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Kultur

„Hildegard von Stein – Gräfin der Armen“

Die Gräfin und Wohltäterin Hildegard von Stein lebte im 10. Jahrhundert, sie wurde heilig gesprochen. Nur wenig ist von ihr bekannt, nun erschien ein neuer historischer Roman mit dem Titel „Hildegard von Stein – Gräfin der Armen“ von Regina Schaunig.

Jedes Jahr findet vor der Pfarrkirche in Stein im Jauntal am ersten Sonntag im Februar das Striezelwerfen zu Ehren der heiligen Hildegard von Stein statt. Ihr widmete Autorin Regina Schaunig ihr Buch. Schaunig lebt in Kärnten und studierte Germanistik, Sprachwissenschaften, Philosophie und Kulturwissenschaften. Unter anderem publizierte sie auch über die Kärntner Robert Musil und Ingeborg Bachmann.

Hildegard von Stein, die im Jauntal viel Gutes getan hatte, beeindruckte die Autorin so sehr, dass sie ihr mit dem historischen Roman ein Denkmal setzen wollte.

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Legende der heiligen Hildegard handschriftlich festgehalten

Stein war „nette Einwanderin“

Gräfin Hildegard von Stein war eine Gräfin und Wohltäterin, die im 10. Jahrhundert lebte und aus demselben bayrischen Geschlecht stammte wie die Heilige Hemma von Gurk. Gedacht wird der Gräfin Hildegard von Stein alljährlich in Unterkärnten mit dem Striezelwerfen in Stein im Jauntal. In ihrem Buch „Hildegard von Stein – Gräfin der Armen“ geht die Germanistin Regina Schaunig der Herkunft der Gräfin nach.

Hildegard von Stein war keine gebürtige Kärntnerin, so Schaunig: „Einige Forscher behaupten, dass sie aus dem Leobental stammt und somit eine zugereiste Steirerin war. Aber zu dieser Zeit waren eigentlich alle deutschsprachigen Personen in Kärnten zugereist, weil es in Kärnten eigentlich nur das Slowenische als Sprache gegeben hat. Hildegard von Stein war aber eine der sehr netten Einwanderer.“

Buch handschriftlich
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Zwischen Slowenisch und Deutsch vermittelt

Rund um Stein im Jauntal hat Hildegard von Stein viel Gutes getan, sagte Schaunig: „Sie hat ein Krankenhaus und eine Kirche gebaut, sie hat sich um die armen Menschen gekümmert. Eigentlich war sie eine Kulturvermittlerin und wie man an ihrem Nachwirken sieht, war sie auch eine Vermittlerin zwischen dem Slowenischen und dem Deutschen.“

Die heilige Hildegard von Stein dürfte um 910 geboren worden sein. Genaues ist nicht bekannt, sagte Schaunig: „Es gibt ein paar Urkunden und ein paar Namen. Wenn man aber auf die Nachkommenschaft der Hildegard schaut, hat es doch sehr viele Zeugnisse gegeben.“ Ihr Sohn Hartwig heiratete am Lurnfeld eine geborene Wichburg, deren Schwiegertochter das erste Frauenkloster in Kärnten gegründet hatte, und zwar St. Georgen am Längsee.

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Der historische Roman von Regina Schaunig

Burg Proßnitz hoch über der Drau

Hildegard war mit Albuin, dem Pfalzgrafen von Kärnten, verheiratet und lebte mit ihm auf der Burg Proßnitz am Skarbiner Felsen hoch über der Drau. Von dieser Burg gibt es allerdings keine Überreste mehr. Nach dem Tod ihres Mannes schenkte sie ihrem Sohn Albuin, dem späteren Bischof von Brixen, um 975 das Gut Stein im Jauntal. Die Reliquien der Hildegard von Stein ruhen im Hildegard-Altar der Pfarrkirche Stein im Jauntal.

Im Sagenbuch von Georg Grabner fand die Autorin die Legende über Hildegard von Stein. Außerdem fand sie eine lateinische Niederschrift von Jakob Raunig, einem Pfarrer in Stein. „Es gibt auch eine Handschrift in St. Paul. In der Zeit der Gegenreformation zwischen 1605 und 1640 ist die Legende noch einmal ziemlich genau und ausführlich dargestellt worden.“

Die Legende der heiligen Hildegard von Stein

Bekannt über Hildegard ist, dass sie auch häusliche Gewalt in schlimmem Ausmaß kennen lernen musste, sagte Autorin Schaunig: „Sie ist aus Eifersucht von ihrem Mann Alboin über die Zinnen der Burg über einen schroffen Felsen geworfen worden.“

In der Legende steht, dass Hildegard auch von Uduin, dem Bruder ihres Mannes, belästigt wurde, wenn ihr Mann nicht zuhause war. Weil sie Uduin abwies, hielt er eine Magd an, Lügen über Hildegard zu verbreiten, so Schaunig: „Die Magd bekräftigte noch, dass – sollte ihre Schilderung von der ehebrecherischen Hildegard nicht stimmen – sie samt ihrer Kuh und ihrem Kübel zu Stein erstarren solle. Und genau das ist dann auch geschehen.“ Die „steinerne Melk“ ist heute noch in der Prosinza Höhle zu sehen, wo es auch Heilwasser gibt, so die Autorin.

Heiligenverehrung in Kärnten und Slowenien

Hildegard von Stein überlebte den Sturz über den Felsen wie durch ein Wunder, sie wurde laut Legende von einem Engel gerettet. Ihr Mann erkannte seinen Irrtum, erblindete und begab sich aus Reue über sein Tun sieben Jahre auf Pilgerfahrt. Nach seiner Rückkehr verzieh ihm Hildegard. Als sie ihm über die Lider strich, schenkte sie ihm wieder das Augenlicht.

Nach wie vor gebe es in Kärnten und auch in Teilen Sloweniens noch eine Verehrung für die Heilige, sagte die Autorin: „Aber man weiß eigentlich sehr wenig über sie. Deswegen habe ich zu recherchieren begonnen und war immer faszinierter von ihr.“ Der historische Roman „Hildegard von Stein – Gräfin der Armen“ von Regina Schaunig ist im Hermagoras Verlag erhältlich.