Karstwasser Rassl System
Andreas Langer
Andreas Langer
Tiere

Geheimnisvolle Höhlenbewohner

In Kärnten gibt es viele Höhlen, darunter so bekannte wie die Obir oder die Griffner Tropfsteinhöhlen oder das Schaubergwerk Bad Bleiberg. Höhlen sind keineswegs unbewohnt, zahlreiche Tiere passten sich an die kühle Dunkelheit an. Manche sind aber auch nur Bewohner auf Zeit.

In den Höhlen wohnen viele unterschiedliche Tierarten, so Andreas Langer, Fachgruppenleiter für Karst- und Höhlenkunde des Naturwissenschaftlichen Vereins Kärnten. "Es gibt lichtliebendere und lichtscheuere Tiere, genauso ist es eben auch in der Höhle. Beginnend vom Höhleneingang, wo es noch mehr Licht gibt, über die Übergangsregion bis in die dunklen Bereiche, unterscheiden sich die Arten der Höhlentiere.

Obir Tropfsteinhöhlen Zugang
Obir Tropfsteinhöhlen
Obir Höhle

Zwischen fünf und acht Grad warm

Je tiefer man in eine Höhle hineinkommt, desto stabiler bleibt die Temperatur. „Im Eingangsbereich sieht man im Winter oft Eiszapfen und je weiter man in die Höhle hineinkommt, desto wärmer wird es. In den tieferen Bereichen der Höhle bildet sich das Jahresmittel der Temperaturen ab“, so Langer. In den Kärntner Höhlen herrschen, je nach Höhenlage, zwischen fünf und acht Grad. Im Eingangsbereich findet man auch die „Höhlengäste“: „Das sind Tiere, die ganz zufällig in die Höhle hineinkommen. Das kann eine Kröte sein, die den Schacht hinunterstürzt oder ein Tier, das sich in die Höhle hinein verirrt, dessen Lebensbereich eigentlich im Außenbereich liegt“, so Langer.

Grottenolme   in den Höhlen von Postojna in Slowenien
Boštjan Burger/Wikipedia
Grottenolme aus Postojna

Höhlenliebende Tiere suchen Schutz

Dann gibt es noch die höhlenliebenden Tiere. Sie suchen sich den Lebensraum Höhle aus, weil sie für eine bestimmte Zeit Schutz suchen. „Zum Beispiel im Winter aber durchaus auch im Sommer. Die Tiere spüren längere Witterungseinflüsse. Bei Regenperioden ziehen sie sich beispielsweise auch in Höhlen zurück. Im weitesten Sinne war auch der Mensch in seiner Urzeit ein höhlenliebendes Tier, weil er sich im Winter oder bei schlechten Witterungsverhältnissen in Höhlen zurückgezogen“, sagte Langer.

Für den Menschen sei es nicht unbedingt angenehm, in einer Höhle zu leben: „Dort herrschen 98 Prozent Luftfeuchtigkeit, es ist also sehr feucht und es hat etwa fünf Grad. Keiner würde freiwillig längere Zeit dort drinnen verbringen. Im Vergleich zu einer Außentemperatur von minus 20 Grad ist die Temperatur in der Höhle jedoch sehr moderat, weswegen unsere Urväter und Urmütter Zeit in Höhlen verbracht haben.“

Rekonstruktion eines Höhlenbären
Rekonstruktion eines Höhlenbären

Fledermäuse überwintern in Höhlen

Die Fledermaus ist ein Beispiel für ein höhlenliebendes Tier. Sie verbringt dort den Winter, ist aber auch teilweise im Sommer im Eingangsbereich anzutreffen. „Auch Spinnen oder Füchse sind im Eingangsbereich anzutreffen, ebenso wie Schlangen. Sie übernachten dort und leben eine Zeit lang in der Höhle, ihrem Jagdbedarf gehen sie aber im Freien nach“, so Langer.

Grottenolm
Andrea Izzotti – stock.adobe.com
Grottenolm

Im Eingangsbereich halten sich meist Tiere auf, die nur ab und zu vorbeischauen, um sich auszurasten oder sich vor Unwettern und Kälte zu schützen, wie zum Beispiel der Bär: „Wir haben sogar einmal eigene Arten gehabt, die Höhlenbären, den Ursus belicus. Es gibt eine Höhle an der slowenischen Grenze, die bekannt ist für Höhlenbären, er ist aber ausgestorben, daher findet man heute dort vor allem Braunbären im Winterquartier.“

Nahaufnahme einer Fledermaus von hinten
Pixabay
Fledermäuse schätzen Höhlen als Schutzraum

Echte Höhlentiere verbringen ihr ganzes Leben in der Höhle. Sie kommen hier zu Welt und sterben auch hier, sagte Langer. Sie könne man aus dem Lebensbereich auch nicht entfernen. Klassisch sei hier der Grottenolm, den man sich in der Höhle von Postojna anschauen könne. Ihn könne man nicht aus der Höhle entnehmen und zum Beispiel in einen Gartenteich setzen, das würde er nicht überleben.

Körper verändern sich

Die Körper der echten Höhlentiere sind den Bedingungen in der Höhle angepasst. Sie besitzen keine funktionierenden Augen, haben dafür aber Tastsensoren oder Tasthaare: „Teilweise funktioniert es mit Berührung, teilweise mit Chemie, sie verlieren auch irgendwann die Pigmentierung, die Farbe. Bei Käfern wird aus dem schwarzen Laufkäfer ein bersteinfarbener. Die Pigmentierung braucht der Käfer nur für den Sonnenschutz.“

In Kärntens Höhlen leben vor allem der Höhlenblindkäfer aber auch verschiedene Asselarten und der Scherenkanker, der bei den Obirhöhlen vorkomme und zu den Weberknechten gehöre, so Langer. „Er hat vorne skorpionartige Scheren, mit denen er sein Gebiet nach Nahrung absucht und damit auch verzehrt.“

Keine Höhlenfische in Kärnten

In Höhlen kommen auch Fische vor: „Vor einigen Jahren fand man im Bodensee einen Höhlenfisch, der zufällig in den See geraten ist. Er ist dort von einem Schweizer Forschungsteam entdeckt worden.“ In Kärnten gebe es keine, da es keine klassischen Wasserhöhlen gebe. In Slowenien gebe es aber Höhlen, die mit Wasserläufen verbunden seien. Alleine beim Postojna-Höhlensystem seien fünf Höhlen mit dem Fluss Reka verbunden, dort gebe es auch Fische, so Langer.