Szenenbild Yerma
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Kultur

Kärnten als Schauplatz für „Yerma“

Am Stadttheater Klagenfurt findet am Mittwoch die zweite Premiere der aktuellen Theatersaison statt. Das Stück von Federico Garcia Lorca in einer Neuübersetzung aus dem Spanischen und spielt in Kärnten. Im Mittelpunkt stehen die Mechanismen eines Dorfes und der unerfüllte Kinderwunsch der Titelfigur Yerma.

Links die Dorfbewohner, rechts Yerma – die ganze Breite der Bühne trennt die schwarzgekleideten Menschen. Die Bühne ist leer, im Hintergrund läuft ein Schwarzweißfilm mit Bildern aus Kärnten. Dramaturg Hans Mrak sagt, die Berührungen finden auf der filmischen Ebene und die Begegnungen im versuchten Dialog statt: „Das Stück beginnt mit einer Frage und endet mit einem Punkt. Yerma fragt sich durch diese Gesellschaft. Es beginnt bei Hans, geht über die alte Frau und geht weiter bis zu Marie, ursprünglich Dolores, dann bis hin zur jungen Frau. Sie fragt sich durch diese Welt und bekommt keine Antwort.“

Yerma ist in diesem Dorf so alleine, wie ein Mensch nur sein kann. Sie wünscht sich nichts sehnlicher als ein Kind und wird am Ende einen sehr drastischen Schlussstrich ziehen. „Die Antwort ist der Akt, den sie am Ende begeht“, so Mrak.

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„Dorf als Hauptfigur“

In der Inszenierung der spanischen Regisseurin Alia Luque ist Yerma kein „Frauenstück“, sondern das brillante Abbild einer Gesellschaft, betont Mrak: „Es ist die Geschichte einer Figur und der Gesellschaft. Die Hauptfigur – auch in dieser Inszenierung – ist das Dorf. Es ist die Gesellschaft, die hier abgebildet ist.“

Natürlich haben die Menschen im Dorf auch eine Meinung zum jahrelangen Streit zwischen Hans und Yerma. Auch an wohlmeinenden Ratschlägen fehlt es nicht. Yerma aber hat ihre Entscheidung getroffen: Sie bleibt in dieser unglücklichen Ehe und sucht sich auch keinen Liebhaber.

Yerma am Stadttheater Klagenfurt

Am Stadttheater Klagenfurt feierte am Donnerstag das Schauspiel Yerma des spanischen Dichters Federico García Lorca Premiere. Es handelt vom Leben im Dorf und dem unerfüllten Kinderwunsch der Titelfigur.

Alles dreht sich um Meinung der Dorfbewohner

Es ist eine Gesellschaft, in der die Männer das Sagen haben und nichts vor dem Gerede der Dorfbewohner sicher ist. Yermas Mann Hans weiß genau, was er sich vom Leben erwartet. Für seinen Geschmack ist seine Frau viel zu viel unterwegs, er würde sie lieber Hause sehen. Sie sagt, „solange das Haus kein Grab ist“.

Andreas Patton spielt Hans, den nur die Arbeit, das Geld und der untadelige Ruf zu interessieren scheinen: „Ich komme selbst aus einem Dorf und kenne das, wie grausam das sein kann. Die Leute leiden furchtbar darunter, dass sie immer das richtige Bild abgeben müssen. Hans hat das auch, er sagt das die ganze Zeit: ‘Ich sage das nicht wegen dir, sondern wegen der Leute.‘ Das ist ein zentraler Satz.“

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Neben Hans denkt Yerma immer wieder an Viktor. Die beiden standen einander früher sehr nahe. Viktor geht. Für seinen Darsteller Axel Sichrovsky gibt es auch hier keine einfachen Antworten: „Man weiß nicht, warum er wirklich geht und von wem wirklich die Initiative dafür kommt?“

Liebeserklärung an das Theater

Die spanische Regisseurin Alia Luque bringt Yerma als Tragödie eines Dorfes auf die Bühne, die zugleich eine Liebeserklärung an das Theater ist. Eine Liebe, die auch von der Kostümbildnerin Ellen Hofmann geteilt wird: „Ich sage immer allen, dass ich mein Hobby zum Beruf gemacht habe. Etwas Besseres kann einem eigentlich nicht passieren. Auch immer wieder mit neuen Menschen zusammen zu kommen und sich auf sie einzulassen erfordert ein vitales Interesse am Menschen. Ich mache nicht Kostüme für mich, sondern für die Spieler und Spielerinnen.“

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Weitere Aufführungen von Yerma gibt es noch bis 9. November am Stadttheater Klagenfurt.