Chiliblüte an der Pflanze
Irmgard Ceesay
Irmgard Ceesay
Lifestyle

Zehn Jahre Chilileidenschaft

Der Chilizuchtverein in Viktring feiert heuer sein zehnjähriges Jubiläum. Das „Hothouse Chili Project“ hat rund 70 Mitglieder und baut auf dem Grundstück der ehemaligen Gärtnerei Wallisch in Klagenfurt-Viktring 35 Chilisorten an.

Eigens für den runden Geburtstag des Chilizuchtvereins wurde sogar ein Chili-Blues von der Gruppe „Dreckpack“ präsentiert. Viele Chilisorten, die im „Hothouse Chili Blues“ vorkommen, werden auch im Vereinsgarten angebaut, sagte Frank Safron vom Verein „Hothouse Chiliproject“: „Wir haben vom schärfsten bis zu ganz milden, vom Carolina Reaper bis zum Sheepnose. Carolina Reaper ist der international schärfste Chili, unser Highlight.“

Chiliverkostung
Irmgard Ceesay
Verschiedene Chilisorten

Rund 260 Pflanzen aus 35 Sorten

Auch mittelscharfe Chilis wachsen im 200 Quadratmeter großen Beet des Chilizuchtvereins. Die Vielfalt ist enorm: Kleine, große, rote, grüne, gelbe und violette Chilis leuchten von den Stauden, so Safron: „Wir haben zitronige Chilis, fruchtige Chilis, solche, die man gut trocknen kann, die man gut einlegen kann, wir decken mit den 35 Sorten und 260 Pflanzen sehr viel ab.“

Chili
Irmgard Ceesay
Pflänzchen vom Carolina Reaper

Die 70 Mitglieder beschäftigen sich auch mit der Verarbeitung. Die Chilis werden getrocknet und zu Pulver vermahlen oder es werden Chilisalz, -soßen und -öle hergestellt. Auf der Homepage von „Hothouse Chiliproject“ kann man sich auch Chilianbau-Tipps holen, so Safron: „Unser Chilijahr beginnt mit dem Bestellen des Samens, im Februar wir gesägt, dann werden die Pflänzchen pikiert und getopft. Pikieren bedeutet, sie werden vereinzelt.“

Carolina Reaper Pflanze
Carolina Reaper

Pflanzen blühen und tragen gleichzeitig

Im Glashaus werden die Pflanzen bis ca. Mitte Mai großgezogen und kommen dann in den Chiligarten: „Da wird vorher aufgebreitet und gedüngt, wir haben Kückenmist dafür.“ Es werden Stangen eingeschlagen und Stricke gespannt, an denen später die Chilipflanzen festgebunden werden können, wenn sie größer sind. Safron sagte, die Chili blühe noch weiter, obwohl die ersten Früchte schon geerntet werden können.

Chilis gehören zu den Paprikagewächsen, sagte Chiliexperte Alexander Hicks aus Baden-Württemberg, der extra zum Jubiläum des Chilizuchtvereins „Hothouse Chiliprojekt“ nach Viktring gekommen war, um dort einen Vortrag zu halten: „Es gibt ganz viele verschiedene Arten, klassisch die Capsicum annuum, die man von der Paprika kennt, es ist eine Chili ohne Schärfe.“ Botaniker streiten sich schon lange, wieviele Arten es wirklich gibt, es seien zwischen 30 und 50, so Hicks. Und neben den Arten gebe es noch sehr viele Sorten.

Chili
Irmgard Ceesay

In Mittel- und Südamerika heimisch

Die scharfen Früchte kommen ursprünglich aus Mittel- und Südamerika. Seit 2003 beschäftigt sich Hicks damit. Er setzt sich für die Vielfalt der Chilis ein und wie man sie verwenden kann. Erstaunlich, in welchen unterschiedlichen Farben, Formen und Größen Chilis vorkommen können: „Das größte, was es in der Welt der Paprikagewächse gibt ist die süße Paprika, eine Frucht hat bis zu 400 Gramm. Die kleinsten sind Wildarten, bei denen die einzelnen Früchte weniger als ein Gramm wiegen, teilweise nur ein Zehntel Gramm.“ Auch bei den ganz kleinen gebe es von gar keiner Schärfe bis ganz scharf.

Durch Export wird Vielfalt bedroht

Die Chilivielfalt sei jedoch bedroht, so Hicks. Vor vielen Jahren habe ein peruanischer Professor gesagt, in den kommenden 20 Jahre sehe er bis zu 75 Prozent der Vielfalt der Chilis in Pero verloren. Es gehe vor allem um den Export, wofür man Einheitssorten verwendet und nicht die große Vielfalt, so der Experte.

Red Bhut Jolokia und Green bird’s eye
Red Bhut Jolokia und green bird’s eye

Wie viele Chilisorten es auf der Welt gibt, kann nur geschätzt werden, sagte Hicks. Man spreche von bis zu 20.000 Sorten, es gebe sie überall auf der Welt. Allein in Peru dürfte es mehr als 1.000 Sorten geben.

Ständig wachsende Samenbank

Der Experte besitzt in Deutschland eine Chili-Samenbank, die ständig wächst: „Ich habe jedes Jahr zwischen 50 und 140 neue Sorten, ganz oft habe ich 2.000 verschiedene Sorten.“ Es sei aber viel Arbeit, herauszufinden, ob es verschiedenen Varianten seien und ob die Namen alle stimmen. Jedes Mal werden tausende Bilder mit hunderten Sorten gemacht. Diese werden dann verglichen, mit jenen die er schon hatte oder in Büchern beschrieben sind. Manche sehen exakt gleich aus, schmecken aber ganz anders. Daher könne man die optisch oft gar nicht mehr unterscheiden, man müsse sie verkosten.