Die Heuschrecken gehören zu den Geradflüglern. Dazu gehören auch Ohrwürmer, Schaben und Fangschrecken wie die Gottesanbeterin. Die Heuschrecken werden in zwei leicht unterscheidbare Gruppen unterteilt, die Langfühler- und Kurzfühlerschrecken. 80 bis 90 Heuschreckenarten soll es schätzungsweise in Kärnten geben. „Österreichweit sind es mehr, da kommen andere Faunenkreise herein, aber sicher nicht mehr als das Doppelte. Weltweit wissen wir es nicht, man hat längst nicht alle erforscht, es ist ein sehr reiches Feld“, so Christian Wieser, Leiter der Abteilung Zoologie am Kärntner Landesmuseum.
Enorme Größenunterschiede zwischen den „Schrecken“
Die Größenunterschiede zwischen den auf der Erde lebenden Heuschrecken sind groß: „Es gibt Giganten mit 20 bis 30 Zentimetern. Aber es gibt auch Winzlinge mit wenigen Millimeter wie Ameisengrillen.“ Auch die Grille gehört zu den Heuschrecken: „Feldgrille oder Maulwurfsgrille sind aber nicht die typischen Heuschrecken, die man bei uns kennt mit den langen Fühlern wie das grüne Heupferd oder der Warzenbeißer. Das sind wuchtige Tierchen. Oder die Kurzfühlerschrecken – das sind die, die man in den Wiesen zirpen hört.“
Heuschrecken haben viele Feinde. Sie werden von Vögel und insektenfressenden Säugetieren gejagt und gefressen, aber auch von Reptilien oder Fröschen. Wer immer einen Heuschreck erwische, werde ihn verspeisen, so Wieser. „Daher gibt es eine irrsinnige Reproduktionsrate, es gibt ja im Frühling viele Jungheuschrecken, bis im Herbst sind die Zahlen ausgedünnt.“

Unter den Heuschrecken gibt es sowohl Vegetarier als auch Fleischfresser: „Jede Art ist auf etwas anderes spezialisiert. Es gibt ja auch räuberische Arten wie Gottesanbeterinnen oder auch ein Warzenbeißer frisst andere Insekten.“
Auch Larven sehen aus wie Heuschrecken
Den Lebenszyklus von Heuschrecken kann man nicht verallgemeinern, sagt Wieser. Die meisten überwintern als Ei im Boden und schlüpfen im Frühling. Auch die Larve sieht aus wie eine Heuschrecke, anders als das Raupen- und Puppenstadium der Schmetterlinge: „Die Larve schlüpft als Heuschrecke und häutet sich mehrfach, bis sie das fertige Insekt ist. Der Unterschied zwischen Larve und fertiger Heuschrecke sind bei den meisten Arten die Flügel.“
Keine Massenvermehrung in unseren Breiten
Massenhaftes Auftreten von Wanderheuschrecken gibt es in unseren Breiten nicht: „Im Mittelalter hat es aber auch eingeflogene Schwärme aus dem Süden gegeben. Auch heute gibt es in Afrika oder Australien noch Probleme durch den Kahlfraß. Die Arten, die bei uns leben, sind wirtschaftlich irrelevant. Was die fressen fällt nicht ins Gewicht und es gibt solche Massenvermehrungen nicht.“

Zerstörung von Lebensräumen schreitet voran
Auch Heuschrecken sind vom Insektensterben betroffen, da ihr Lebensraum mehr und mehr zerstört wird, sagt Wieser: „Die Heuschrecken haben das Problem, dass sie extensive Wiesen und Gebüsch brauchen, das wird immer weniger. Wenn eine Wiese blütenreich und wenig gedüngt ist, leben viele Arten darin.“ Die Lebensraumzerstörung sei bei den Insekten das Hauptthema. In einem Rasen oder Einzelkulturen „lebe“ nur mehr wenig.

Im hohen Gras können sich Heuschrecken optimal verstecken, denn Tarnung sei alles, so Wieser. Die Heuschrecken in Kärnten sind relativ gut untersucht, so Zoologe Wieser. Man arbeite auch an einem Atlas über Heuschrecken, der über den Naturwissenschaftlichen Verein erscheinen soll.