Im Amphitheater in Virunum ging es in der Antike hoch her und gleich daneben, in bevorzugter Hanglage, hatten die betuchten Bürger der norischen Hauptstadt ihre Vereinshäuser. Während des Sommers wurden hier unter der Leitung des Archäologen Heimo Dolenz die Grundmauern eines Vereinshauses freigelegt.

Kulte und feuchtfröhliche Feste
Nur die Vornehmen der Stadt gehörten solchen Bürgervereinen an. Dieser war dem Gott Dionysos Bacchus, dem Gott des Weines, der Freuden und der Fruchtbarkeit zugetan. „Das ist ein Gebäude, wo wir jetzt gerade die Vereinshalle, die Banketthalle, freilegen mit 163 Quadratmeter Fläche. Sie hat, wie wir jetzt wissen, Platz für feuchtfröhliche Veranstaltungen aber auch für die Ausübung von Mysterienkulten geboten“, so Dolenz.
Dreimal bebte die Erde
Gefunden wurde auch eine Marmortafel mit den Namen von 47 männlichen und 33 weiblichen Mitgliedern, ein antikes Vereinsregister sozusagen. An der Fundstelle wurde auch eine andere Tafel gefunden, darauf ist festgehalten, dass der Vereinstempel im Jahr 182 bei einer Naturkatastrophe schwer beschädigt wurde. „Fünf römische Bürger zahlten die Restaurierungskosten. Das hat man in dieser Tafel verewigt“, so Dolenz. Somit wissen die Historiker nun, dass in Virunum zwischen 9 und 239 nach Christus die Erde zwei Mal heftig bebte.

Brunnen mit Spuren antiken Lebens
An der Grabungsstelle beim Vereinshaus gibt es noch eine Besonderheit: Im Haus befand sich ein Brunnen. Wenn auch keine Schätze darin auftauchen, birgt er wichtige Informationen für die Archäologie: „Erdbeersamen, Schlehdornsamen, Mohn, all das wird man aus diesem Brunnen rekonstruieren können. Dann kann man Rückschlüsse ziehen, wie diese Kulthandlungen und Feste abgehandelt wurden“, so Dolenz. Und wir wissen wieder ein bisschen mehr über die Bewohner Kärntens in der Antike, die Naturkatastrophen trotzten und durchaus ein reges Vereinsleben hatten.
Hauptstadt der Provinz Noricum
Virunum wurde um die Mitte des ersten Jahrhunderts nach Christus unter Kaiser Claudius als Hauptstadt der Provinz Noricum gegründet. Damit löste sie die Stadt auf dem Magdalensberg. Sie lag an der Verbindungsstraße von der Adria an die Donau und wurde auf einer überschwemmungssicheren Terrasse am Rande des Zollfelds errichtet.