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Wirtschaft

Biomasse durch EU-Richtlinie in Gefahr

Eine neue geplante EU-Richtlinie zur erneuerbaren Energie könnte gravierende Auswirkungen auf Waldbauern und den Energiesektor haben: Biomasse soll nicht mehr als erneuerbare Energieform gelten, die Waldnutzung könnte durch die Richtlinie massiv eingeschränkt werden.

Waldbauern warnen, dass das Einschränken von Absatzmärkten weitreichende Folgen für die Forstwirtschaft haben könnte: Erträge würden sinken und damit könnte auch die Bereitschaft für die Waldpflege zurückgehen. Die neue EU-Richtlinie beinhaltet, dass Holz, das direkt aus dem Wald kommt und für Biomasse verwendet wird, nicht mehr als erneuerbare Energie anerkannt wird.

„Klimaziele nicht zu erreichen“

Dazu sagte Günther Kuneth von der Kärntner Landwirtschaftskammer: „Das heißt letzten Endes, dass wir die Pläne, die sich Österreich und Kärnten gesetzt haben, nämlich den Anteil der Biomasse an der erneuerbaren Energie im Bereich der Wärmeerzeugung zu erhöhen, damit wir die Klimaziele erreichen, nun nicht mehr zu erreichen sein werden.“ Mit der neuen Richtlinie sei auch der Ausbau von neuen Biomasseheizwerken konterkariert.

Diskussionen um Holz-Biomasse

Für Diskussionen und einen Aufschrei der Holzwirtschaft sorgen Pläne der EU, Holz-Biomasse künftig nicht mehr als erneuerbare Energie einzustufen. Damit würden auch in Kärnten EU-Förderungen. Biomasse ist laut Landwirtschaftskammer der größte erneuerbare Energieträger im Land.

Das hat mit der sogenannten Taxonomie-Verordnung zu tun, die z.B. Atomstrom als erneuerbare Energieform klassifiziert und somit Investitionen als förderwürdig anerkennt, während Heizwerke mit Biomasse zukünftig nicht mehr in den Genuss von Förderungen kämen. Kuneth sagte, gerade in Hinblick auf den Klimawandel wissen, wir, dass wir zunehmend Stürme und Kalamitäten haben, wo kleine Mengen anfallen, die aus dem Wald heraus müssen. Hier sei die Biomasse ein wichtiger Absatzmarkt, damit die Bauern das Holz aus dem Wald bekommen, um Käferschäden zu vermeiden.

Wälder sollen unter Schutz gestellt werden

Ziel der EU ist es, die forstliche Nutzung zu reduzieren und damit artenreiche Wälder zu fördern. Zehn Prozent sollen unter strengen Schutz gestellt werden. Die Waldbauern warnen, dass damit ein Verlust an Wertschöpfung von einer Milliarde Euro pro Jahr in Österreich einhergehen könnte.

Noch ist das letzte Wort in der EU noch nicht gesprochen. Die Mitgliedstaaten müssen sich erst mit dem EU-Parlament einigen.

Gruber: Teuerung wird angeheizt

Forst- und Agrarreferent Martin Gruber (ÖVP) sagte zu der EU-Regelung, nur eine regionale Energieproduktion bringe Unabhängigkeit und deshalb mache es überhaupt keinen Sinn, Holz als einen der wichtigsten heimischen Rohstoffe, der nachhaltig gewonnen werde, derart zu beschränken. Er erwarte sich insbesondere von den österreichischen Abgeordneten zum EU-Parlament, diesen Plänen nicht zuzustimmen. Sie seien ein Anschlag auf das Waldland Österreich.

Holz sei für Länder wie Kärnten wichtig, jährlich wachse mehr nach, als genutzt werde. Nur ein bewirtschafteter Wald werde bei der Reduktion von CO2-Emmissionen helfen. Wenn Holz nicht mehr als „erneuerbar“ gelte erhöhe man damit nur noch die Abhängigkeit von anderen Energieträgern, was die Teuerung weiter anheizen werde, so Gruber.

Auch bei der Opposition stößt die geplante Richtlinie auf Ablehnung. Vom Team Kärnten hieß es, die Waldnutzung würde dadurch massiv erschwert. Die FPÖ bezeichnete die Nutzung der Holzenergie für Kärnten als unverzichtbar und forderte die EU-Abgeordneten von ÖVP und SPÖ auf, gegen diese EU-Richtlinie zur erneuerbaren Energie zu stimmen.

Update: EU will schrittweise senken

Das EU-Parlament sprach sich am 14.9. mehrheitlich für eine engere Definition aus, welche Form von Holz als grüne und damit förderungswürdige Energieform gilt. Ursprünglich hatte der Vorschlag im EU-Parlament die Einstufung von Biomasse aus Primärholz als erneuerbare Energie ganz ausgeschlossen. Nun soll die Durchschnittsmenge der Jahre 2017 bis 2022 doch angerechnet werden. Zudem fordert das EU-Parlament bis 2030 eine schrittweise Senkung des Anteils von Primärholz als erneuerbare Energie. Damit soll auch der Ausbau von Holz- und Biomasseanlagen eingeschränkt werden.