Streitkulturrunde zum Thema Medizin
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„Streitkultur“

Ärzte-Bereitschaftsdienste nicht besetzt

Am Wochenende fehlen immer wieder Hausärzte, die den Bereitschaftsdienst von 8.00 bis 18.00 Uhr übernehmen. In den Krankenhäusern müssen laut Ärztevertretern immer wieder operative Eingriffe verschoben werden, weil Personal fehlt. In der Radio Kärnten Sendung „Streitkultur“ wurde über Lösungen diskutiert.

Die Zahl der Ärztinnen und Ärzte in den Krankenhäusern sei den letzten Jahren allein in den Landeskrankenhäusern um 200 aufgestockt worden, hieß es in der Diskussion. Es liege nicht an der Bezahlung und auch nicht an der Zahl der Hausärzte, dass Bereitschaftsdienste etwa in Oberkärnten an Wochenenden oft nicht besetzt werden können, sagte der Präsident der Kärntner Ärztekammer (ÄK), Markus Opriessnig.

Streitkulturrunde zum Thema Medizin
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Der Präsident der Ärztekammer, Markus Opriessnig, Moderatorin Birgit Rumpf-Pukelsheim, Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) und ÖGK-Direktor Johann Lintner (v.l.n.r.)

ÄK: Familienfreundlichere Fünf-Stunden-Dienste

Es müsse statt der Zehn-Stunden-Dienste, familienfreundlichere Fünf-Stunden-Dienste geben, sagte Opriessnig. Änderungen seien auch bei den Sprengeleinteilungen notwendig, so Opriessnig: „Man könnte sich beispielsweise überlegen, ob man die Sprengel vergrößert, damit man die Dienste wieder besser besetzen kann. Ich glaube nicht, dass die Sprengel so groß wären, dass es Probleme wegen der Anreise oder Wartezeiten gibt.“

ÖGK: Versorgungssysteme gemeinsam vereinheitlichen

Die verschiedenen Systeme und Modelle beim hausärztlichen Bereitschaftsdienst bis hin zu den Ambulanzen würden in Konkurrenz zueinander stehen, sagte Johann Lintner, von der Österreichischen Gesundheitskasse. Das führe zu den Problemen: „Bei den Systemen, die vermeintlich weniger attraktiv sind, haben wir größere Schwierigkeiten zu besetzen, das ist natürlich auch am Wochenende, das muss man sich vor Augen halten.“

Streitkultur

Lintner sagte, er sei felsenfest überzeugt: „Wenn wir uns einmal gemeinsam zusammen setzen und das sauber diskutieren und dann zu einer Vereinheitlichung der Versorgungssysteme kommen, werden wir effizienter sein.“

Spitalsärzte: Immer größere Lücke im Krankenhaus

Wie sehr die verschiedenen Systeme verflochten sind, zeigte die Sprecherin der Spitalsärzte, Petra Preiss auf. Denn es würden immer mehr Mediziner aus den Krankenhäusern in die Ordinationen wechseln, sagte Preiss: „Wir im Spital haben alle das Gefühl, dass immer weniger anwesende Menschen in immer weniger Stunden mehr Arbeit leisten. Das führt zu einem Druck, der dazu führt, dass Leute jeden Ausgang nützen, den sie nehmen können. Und im Spital klafft eine immer größere Lücke.“

Land: Bereits mehr Kräfte für Organisation eingeführt

Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) sagte in der Diskussion, sie sei ständig zu Gesprächen über Verbesserungen bereit. Einiges sei auch schon umgesetzt: „Wir haben zum Beispiel auch schon etwas für den stationären Bereich eingeführt, das sind klinisch, administrative Kräfte, mit denen wir versuchen, Organisatorisches heraus zu nehmen.“

Fachhochschule: Mediziner entlasten

Es gehe darum, Mediziner zu entlasten, sagte die Vizerektorin der Fachhochschule Kärnten, Angelika Mitterbacher. Es müsse klar geregelt werden, welche Aufgaben das restliche Gesundheitspersonal übernehmen kann, betonte sie.

In der Ausbildung müssten neue Berufsbilder geschaffen werden. Mit etwas gutem Willen könnte Kärnten hier zum Vorzeigeland werden, sagte Mitterbacher.