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Wirtschaft

Inklusion am Arbeitsplatz oft unerfüllt

Von den etwa 1.000 Betrieben, die gesetzlich dazu verpflichtet wären, Menschen mit Behinderungen einzustellen, erfüllen nur rund 30 Prozent die Quote. Die Initiatoren von Zero Project, die die Inklusion weiter vorantreiben wollen, sind jenseits von Quotenrechnungen davon überzeugt, dass Menschen mit Behinderungen wertvolles Personal sind.

Es ist normal, verschieden zu sein – das ist für „Zero Projekt“ kein leerer Satz. Seit sechs Jahren versucht der Gründer des Projektes, Martin Essl, Unternehmen davon zu überzeugen, dass Menschen mit Behinderungen eine Bereicherung sein können.

336 Kärntner Unternehmen erfüllen Quote

In Kärnten gibt es rund 12.000 begünstigte Behinderte und 1.104 einstellungspflichtige Dienstgeber – das heißt Unternehmen, die aufgrund ihrer Größe die Verpflichtung haben, einen Behinderten einzustellen; andernfalls haben sie eine Strafe bzw. eine Ausgleichstaxe zu zahlen. Tatsächlich erfüllen nur ca. 336 Betriebe die Einstellungspflicht, also nur 30 Prozent, so Essl: „Bei der Quote geht es um vier Prozent. Jeder 25. Mitarbeiter sollte ein Mensch mit Behinderung sein, sonst muss ein Ausgleichstaxe gezahlt werden. Nur: 15 Prozent der Bevölkerung haben eine Behinderung. Also selbst wenn wir die Quote erreicht haben, bedeutet das noch nicht, dass wirklich allen Menschen mit Behinderung entsprechend ihrer Talente ein Angebot gelegt wird.“

Keine Lösung für Arbeitskräftemangel aber „Beitrag“

Doch es gehe nicht um die Quote alleine, sondern darum, dass Menschen nach ihren Fähigkeiten eingestellt werden – gerade in Zeiten, wo Personal knapp sei, so Andreas Jesse, Geschäftsführer von Autark. Der Verein unterstützt das Projekt. „Vielleicht ist es an dieser Stelle auch wichtig zu betonen, dass Menschen mit Behinderung sicher nicht den Arbeitskräfte- oder Mitarbeitermangel lösen werden. Aber es ist durchaus ein essentieller Beitrag zum Gesamten.“

Ein Unternehmen, das bereits Jahren Mitarbeiter mit Behinderungen beschäftigt, ist die Firma BB Feinmechanik. Das Unternehmer stellt Gürtelschnallen oder Teile für Taschen von teuren Luxus-Modemarken her. Geschäftsführer Franz Krametter sagte: „Wir sind 42 Mitarbeiter, davon haben wir fünf in der Inklusion, wenn wir das ganze Paket anschauen, dann hilft jeder jeden. Und diese fünf Mitarbeiter in der Inklusion befinden sich mitten im Arbeitsprozess.“

Landesräte: Jeder zusätzliche Betrieb wäre Gewinn

Das Land unterstützt die Einstellung von Menschen mit Behinderung und will die Quote weiter steigern, wobei es – wie die zuständigen Landesräte Sebastian Schuschig und Beate Prettner am Donnerstag in einer Pressekonferenz betonten, nicht um die schiere Anzahl gehe, denn jeder einzelne Betrieb sei bereits ein Gewinn.

Denn seit Jahren werde in Kärnten daran gearbeitet, mehr Menschen mit Behinderungen in den Arbeitsalltag zu integrieren. Zur erfolgreichen Umsetzung von Inklusiver Beschäftigung in der Industrie gibt es am Donenrstagnachmittag eine Online-Diskussion von der Vorstandsvorsitzenden von Infineon Technologies AG, Sabine Herlitschka, zum Thema „Diversity – Vielfalt im Unternehmen“ und zahlreiche Best-Practice-Präsentationen von Betrieben, die berufliche Inklusion bereits erfolgreich vorleben.