Vier hunde beim Spielen
LUIS ACOSTA / AFP / picturedesk.com
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„Tier und wir“

Wie Tiere richtig und gern lernen

Nicht nur Kinder und Jugendliche müssen seit drei Wochen wieder die Schulbank drücken, sondern auch große und kleine Vierbeiner. Für ein konfliktfreies Zusammenleben von Mensch und Tier ist eine gute Ausbildung notwendig. Denn ein Tier zu besitzen bedeutet auch, dass man viel Verantwortung übernimmt.

Lernfähig sind alle Tiere, sagt Tiertrainerin Heidrun Pusch. Alle Lebewesen seien genauso schlau, wie es nötig sei, um in ihrer Umwelt und in ihrer Umgebung gut zurecht zu kommen: „Das heißt auch, dass alle Lerngesetze für alle Lebewesen gleich gelten. Wir machen immer etwas, was sich für uns lohnt oder wir machen etwas, um etwas Unangenehmes zu vermeiden, das gilt auch für Tiere.“

Auch Hühner können trainiert werden

Gemeinsam mit ihrem Partner und Tiertrainerkollegen Martin Sadounig arbeitet Heidrun Pusch nicht nur mit Hunden, Pferden oder Katzen, sie bildet auch Therapiehühner aus. Eine Herausforderung für Mensch und Tier: „Hühner sind total unterschätzte Tiere aber die können wahnsinnig viele Sachen lernen. Das ist für den Trainer aber eine immense Herausforderung, denn Hühner sind relativ schnell in ihren Bewegungen, man muss schauen, ob das Tier überhaupt mitmachen möchte.“ Die Therapiehühner werden erfolgreich im sozialen und pädagogischen Bereich eingesetzt und auch bei Schulungen künftiger Tiertrainer.

Hühner am Quad des Bauern
ORF
Hühner werden gerne unterschätzt

Ersatzbeschäftigung für Wohnungstiere

Was für alle Haustiere gilt: Dinge zu lernen ist Beschäftigung und Auslastung. Katzen zum Beispiel tut regelmäßiges Lernen sehr gut, da vor allem Hauskatzen nur wenige Möglichkeiten haben, ihre natürlichen Verhaltensweisen zu zeigen, wie etwa das Jagen: „Gerade hier ist die Auslastung ein ganz wichtiges Thema. Entgegen der weitläufigen Meinung, dass Katzen nicht trainierbar sind, können Katzen sehr viele Tricks lernen und das ist auch eine gute Beschäftigung. Denn beschäftigt man die Katze nicht, macht ihr keine Angebote, dann wird sie sich selbst welche suchen was dann ein Problem sein kann, weil sie dann Möbel zerkratzt.“

Katze hinter einem Vorhang
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Auch Katzen können trainiert werden

Sozialisierung von Welpen

Einem Tier etwas beizubringen bedeutet immer auch, sein natürliches Verhalten zu verändern, nicht, es auszuschalten. Bei Haustieren ist Erziehung notwendig, damit das Zusammenleben möglichst konfliktfrei funktionieren kann. Der Grundstein für einen auch im Verhalten gesunden Hund wird schon in seinen ersten Lebenstagen in der Wurfkiste gelegt und die ersten Lebenswochen sind entscheidend für seine Zukunft, so Heidrun Pusch: „Die Sozialisierung beginnt in der 3. Lebenswoche und endet zwischen der 12. und 16. Lebenswoche.“

Bassett Baby
Eva Bernthaler
Schon in den ersten Lebenstagen beginnt die Sozialisierung von Welpen

Und genau deshalb sollen und dürfen Welpen nicht zu früh an ihre Besitzer abgegeben werden: „Wenn der Hund zu Hause angekommen ist, empfehle ich, sich zumindest eine Woche Zeit zu nehmen. In dieser Woche muss noch nichts Großartiges passieren, aber man sollte versuchen, gewisse Rituale einzuhalten. Diese Rituale geben Sicherheit: Wann gibt es Essen, wann ist Schlafenszeit, wann wird interagiert. Je klarer diese Abläufe sind, desto schneller gewöhnen sie sich ein.“

Das Tier schätzen und fördern

Nach der Eingewöhnungsphase kann man beginnen, ein paar Grundsignale spielerisch einzuüben, wie etwa das Anlegen des Brustgeschirrs oder das Gehen an der Leine." Wenn es dann Zeit ist für den Welpenkurs in der Hundeschule, dann muss man sich bewusst sein, dass beide lernen und erzogen werden, Hund und Mensch.

Die Lernziele sollten nicht nur im Kurs, sondern auch ohne Beisein des Trainers erreicht werden: „Damit die Hunde nicht diesen Hundeplatz-Effekt haben, dass dann nicht nur dort die Signale gut funktionieren. Denn das wird oft vergessen, dass Hunde schlecht im generalisieren sind. Das heißt, wenn der Hund zu Hause brav Sitz macht heißt das nicht, dass er draußen am Feld, wenn die Rehe vorbei laufen, es genauso kann.“

Hundetrainer werden zertifiziert

Natürlich ist auch der Hundetrainer selbst am Lernerfolg beteiligt, er sollte also auch tatsächlich dazu befähigt sein, Tiere zu trainieren und das mit Respekt dem Lebewesen gegenüber: „Da möchte ich das Gütesiegel tierschutzqualifizierter Hundetrainer empfehlen, da findet man österreichweit geprüfte Trainer, die sich an das Tierschutzgesetz halten und mein oberstes Prinzip beim Training ist, dass wir die Bedürfnisse und Individualität unserer Tiere wahrnehmen, schätzen und fördern müssen. Denn dann haben wir eine richtig gute Mensch-Tier-Beziehung.“