Die Tiebel entspringt nicht an einem einzigen Ort sondern wird von 60 bis hundert kleinen Quellen gespeist. Diese Quellen befinden sich auf der Prekova-Höhe. „Der Name leitet sich aus dem Slowenischen ab und bedeutet Übergang. Die Prekova-Höhe ist der Übergang zwischen dem Gurktal und dem Metnitztal und ist gleichzeitig auch der Namesgeber für den kleinen Ort Prekova, oben auf der Anhöhe“, so Kärnten Guide Rotraud Jungbauer. Das Quellgebiet entstand nach der letzten Eiszeit, "als der Draugletscher bei der Prekova einen Monränenwall, also eine Schotteransammlung, hinterließ. Dies führte dazu, dass die Gurk ihre Fließrichtung änderte und die sogenannte enge Gurk bildete.

Dann versickert das Wasser und kommt nach Monaten eben wieder in Form der Tiebelquellen an die Oberfläche. Laut Jungbauer kommen daraus rund 600 Liter pro Sekunde hervor: „Das entspricht ungefähr acht Badewannen voll. Die Wassermenge bleibt das ganze Jahr über annähernd gleich. Das heißt, sie ist unabhängig von Schneeschmelze, großen Niederschlägen und Trockenperioden. Das Grundwasser verweilt rund sechs Monate unterirdisch, bis es an die Oberfläche kommt. Das ist europaweit einzigartig.“
Konstant sieben Grad Wassertemperatur
Die Wassertemperatur beträgt das ganze Jahr über – Sommer wie Winter – exakt sieben Grad. „Die Tiebel friert auch an strengen Wintertagen nicht zu“, so Jungbauer. Das macht die Tiebel zu einem verlässlichen Partner in schwierigen Zeiten, so Jungbauer: „Sie ist eine der wichtigsten Bäche für die Notwasserversorgung im Kärntner Zentralraum, zum Beispiel bei einem Stromausfall.“
Nachdem sich oberhalb von Himmelberg viele kleine Bäche in einem beeindruckenden Naturschauspiel zu diesem einen Bach zusammenschließen, begibt sich das Wasser auf eine gemütliche Reise: „Es braucht drei Stunden, bis der Bach im Ossiacher See ankommt. Das ist ein Weg von gut 20 Kilometern.“

Himmelberger Sensen einst weltbekannt
Entlang des Ufers findet man noch heute ganz viel Geschichte und Geschichten: „Noch vor 120 Jahren gab es vom Ursprung der Tiebel bis zum Himmelberger Gemeindegebiet insgesamt 30 Mühlen, zehn Eisen- und Hammerwerke, zehn Sägewerke, eine Pappfabrik und ein Pulverstampfwerk.“ So schmiedete man einst hier Pfannen und Sensen. Die Himmelberger Sensen wurden im 18. Jahrhundert in ganz Europa bis an die Wolga geliefert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in diesem Gebiert dann noch 16 Mühlen: „Bis auf eine Einzige sind alle davon verschwunden. Man findet aber entlang des Wanderweges noch ein paar Überreste, wie zum Beispiel einen alten Mühlstein, einen Holzbrunnen.“

Flodermühle mit besonderem kulturhistorischem Wert
Die Mehlteurer Flodermühle ist die letzte noch funktionsfähige Mühle, die erhalten blieb. Laut der Geschichtsexpertin stammt sie aus dem 19. Jahrhundert und ist mit einem Floderantrieb speziell an die Wasserverhältnisse im Quellgebiet angepasst gewesen." Floderantrieb bedeutet, dass das Wasserrad im horizontal im Freien liegt. „Das Mahlwerk befindet sich in einem Raum über dem Wasserrad. Diese Bauweise gibt der Mehlteurer Mühle einen besonderen kulturhistorischen Wert“, so Jungbauer.

Darum wurde sie vor 20 Jahren abgebaut und in Tiebel exakt in ihrer ursprünglichen Form wieder aufgebaut. Sie kann nach Voranmeldung besichtigt werden.