Die Gebirgsfront im Ersten Weltkrieg
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Bildung

Alpen-Adria-Raum: Geschichte neu lehren

Ein grenzübergreifendes Projekt will den Geschichtsunterricht und verwendete Bücher neu gestalten und für mehr Offenheit und weniger Vorurteile gegenüber den Nachbarn und ehemaligen Kriegsgegnern sorgen. Kärnten, Slowenien und Friaul Julisch Venetien tauschen sich am 1. Oktober in Klagenfurt zum Thema Geschichtsschreibung aus.

So vielfältig wie die Menschen im Alpen-Adria-Raum sind auch ihre Sichtweisen. Das jeweils Andere, das von den Vorfahren vielleicht sogar als Bedrohung wahrgenommen und so weitergegeben wurde, soll durch neue Sichtweisen entschärft werden. Wie das gelingen soll erarbeiten auf Kärntner Seite seit Jahresbeginn Mitglieder der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, der Pädagogischen Hochschule Kärnten und des Slowenischen Wissenschaftlichen Instituts.

Unterschiedliche Geschichtsbücher

Das Projekt „Dialogisches Erinnern in der Schulpraxis“ hat zum Ziel, einen Überblick darüber zu bekommen, wie in den Geschichtsbüchern in Österreich, Slowenien und Norditalien die Alpen-Adria-Region dargestellt wird. Auch die gegenseitigen Beziehungen der Länder im Laufe der Geschichte und etwaige Vorurteile werden thematisiert, so Projektmitglied Werner Wintersteiner: „Weil in den Schulbüchern sehr wenig Wissen über die Nachbarn vorhanden ist, manchmal natürlich, wenn man an den Ersten Weltkrieg denkt, wo Italien und Österreich-Ungarn Gegner waren, auch die Narrative unterschiedlich sind.“

Ein Narrativ ist eine sinnstiftende Erzählung, die Einfluss auf die Art und Weise hat, wie die Umwelt wahrgenommen wird, so Wintersteiner: „Da ist der Gedanke aufgekommen, dass ja durch das Ende des Ersten Weltkriegs und die neuen Grenzziehungen viele Verbindungen zwischen Nachbarorten gekappt wurden und ob man da nicht wieder anknüpfen könnte.“

Viele sehen Geschichtsbücher skeptisch

Es wird kritisch untersucht, wie in den Nachbarländern unterrichtet wird. Es sollen neue Unterrichtsmaterialien entwickelt werden, die in allen Ländern verwendet werden und wo auch Platz für neue Sichtweisen bleibt. Laut Wintersteiner zählt zu den ersten Erkenntnissen auf Kärntner Seite: „Dass viele gegenüber den Schulbüchern skeptisch eingestellt sind und sagen, es sei wichtig, mit Originalquellen in den Schulen zu arbeiten.“ Es sei auch die Idee gekommen, die Literatur einzubinden. Die Literatur könne Brücken bilden und Dinge plastisch erläutern, die durch Geschichtsbücher nicht so einfach darzustellen seien.

Das Projekt läuft bis Ende nächsten Jahres. Alle Ergebnisse sollen dann auch im Internet dokumentiert werden. Mitmachen ist erwünscht: Nicht nur Historiker oder Lehrkräfte können ihr Wissen einbringen, auch Studierende und an dem Thema Interessierte aus allen drei Ländern können aktiv teilnehmen.