Totale des Sommergesprächs, zu sehen Chefredakteur Bernhard Bieche und FPÖ-Obmann Erwin Angerer
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Politik

Angerer (FPÖ): Rückkehr nach Kärnten offen

Im dritten ORF-Kärnten Sommergespräch war am Dienstag FPÖ-Obmann Erwin Angerer zu Gast bei Chefredakteur Bernhard Bieche. Er wird die FPÖ erstmals als Spitzenkandidat in die kommende Landtagswahl am 5. März führen, ob er als Nationalrat zurück nach Kärnten kommen würde, lässt er offen.

Mindestens 20 Prozent und den zweiten Platz will Angerer mit den Freiheitlichen bei der Landtagswahl im März erreichen. Ob er selbst vom Wiener Nationalrat in den Kärntner Landtag wechselst, lässt Erwin Angerer offen: „Es ist natürlich das Ziel, wir wollen hier in Regierungsfunktion kommen, aber es kann durchaus sein, dass ich auch im Nationalrat bleibe.“ Dass er derzeit nicht im Kärntner Landtag sitze, sei laut Angerer kein Nachteil: „Wir haben so viele Überschneidungen, was Land und Bund betrifft, wir ergänzen uns gut mit meiner Arbeit im Nationalrat und der Arbeit des Landtagsklubs unter der Führung von Gernot Darmann.“

Sommergespräch Erwin Angerer (FPÖ)

Nicht um jeden Preis regieren

Die Achse Wien-Kärnten habe Vorteile, idealerweise mit FPÖ-Beteiligung in Bundes- und Landesregierung, sagt Angerer: „Da kann man durchaus am meisten umsetzen. Jörg Haider hat es ja vorgezeigt. Beispielsweise die Koralmbahn ist ein Projekt, das nie gelungen wäre, wenn wir nicht in Wien in einer Regierungsfunktion gewesen wären und hier in Kärnten auch.“

FPÖ-Obmann Erwin Angerer
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FPÖ-Obmann Erwin Angerer

Um jeden Preis wolle die FPÖ in Kärnten aber nicht mitregieren. Eine große Gefahr sei aus seiner Sicht eine absolute Mehrheit der SPÖ von Landeshauptmann Peter Kaiser. „Der Herr Landeshauptmann ist leider ein Weltmeister im Abschieben, leider nicht im Abschieben von Migranten, von Leuten, die zu uns kommen und hier kein Aufenthaltsrecht hätten, sondern im Abschieben von Verantwortung“, so Angerer.

Zu Flughafen: „Sperrminorität nicht aufgeben“

Auch beim Flughafen Klagenfurt sei das gängige Praxis, kritisierte Angerer. Die FPÖ-Linie bei diesem Dauerthema sei klar: „Ich bin auf der Linie, dass der Flughafen für das Land Kärnten gerettet werden muss, dass zumindest die Sperrminorität nicht aufgegeben wird und dass man den Flughafen gemeinsam weiterentwickelt.“ Auf die Nachfrage, ob Angerer Verständnis für die Pläne von Franz Peter Orasch habe, antwortete er: „Er hat zumindest einen Plan.“

Für Angerer sei die Teilprivatisierung des Flughafens ein Fehler gewesen. Jedoch stimmte damals auch der FPÖ-Aufsichtsrat in der Beteiligungsgesellschaft dafür. „Aus heutiger Sicht eine falsche Entscheidung. Unser damaliger politscher Zugang war, zwischen einer Besitzgesellschaft und Betriebsgesellschaft zu trennen, d.h. das Eigentum vom Betrieb zu trennen“, so Angerer. Das habe man 2018 nicht gewollt, SPÖ und ÖVP hätten den Flughafen als gesamtes verkauft. Angerer können aus seiner Sicht nicht sagen, ob er die Call-Option für den Flughaufen ziehen würde, weil er die jetzige Verhandlungssituation und die Verträge nicht kenne. „Das wäre unseriös, wenn ich das heute sagen würde“, so Angerer.

Chefredakteur Bernhard Bieche und FPÖ-Chef Erwin Angerer
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Chefredakteur Bernhard Bieche mit Erwin Angerer

Angerer: Sanktionen gegen Russland abschaffen

Der explodierenden Teuerung im Land müsse mit gezielten Maßnahmen – nicht mit Einmalzahlungen begegnet werden, sagte Angerer, allen voran aber mit der Abschaffung der Sanktionen gegen Russland: „Diese Sanktionen haben nichts gebracht, außer dass wir und unsere Bevölkerung jetzt die Zeche dafür zahlen“, so Angerer. Bei der Energiewende ist Angerer gegen Windkraft, aber für den Ausbau von Wasser- und Sonnenkraft. „Wir glauben, dass der Eingriff in die Natur durch Windräder auf Kärntner Bergen ein unverhältnismäßiger ist.“

Thema im Sommergespräch war auch die Suche nach einer undichten Stelle in den eigenen Reihen, nachdem Mitschnitte einer internen Sitzung veröffentlicht wurden. „Ich bin kein Archäologe, ich suche nicht in der Vergangenheit und auch keinen Spion. Die anonyme Anzeige gegen Christian Ragger und andere ist mittlerweile eingestellt worden, also ad acta gelegt“, so Angerer.

Totale des Sommergesprächs, zu sehen Chefredakteur Bernhard Bieche und FPÖ-Obmann Erwin Angerer
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„Wer is da Erwin?“

Um seine Bekanntheit macht sich Erwin Angerer auch keine Sorgen mehr, die Plakatkampagne „Wer is da Erwin?“ habe gewirkt: „Ich treffe sehr viele Leute hier in Kärnten, die mich mittlerweile Gott sei Dank kennen. Die kennen den Erwin“, so Angerer.

Persönliche Fragen

Beim Sommergespräch war auch Zeit für ein paar persönliche Fragen. In einer Temperament-Skala von eins bis zehn würde sich Angerer eher in der Mitte einordnen. „Es kommt auf die Situation an“, so Angerer. Auf die Frage, ob er sich gegen das Coronavirus impfen lassen würde, entgegnete er, er sei einmal geimpft, eine Auffrischung lehne er ab, weil das jeder für sich entscheiden solle.

Auch im Haushalt helfe er mit: „Wenn ich Zeit habe, ist der Anteil so hoch, wie ihn meine Frau zulässt. Ich koche ganz gerne und wenn mir meine Frau den Staubsauger überlässt, dann mache ich das auch“, so Angerer.