Innerhalb von Minuten hatte es einen Sprung von schwachem Wind auf knapp über 100 km/h gegeben, so Stefan. Am Donnerstag waren mehrere Faktoren zusammengekommen, so der ZAMG-Experte: „Im Lavanttal hatte es hohe Temperaturen von 33 Grad, während im Westen ein Gewitter aufgezogen ist.“ Das System aus Italien war über Kärnten in Richtung Osten gezogen. Kräftiger Höhenwind hat dann durch das Gewitter in tiefe Lagen durchgegriffen: „Das hat die starken Böen verursacht.“
Die trockene, heiße Luft im Lavanttal habe zusätzlich zu einer Beschleunigung des Windes geführt – während in Villach und Klagenfurt Windspitzen von 70 bis 80 km/h gemessen wurden, waren es schließlich 100 km/h im Lavanttal und dann noch mehr in der Steiermark.
Meteorologe zu Unwetter
Meteorologe Christian Stefan erklärt, warum Unwetterstürme wie am Donnerstag in letzter Zeit gehäuft auftreten.
„Orkanwerte möglich“ – Kärnten sonst eher windschwach
„Es ist sehr selten, dass so etwas in Kärnten auftritt, so eine Front, die in so kurzer Zeit diese Spitzen bringt“, betonte Stefan. Solche Windgeschwindigkeiten würden in Kärnten kaum gemessen, das Bundesland sei eher windschwach. Es sei auch möglich, dass der Wind punktuell noch stärker war, als bei den Messstellen verzeichnet wurde: „Es kann sein, dass es da durchaus auch Orkanwerte gegeben hat.“ Fallwinde bei Gewittern könnten dafür sorgen, dass es innerhalb von wenigen 100 Metern große Unterschiede bei der Windgeschwindigkeit gibt.
Für Unterkärnten zuvor nur gelbe Wetterwarnung
Dass so ein Gewitter mit Sturmböen fast ohne Vorwarnung hereinbrechen kann, wurde am Donnerstag deutlich: Lediglich für Oberkärnten und Osttirol war zu Mittag eine orange Wetterwarnung vorgelegen, Unterkärnten stand auf gelb („nur vereinzelt wetterbedingte Beeinträchtigungen und/oder Schäden zu erwarten“). Das bestätigte Stefan: „Laut den Einschätzung in der Früh haben die meisten Wettermodelle gezeigt, dass es in Oberkärnten und Osttirol intensivere Gewitter geben könnte.“
Lokale Gewittermodelle weisen Schwächen auf
Diese Modelle hätten nicht gut erfasst, dass das Gewitter dann in den Osten durchziehen würde: „Das sind lokale Wettermodelle, die auch ihre Schwächen haben.“ Wenn das Tief 100 Kilometer woanders liege, verschiebe sich das, auch lokale Effekte würden die Lokalisierung erschweren. Bis zu einem gewissem Grad seien Gewitter unberechenbar, so Stefan. Dass das Potenzial für schwere Gewitter da war, sei schon relativ gut eingeschätzt gewesen: „Aber es ist schwer abzuschätzen, wo es dann entsteht und niedergeht.“
SMS-Alarmierung frühestens kommendes Jahr
Weil wegen des Klimawandels auch damit zu rechnen ist, dass solche Wetterextreme zunehmen, gibt es Pläne, die Bevölkerung künftig via SMS besser und rascher zu warnen und zu informieren, sagte der Meteorologe. An dieser SMS-Alarmierung wird allerdings auf Bundeseben noch gearbeitet, sie soll frühestens mit kommendem Jahr umgesetzt werden, heißt es von den zuständigen Ministerien in Wien.