Präsentation Chancen Koralmbahn
ORF/Birgit Rumpf-Pukelsheim
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Politik

Zweitgrößter Ballungsraum durch Koralmbahn

Durch die Koralmbahn entsteht mit dem Großraum Klagenfurt-Graz der zweitgrößte Ballungsraum Österreichs. Dieser wird rund 1,1 Millionen Einwohner haben und eine halbe Million unselbständig Beschäftigte zählen, die in 32.000 Betrieben arbeiten werden.

Wenn 2026 – also in vier Jahren – der Koralmbahntunnel eröffnet wird, wachsen die Steiermark und Kärnten stärker zusammen. Statt bisher dreieinhalb Stunden mit Umsteigen beträgt die Fahrzeit zwischen Klagenfurt und Graz dann nur noch 45 Minuten – was auch für Tagespendler interessant werden könnte. Welche Chancen sich daraus ergeben, war Thema einer Diskussion beider Landeshauptmänner mit Wirtschaftsvertretern in Wolfsberg.

Mehr Pendler, neue Wirtschaftschancen und Wachstum

„Ein Jahrhundertprojekt, eine Jahrhundertchance“ – das war am Donnerstag mehrmals zu hören, als in der Wirtschaftskammer Wolfsberg die Studie zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Koralmbahn vorgestellt wurde. Die Autoren von Joanneum Research und dem Institut für Wirtschafts- und Standortenwicklung sehen darin mehr Pendler zwischen Graz und Klagenfurt, neue Chancen für Arbeitnehmer und Betriebe und ein Bevölkerungswachstum in den Regionen Deutschlandsberg und Wolfsberg, die vom Rand in ein neues Zentrum rücken. „Sie können sich relativ günstig Wohnraum kaufen und mieten und trotzdem im Zentralraum arbeiten – das ist eine unglaubliche Chance“, so Eric Kirscher vom Joanneum Research.

Industrie: „Werden damit die Abwanderung stoppen“

Zusätzliche Konkurrenz im Werben um Fachkräfte fürchten die Betriebe nicht, sagte Industrievertreter Horst Jöbstl: „Wir werden damit die Abwanderung stoppen, damit bin ich völlig überzeugt. Nicht nur unsere Akademiker, die auf der TU in Graz oder auf der FH in Kärnten oder auf der Universität in Klagefurt ihre Ausbildung abgeschlossen haben, müssen nicht mehr nach München oder Ingolstadt gehen, sie haben genauso hier ein industrielles Zentrum, da bin ich felsenfest überzeugt, dass das ein wichtiger Impulsgeber sein wird, dass die Leute hier bei uns bleiben und trotzdem entsprechend vernetzt sind hinaus in die Welt durch die neue Anbindung.“

LH-Treffen zur Koralmbahn

Durch die Koralmbahn entsteht, nach Wien, zwischen Kärnten und der Steiermark der zweitgrößte Ballungsraum Österreichs. Auch die demografische Entwicklung soll laut einer Studie angekurbelt werden. Über die Chancen und Herausforderungen haben am Donnerstag in Wolfsberg die Landeshauptleute von Kärnten und der Steiermark gesprochen.

Der Wolfsberger Wirtschaftskammer-Obmann Gerhard Oswald mahnte zu weiteren Investitionen: „Die einzelnen Gemeinden müssen an dieses überregionale Schienennetz gut angebunden werden. Der öffentliche Nahverkehr muss ausgebaut werden, dass die Menschen die hier wohnen, an diesen Zentralraum gut angebunden werden.“

Joanneum Research erstellte Studie

Laut Studie bringe die Koralmbahm viele wirtschaftliche Chancen, aber auch Herausforderungen für besagten Raum mit sich. Studienautor Eric Kirschner zufolge betreffe das spannendste und auch mehrfach kontrollierte Ergebnis den Effekt, den die Koralmbahn auf die demografische Entwicklung haben werde.

Präsentation Chancen Koralmbahn
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Die Teilnehmer des kärntnerisch-steirischen Treffens

Zusätzliches Bevölkerungswachstum von 2,7 Prozent

Eric Kirschner sagte: „Ich habe einen signifikant positiven Effekt für die Regionen und Gemeinden an der Koralmbahn. Wir sprechen von einem zusätzlichen Bevölkerungswachstum von zwei bis 2,7 Prozent in Regionen, die jetzt zum Teil schon einen negativen demografischen Wandel haben.“

Es komme also zu einer Attraktivierung der Gegend rund um das Lavanttal und Deutschlandsberg, also zwischen Graz und Klagenfurt. „Hier werden alle gewinnen“ ist Ewald Verhounig, der Leiter des Instituts für Wirtschafts- und Standortentwicklung, überzeugt. Einen Wettbewerb um Fachkräfte werde es nicht erst dann geben, denn er sei jetzt schon vorhanden: „Es besteht jetzt die Möglichkeit international sichtbar und attraktiv für Fachkräfte aus anderen Ländern zu werden.“

Ziel: Begleitinfrastruktur ausbauen

Gemeinsam mit Ländern und Sozialpartnern seien bereits Handlungsempfehlungen definiert worden. Es gehe dabei um den weitern Ausbau der Begleitinfrastruktur zur Achse und den Lebensstandort als solches. Die Schaffung von Kinderbetreuung- und Bildungsinfrastruktur, sowie eine Anpassung der Unternehmensinfrastruktur seien ebenfalls gefragt, so Verhounig. Eine gemeinsame strategische Vermarktung der Region Südösterreich sei ebenfalls anzustreben, rät der Experte.

Kärnten und Steiermark verstärken „Länderachse“

Die Landeshauptmänner von Kärnten und der Steiermark, Christopher Drexler und Peter Kaiser, versicherten, die Länderachse weiter zu verstärken.

Laut dem Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) ergebe sich innerhalb einer adäquaten Pendlerzeit der Einzugsraum von rund 1,1 Millionen Menschen, was zahlreiche Chancen mit sich bringe: „Natürlich wird es notwendig sein, Dinge zu koordinieren und nicht immer zu duplizieren. Aber mit abgestimmten Vorgehensweisen können wir viel erreichen.“

Regional-Flughäfen sollen kooperieren

Auch der Flughafen Graz wird mit der Koralmbahn schneller erreichbar sein. Auf die Frage, ob sich Kärnten für eine Anschlussstelle stark mache, sagte der Landeshauptmann: „Ich glaube, dass wir Chancen haben, dass beide Flughäfen ihre Berechtigung haben.“ Er gehe davon aus, dass auch regionale Flughäfen kooperieren werden und dass diese nicht mehr nur alleine für Flugbewegungen zuständig seien, sondern auch als Innovationszentrum für Technologien oder für flughafenaffine Bereiche, wie zum Beispiel Logistik.

Klagenfurt habe durch den Bahnanschluss, mit einem Logistikcenter und der Verbindung zum Hafen von Triest und einem Autobahnanschluss „überhaut nichts zu fürchten“, so Kaiser.