Wolf Sujet
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Chronik

Risse durch Wolf stark gestiegen

In Kärnten wurden in diesem Jahr nachweislich bereits 250 Schafe, Ziegen und Rinder vom Wolf gerissen. Das sind mehr als doppelt so viele Tiere wie im gesamten vergangenen Jahr. Mit einem weiteren Anstieg wird gerechnet. Zwölf unterschiedliche Wölfe wurden heuer in Kärnten bereits nachgewiesen. Erlegt wurde, zumindest offiziell, noch kein Tier.

Auf 20 Almen wurden Wölfe heuer anhand von Nutztierrissen bereits genetisch nachgewiesen. Mit 70.000 Euro wird der Schaden für die Landwirte derzeit beziffert. Sie sollen mit den Mitteln aus dem Wildschadensfonds entschädigt werden. Schon zur Jahresmitte überstieg die Summe bereits jene vom vergangenen Jahr, als knapp 50.000 Euro an Schäden nachgewiesen wurden. Mit einem weiteren Anstieg ist zu rechnen, denn bis jetzt werden die Wölfe nicht weniger, trotz möglicher Bejagung.

Risse durch Wolf stark gestiegen

In Kärnten wurden in diesem Jahr nachweislich bereits 250 Schafe, Ziegen und Rinder vom Wolf gerissen. Das sind mehr als doppelt so viele Tiere wie im gesamten vergangenen Jahr. Mit einem weiteren Anstieg wird gerechnet. Zwölf unterschiedliche Wölfe wurden heuer in Kärnten bereits nachgewiesen. Erlegt wurde, zumindest offiziell, noch kein Tier.

Abschussfreigabe je nach Anzahl gerissener Tiere

Für den Anstieg der Zahl der Wölfe gibt es mehrere Gründe. Einerseits wurde im Almgebiet bis jetzt kein Schadwolf, wie es in der Wolfsverordnung heißt, zum Abschuss freigegeben. „Das liegt daran, dass wir in der Wolfsverordnung vorgegeben haben, dass wir 15 Risse von unseren Rissbegutachtern auch nachgewiesen haben müssen, wenn im Vorjahr auch bereits Risse dort waren, um die Entnahme eines Schadwolfes dadurch auszulösen", sagte Renate Scherling, die zuständige Juristin des Landes.

„Wenn im Vorjahr noch kein Rissereignis auf dieser Alm durch einen Wolf stattgefunden hat, brauche ich sogar 20 nachgewiesene Risse innerhalb eines Monats.“

Jungwolf Gailtal
Stefan Hofer

Noch kein Risikowolf geschossen

Die hohen Auflagen seien ob des strengen EU-weiten Schutzes des Wolfes nötig und einfach bis jetzt noch nicht erfüllt. Anders sieht das mit den Risikowölfen aus, die im Frühjahr im besiedelten Gebiet in den Tallagen vor allem in den Bezirken Spittal und Hermagor für Aufregung gesorgt und die Bevölkerung beunruhigt haben.

Rund 20-mal wurden Wölfe laut Meldungen von Ställen oder Häusern wiederholt verscheucht. Die Bedingungen für eine Entnahme wurden damit erfüllt. Doch geschossen wurde bisher kein Tier, obwohl die Jägerinnen und Jäger seit Kurzem sogar mit Infrarot und Nachtsichtgerät dem Raubtier nachstellen dürfen, was sonst nur bei der Wildschweinjagd erlaubt ist.

Wolf hinter einem Baum
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„Nach Warnschuss kommt Wolf nicht zurück“

„Der Wolf ist sensorisch wirklich gut ausgerüstet. Er hört gut, er sieht gut, er riecht gut, und es ist natürlich sehr schwer für einen Jäger, einen Wolf zu erlegen, weil er sich ja vorher an den Plan der Verordnung halten muss, sagte der Eric Leitner, der für die Jägerschaft Jäger bei der Wolfsjagd schult. Die Verordnung sehe vor, dass der Wolf akustisch und visuell verschreckt wird: „Man gibt einen Warnschuss ab und erst wenn der Wolf wiederkommt, wird er erlegt. Der Wolf ist natürlich gewarnt und kommt nicht mehr wieder.“

Ein weiterer Grund ist laut Leitner, dass sich die Jäger nicht so schnell trauen werden, einen Wolf zu schießen, weil es Angst vor einem Shitstorm gebe, was Leitner auch verstehe.

Schonzeit bei normaler Bejagung

Wie sensibel das Thema ist, zeigt derzeit auch die Aufregung in Tirol, wo ein Wolf nach wiederholten Nutztierrissen per Bescheid zum Abschuss freigegeben wurde. Umweltschützer vermuten, dass es sich bei dem betroffenen Wolf um ein Elterntier handeln könnte, das seinen Rudelnachwuchs aufzieht, und kritisieren den Abschussbescheid heftig.

Würde der Wolf normal bejagt werden dürfen, gäbe es solche Diskussionen nicht, sagt Landesjägermeister Walter Brunner. Denn dann gäbe es auch, wie bei jedem jagdbaren Wild, Schonzeiten, die einzuhalten wären. Den strengen Schutz hält Brunner angesichts der 20.000 Exemplare, die es europaweit bereits gebe, nicht mehr für notwendig.

Brunner: „Weidgerechtigkeit wird eingehalten“

Brunner: „Man kann ihn nicht mehr ausrotten und wird ihn auch nicht ausrotten, und die Jäger sind sowieso angehalten, die Grundsätze der Weidgerechtigkeit einzuhalten. Wenn zum Beispiel eine Wölfin führt oder Welpen hat, wird kein Jäger sie erlegen oder fangen. Das machen wir Jäger nicht, weder bei einer Fuchsfähe noch sonst bei einem Muttertier, und deshalb könnte man meines Erachtens das Problem nur so lösen, indem man die Jagd auf den Wolf freigibt.“

Frei gegeben müsste die Jagd über den gesamten Alpenraum hinweg, sagte der Landesjägermeister, mit einem bestimmten Kontingent an Tieren, denn Wölfe hätten ein großes Einzugsgebiet und halten sich bekanntlich nicht an Landesgrenzen.