dass ein Jus-Studium seit einiger Zeit auch in Kärnten möglich sei, von der Anwaltslaufbahn bis hin zum Richteramt.

Universität Klagenfurt von außen im Herbst
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Die Alpen Adria Universität geht ungewöhnliche Wege, um für ein Studium zu werben

Richteramtsanwärter als Schauspieler

Gespielt wurden Richter, Schöffen, Anwälte und Angeklagte – im Unterschied zu einer Fernsehshow – allesamt von echten Richteramtsanwärtern, die dem Klagenfurter Landesgericht vom Oberlandesgericht zugeteilt sind. Das Geschehen ließe sich eins zu eins auf den Verhandlungssaal umlegen, so der Initiator, Gerichtssprecher Christian Liebhauser Karl.

Christian Liebhauser Karl
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Christian Liebhauser Karl hatte die Idee

Aktuelle Themen aufgegriffen

Im Strafprozess ging es um Sterbehilfe in der Schweiz, im Zivilprozess um die Haftungsfrage nach einem Golddiebstahl aus einem Bankschließfach, so Karl: „Mir war wichtig zu zeigen, welche Herausforderungen ein Strafprozess hat und andererseits ein Zivilprozess. Das Thema Mitwirkung am Selbstmord ist ein ständiges Thema, das vom Verfassungsgerichtshof abschließend geklärt wurde, indem er Teile als nichtig erklärt wurden.“ Der Zivilrechtsfall sei ausgesucht worden, um zu zeigen, wie wichtig Aufklärung sei und wie wichtig es sei, zu lesen, was man unterschreibe.

Prozessszene
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Szene aus einem der Prozesse

Immer mehr Richter gehen in Pension

Und doch ist so eine Prozesssimulation mitten an der Universität ein eher ungewöhnlicher Weg, um auf ein Studium hinzuweisen. Sogar der Präsident des Oberlandesgerichtes Graz, Michael Schwanda, war dafür eigens nach Klagenfurt gereist: „Das rechtswissenschaftliche Studium ist eine Ernennungsvoraussetzung, um den Beruf des Richters zu erreichen. Auch die Justiz ist von den demographischen Veränderungen betroffen. Die geburtenstarken Jahrgänge gehen in Pension.“ Man versuche nun, möglichst viele gut ausgebildete Nachwuchskräfte für die Gerichte zu bekommen, so Schwanda.

Bernd Lutschounig
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Bernd Lutschounig

„Wichtige Aufgabe in Demokratie“

Tatsächlich steht auch am heimischen Landesgericht eine Pensionierungswelle bevor. Geburtenstarke Jahrgänge gehen in Pension, so der Präsident des Landesgerichts, Bernd Lutschounig. Welche Herausforderungen bringt der Richterberuf mit sich? „Das Berufsbild des Richters, der Richterin, ist sehr vielfältig. Der Kern der richterlichen Tätigkeit ist die Entscheidung und Gestaltung des gesellschaftlichen Lebens. Die Richterinnen und Richter haben strafrechtliche und zivilrechtliche Fälle zu entscheiden. Sie haben zu bestimmen, wer im Falle einer Scheidung die Kinder zu betreuen hat, welches Unternehmen in Insolvenz geht, wie ein Exekutionsverfahren abläuft. Aus meiner Sicht ist das Richteramt für eine demokratische Gesellschaft ein wichtiger, stabilisierender Faktor“, so Lutschounig.

Unileitung und Juristen im Publikum
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Hochkarätiges Publikum mit Unileitung und Juristen

Die wachsende Bedeutung der Rechtswissenschaften an der Klagenfurter Universität wird sich jedenfalls bald auch im Fakultätsnamen widerspiegeln: Sie wird ab 1. Jänner offiziell in Fakultät für „Wirtschafts- und Rechtswissenschaften“ umbenannt.