Trigonale Probe 2022
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Kultur

Zeitlos gültige Alte Musik bei Trigonale

Die Trigonale wird am Donnerstag in der Seminarkirche in Tanzenberg eröffnet. Das Festival für Alte Musik beweist auch in diesem Jahr, wie aktuell und berührend jahrhundertealte Musik sein kann. Damals wie heute dominierten die Krisen.

Geistliche Musik entstanden um das Jahr 1500 eröffnet in diesem Jahr die Trigonale. Damals wie heute befand sich die Welt im Umbruch: Zwischen der Entstehung von Antoine Brumels „Missa Et ecce terrae motus“, zu Deutsch Erdbebenmesse (um 1500), und Sarah Kirkland Sniders „Mass for the Endangered“ (2018) mag zwar gut und gerne ein halbes Jahrtausend liegen, dennoch eignen sich die Werke perfekt dazu, gemeinsam im Rahmen eines Konzertes zur Aufführung gebracht zu werden: Damals wie heute „bebte“ die Erde, war im Umbruch begriffen und stand vor schier unlösbar erscheinenden Herausforderungen.

Stefan Schweiger Trigonale Probe 2022
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Stefan Schweiger bei der Probe in der Seminarkirche Tanzenberg

Kunst und Krise geben einander wieder die Hand

Festivalintendant Stefan Schweiger: „Die Geschichte hinter der heurigen Saison sind Krisen und besondere Ereignisse, die die Menschen auch schon vor Jahrhunderten bewegt haben und damals wie heute Eingang in die Werke gefunden haben.“ Deshalb beginne die Trigonale heuer auch nicht wie gewohnt mit einem weltlichen, sondern mit einem geistlichen Konzert, „in dem auch gleich zwei monumentale Werke – eines aus der Zeit um 1500 und eines aus der Jetztzeit, dem Jahr 2018 – zur Aufführung gelangen, die ebenfalls auch wieder die Krisen ihrer Zeit thematisieren.“

Eröffnung der Trigonale

Am Donnerstag wurde die Trigonale, das Festival für alte Musik, in Maria Saal eröffnet. Damals wie heute kann Musik etwas Licht ins Dunkel des Alltags bringen. Bis zum Schluss haben die Ensembles fleißig geprobt.

Als kein Stein auf dem anderen blieb

Als Brumel seine monumentale Messvertonung schuf, war der neue Kontinent gerade erst entdeckt worden; nur knapp zwei Jahrzehnte später sorgten die Thesen Martin Luthers dafür, dass in Europa kein Stein auf dem anderen blieb.

Sniders nicht minder beeindruckende Komposition – eine Hymne für die Stimmlosen und Vergessenen, ein Requiem für die noch nicht Verstorbenen – verstehe sich auch als Gebet für die Natur und die Lebewesen unseres Planeten, das uns zu Mitgefühl aufrufen und vor einer gleichgültigen Denkweise bewahren will. Im Lichte des Klimawandels, der Coronakrise und des Ukrainekrieges bedauerlicherweise aktueller denn je.

Tanzenberg Trigonale Probe 2022
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Seminarkirche Tanzenberg

Der musikalische Leiter Gabriel Crouch sagt über diese Musik: „Dieses Stück hat nur drei Akkorde. Innerhalb dieser Akkorde wird es dann aber sehr kompliziert. Diese drei Akkorde stehen zueinander in einer Beziehung, die perfekt und göttlich erscheint.“

Gelassener Intendant zum Festivalauftakt

Tagelang proben die Musikerinnen und Musiker vor Ort. Aber nicht nur das zeichnet die Trigonale aus. Nach 15 Jahren als Intendant nimmt Stefan Schweiger den bevorstehenden Festivalauftakt gelassen: „Ich bin sehr entspannt, weil ich in den letzten beiden Tagen schon erleben konnte, wie konzentriert und konstruktiv hier gearbeitet wird. Mit welcher Freude die Künstlerinnen und Künstler, die in den einzelnen Projekten involviert sind, dabei sind und dann ist eigentlich nichts Schlimmes zu befürchten.“

Henry Purcell in der Arndorfer Kirche. Vieles ist dunkel in dieser Musik, am Ende wird es aber wieder leicht und hell. Mark Tatlow sagt dazu: „Diese Musik hat eine Tiefe. Aber und das ist ganz wichtig auch ein allgemeines Gefühl der Freude und des Spaßes.“

Festival bis 11. September

Die Gefühle und Ängste der Menschen haben sich nicht verändert. Musik kann damals wie heute etwas Licht in das Dunkel des Alltags bringen. Dazu Stefan Schweiger: „Musik war immer ein Mittel für Komponisten, die Eindrücke ihrer Zeit zu verarbeiten und Musik hat sicher dazu beigetragen, dass Menschen sich daran erbauen konnten – das ist damals so gewesen wie heute.“ Die Trigonale – das Festival der Alten Musik – findet bis 11. September statt.