Europäische Sumpfschildkröte
Andreas Kleewein
Andreas Kleewein
Tiere

Scheue einheimische Sumpfschildkröte

Die Europäische Sumpfschildkröte ist in Kärnten heimisch, sie wurde nicht eingeschleppt. Das Tier ist sehr scheu und wird daher nur selten gesehen. Diese Schildkröte lebt vorwiegend im Wasser, so Helga Happ vom Reptilienzoo Happ. Die Uferflächen für die Eiablage werden durch menschliche Nutzung immer weniger.

Happ sagte, wenn man in der Früh an einem Seeufer oder Teich vorbeikomme, solle man ganz leise sein und sich anschleichen, denn wenn man Glück habe, könne man so eine Europäische Sumpfschildkröte sehen. Der Panzer sei sehr dunkel mit gelben Punkten am Kopf.
Zum Unterschied zur Europäischen Sumpfschildkröte hat die Amerikanische Schmuckschildkröte Streifen auf dem Kopf. Zirka 20 Zentimeter lang wird die Europäische Sumpfschildkröte, so Happ: „Sie ist kein großes Tier, sehr flach, hat scharfe Krallen mit Schwimmhäuten dazwischen, einen langen Schwanz und sie ist sehr sehr aufmerksam.“

Europäische Sumpfschildkröte
Irmi Ceesay
Deutlich sind die Krallen und Schwimmhäute erkennbar

Wenig ungenutzte Uferflächen für Eiablage

Das Geschlecht der Europäischen Sumpfschildkröte kann man an der Augenfarbe erkennen: „Die Männchen haben rote Augen, die Weibchen gelbe. Das ist sehr einfach, man muss sie nicht herausfangen. Die Männchen haben auch längere Schwänze.“ Gleich nach der Winterstarre kommt es im Frühling zu Paarung im seichten Wasser. Danach trennen sich die Tiere wieder. Die Eiablage erfolge an Land, so Happ: „Das ist ein Problem, weil es nur wenige Ufer gibt, die nicht von Menschen genützt werden. Im Frühsommer sind ja auch Urlauber und Badegäste unterwegs. So haben die Schildkröten wenig Möglichkeiten, ihre Eier abzulegen. Sie legen sie dann in Sandhaufen ab, aber auch in die Erde, die sie ausgaben.“

Europäische Sumpfschildkröte und Amerikanische Schmuckschildkröte
Andreas Kleewein
Sumpfschildkröten mit Amerikanischer Schmuckschildkröte, erkennbar an den gelben Streifen

Mütter betreiben keinerlei Brutpflege

Sie graben das Loch wieder zu, klopfen es fest und hinterlassen dabei kaum Spuren. Auch, wenn man den Schildkröten im Zoo bei der Eiablage zuschaue, finde man den gut getarnten Platz kaum wieder. Die Mutter betreibt keinerlei Brutpflege, sagte Happ. Schildkrötenbabys seien zwei bis drei Zentimeter klein und für viele Tiere Beute. Daher seien die Jungen sehr vorsichtig und bleiben den ersten Tag und die erste Nacht meistens noch in der Eihöhle und erst die Lage peilen. „Danach begeben sie sich sofort ins Wasser und tauchen ab.“ Im Reptilienzoo Happ leben neun dieser Schildkröten.

Europäische Sumpfschildkröte im Reptilienzoo Happ

3000 vor Christus schon nachgewiesen

Lange glaubte man, dass die Sumpfschildkröte irgendwann nach Kärnten eingeschleppt wurde. Biologe Andreas Kleewein konnte in seiner Dissertation jedoch den Beweis bringen, dass diese Schildkrötenart in Kärnten heimisch ist: „Sie ist in Kärnten schon 3.000 Jahre vor Christus zu finden gewesen. Somit zählt Kärnten zu den Bundesländern, wo die Sumpfschildkröte am längsten nachzuweisen ist.“

Europäische Sumpfschildkröte
Andreas Kleewein
Europäische Sumpfschildkröte

Gefunden wurden im Keutschacher See Panzerreste der Europäischen Sumpfschildkröte, die gut erhalten sind. Bei seinen Forschungen fand Andreas Kleewein von Birdlife heraus, dass es Unterschiede gebe. In Europa bis Westasien und Nordafrika gebe es sechs Unterarten. In Österreich sei die Europäische Sumpfschildkröte mit dem Namen Emys orbicularis orbicularis zu finden. Es seien aber auch nicht heimische Europäische Sumpfschildkröten eingewandert oder ausgesetzt worden.

Europäische Sumpfschildkröte
Irmi Ceesay
Gelbe Punkte auf dem Kopf bzw. Hals

Abstriche genommen und untersucht

Um mehr über diese Tiere zu erfahren, wurden bei den Sumpfschildkröten Mundschleimhaut-Abstriche vorgenommen, die in einem Labor in Deutschland ausgewertet wurden: „Für Kärnten konnte man feststellen, dass es vier unterschiedliche Haplotypen gibt. Haplotypen sind in der Genetik zuordenbare Typen, die man in einer speziellen Region findet. In Kärnten wurden Tiere aus Ungarn gefunden aber auch aus Italien und Polen.“

Zur Europäischen Sumpfschildkröte gibt es dazu eine sehr große Datenbank. Kleewein sagte, darin könne man die Schildkröte in Regionen europaweit zuordnen. Daher sei es bei der Untersuchungen einfach gewesen, zu sagen, in Kärnten gebe es derzeit keine heimische Unterart mehr. Aber trotzdem könne diese Schildkrötenart in Kärnten als heimisch bezeichnet werden. Sie sei in der Kärntner Tierartenschutzverordnung als streng geschützt verzeichnet, so Kleewein. Weitere Untersuchungen seien notwendig.

Vorkommen auch in Donauauen

In den Donauauen kommt die Europäische Sumpfschildkröte in Österreich am häufigsten vor, so Kleewein: „Dort gibt es Untersuchungen und einen Gelegeschutz.“ Neben Kärnten konnten auch in Vorarlberg, im Burgenland oder der Steiermark die Europäische Sumpfschildkröte als heimisch nachgewiesen werden. Sie seien aber Einzeltiere und unter Umständen aus Haltung entkommen. In Kärnten ist die Europäische Sumpfschildkröte vor allem an der Drau und an der Gurk zu finden, aber auch in den Badeseen.