Im Kärntner Freilichtmuseum kann man schon seit vielen Jahren Geschichte hautnah erleben. In zahlreichen bäuerlichen Haus- und Hofformen bekommt man Einblick, wie das Leben dort früher einmal war.

Idee aus Skandinavien
Die Idee des Freilichtmuseums stammt aus dem skandinavischen Raum, sagte Rudolf Planton, der Obmann des Vereins Freilichtmuseum: „In Dänemark oder Schweden hat es solche Freilichtmuseen bereits gegeben und das haben Volkskulturinteressierte in Kärnten aufgenommen und schon in den 1920er und 1930er Jahren versucht, diese Idee zu verfolgen.“
Durch den Ankauf des heute ältesten Hauses, des Bodner-Hauses in den 30er Jahren, seien die Pläne nach schwierigen Jahren in Umsetzung gekommen, sagte Planton: „Das war der Grundstein für die Gründung des Freilichtmuseums. Dieses Haus wurde 1952 am Kreuzbergl aufgestellt. Durch die Siedlungsentwicklung war rasch zu wenig Platz. In den 60er Jahren übersiedelte das Haus dann nach Maria Saal. 1972 wurde das Freilichtmuseum eröffnet.“

Objekte heute kaum mehr zu finden
Das Museum beherbergt heute 38 museale Objekte wie Gehöfte, Troadkästen, Schmieden, Stadl und Bauernhäuser. „Man taucht in die Geschichte der bäuerlichen Kultur ein und kann erleben, wie die Menschen damals gebaut, gelebt und gewirtschaftet haben.“ Gebäude wie die ausgestellten waren in den 50er und 60er Jahren noch gut zu finden, sagte Planton, „heute ist das schon viel schwerer, solche Blockhäuser in einen guten Zustand zu finden“. Im Freilichtmuseum sind nun Gehöfte aus fast allen Tälern Kärntens zu finden.
Heimo Schinnerl, wissenschaftlicher Beirat des Vereins Freilichtmuseum Leiter der Abteilung Volkskunde des Landesmuseums Kärnten, sagte, der Bestand des Museums wäre in der jetzigen Zeit nicht mehr einrichtbar, weil es ihn so nicht mehr gebe. „Sie sind im Land ersetzt worden durch Neubeuten. Daher hat unser Freilichtmuseum einen besonderen Stellenwert. Es zeigt eine bäuerliche Geschichte der letzten sechs Jahrhunderte.“

Bodner-Hof aus 1470
Der Bodner-Hof bildet den Kern des Museums. Es gebe neue Erkenntnisse, wonach der Hof auf das Jahr 1470 zurückgehe und damit das älteste Gebäude im Museum sei, so Schinnerl. Man arbeite mit der Universität für Bodenkultur und dem Holztechnologischen Institut zusammen: „Da gibt es eine Methode, die in der Kunstgeschichte gang und gäbe ist, die Dendrodatierung, gemessen an den Jahresringen der Bäume. Wir haben im Rahmen einer Masterarbeit eine solche in den Jahren 21017 und 2018 durchgeführt, 2020 gab es eine Nachdatierung. Die Ergebnisse zeigten, dass wir bei uns ältesten Baubestand bei den Gebäuden haben.“

Es sei sensationell, dass man die ältesten Gebäudestrukturen des Landes hier habe und auch bemerkenswert, dass die Vorgänger bei der Museumsleitung mit so weiser Voraussicht gearbeitet hatten, so Schinnerl.