Wanderer auf Gamsgrubenweg
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Chronik

Wem gehört der Gamsgrubenweg

Am Dienstag hat der zweite Tag im Zivilprozess „Wem gehört der Gamsgrubenweg unter dem Großglockner“ stattgefunden. Der Alpenverein vermutet Machenschaften, die den Weg, an dem ein Gasthaus gebaut werden soll, zugunsten der Großglockner Hochalpenstraßen AG vergrößert haben sollen.

Kontrahenten sind als Kläger die Kanzlei des Präsidenten des Alpenvereines Andreas Ermacora und für die beklagte GROHAG die Finanzprokuratur, eine Anwältin der Republik. Am zweiten Tag des Verfahrens, das sich wohl noch lange hinziehen werde, kam ein interessanter Zeuge zu Wort. Werner Radl, der Alpenverein-Landesvorsitzende und ehemalige Richter, recherchierte. Denn als 2021 bekannt wurde, dass die GROHAG neben dem Gamsgruben-Promnenadenweg im Sonderschutzgebiet des Nationalparks ein Gasthaus bauen will, war die Antwort der Naturschützer fast einhellig „nein“.

Wanderer auf Gamsgrubenweg
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Lawinengalerie auf dem Gamsgrubenweg

Historische Dokumente sollen Klarheit schaffen

Radl suchte Unterlagen in Archiven und Vermessungsämtern, denn die GROHAG war und ist der Meinung auf ihrem Grund bauen zu wollen. Der Alpenverein wurde 1936 enteignet, die GROHAG wollte damals Seilbahnen und Straßen ins Schutzgebiet bauen. 1941 wurde die Enteignung des 2,5 Meter breiten Wanderweges amtlich, inklusive Eintragung im Grundbuch.

Aus 11.000 wurden 36.000 Quadratmeter

Aus diesen 11.000 Quadratmetern wurden allerdings Mitte der 1950er Jahre 36.000 zu Gunsten der GROHABG. Der Ex-Richter erzählte, dass die Fixierung 1941 wohl nicht an die Katastermappe des Vermessungsamtes weitergeleitet worden war. 1955 habe diese neuerliche Vermessung, an der die GROHAG beteiligt gewesen sein soll, stattgefunden. Darüber gebe es aber keine sinnvollen Unterlagen mehr.

Da beim Alpenverein Jahrzehntelang niemand von der Vergrößerung des enteigneten Stückes wusste, könnte es bereits vergessen, also in das GROHAG-Eigentum übergegangen sein, so die Anwältin der Republik.

Vor Gericht wurde auch über eine neue Vermessung des 2,4 Kilometer langen Wanderweg gesprochen. Laut Alpenverein ein unsinniges Unterfangen, es gehe ja darum, die Vorgänge der 1940er und 50er Jahre zu beleuchten.