Pfarrkirche in Maria Rain
„Kennst Du Kärnten“

Von „heiligen Maßen“ und deren Heilkraft

Heilige Maße oder Längen waren im Volksglauben weit verbreitet. Einem Papier- oder Stoffstreifen derselben Größe sollte Heilkraft zukommen. In der Kirche von Maria Rain findet sich eine solche Vermessungsstelle mit der Körperlänge von Jesus Christus.

Maß genommen wurde an verschiedensten Objekten wie dem Ausmaß der Geißelsäule, des Kreuzes, der Wundmale oder des Leichnams Jesu. Besaß man einen Papier- oder Stoffstreifen von der Größe einer bestimmten Person oder eines Objekts, so kam man auch in den Genuss seiner Heilkraft, so der Glaube. Eine solche „Vermessungsstelle“ findet sich heute noch in der Kirche Mariä Himmelfahrt in Maria Rain.

Vom Grab wurde die Größe Christi abgeleitet

Im 17. Jahrhundert wurden in dieser Kirche zwei besondere Kapellen gebaut. Kärnten Guide Rotraud Jungbauer sagte dazu: „Man hat das Grab Jesu nachgebaut – maßstabsgetreu – oder auch das Grab der Heiligen Mutter Gottes. Beide solche nachgeahmten Kapellen befindet sich in der Kirche Maria Rain. Außerdem gibt es eine besondere Maßstelle für die Heilige Länge des Leibes Christi in dieser Kirche.“

Pfarrkirche Maria Rain von Innen
Innenraum der Pfarrkirche in Maria Rain

Dafür hat man versucht, die Körperlänge von Jesus festzustellen, in dem man sein Grab vermaß: „Diese Länge konnte man als Devotionalie kaufen – entweder als Schnur oder Papierband, hat es mit nach Hause genommen und damit um Schutz für das Haus, die Familie, gegen Unwetter und Krankheiten und alle möglichen Leiden gebetet.“

Auf „Echtheit“ wurde schon früher größter Wert gelegt

Zum Kauf dieser Bändern gab es sogar ein Echtheitszertifikat dazu. Darauf stand geschrieben: „Nach dem wahren und gerechten Original abgemessene Länge unseres Herrn Jesu Christi wie er auf Erden und an dem Heiligen Kreuz gewesen ist.“

Wie groß demnach Jesus gewesen sein dürfte? Das lässt sich eben in der Kirche von Maria Rain abmessen, wo man auch seine eigene Körpergröße in Relation zu jener von Jesus stellen kann. Rotraud Jungbauer: „In einer Ecke der Kirche, rechts vom Haupteingang, befindet sich auf dem Boden eine Steinstufe und hoch oben darüber, auf einem Sockel, der Schmerzensmann. Auf dem Sockel steht: ‚Ecce homo – Siehe da, der Mensch‘ und ‚Mensura Christi‘ – also die Länge Christi. Der Abstand zwischen dem Sockel und der Steinstufe beträgt 1,93 Meter.“

Jesus war demnach 1,93 Meter groß

Nicht nur die Größe von Jesus Christus war den Menschen damals wichtig. Auch von der Länge des Fußes der Mutter Gottes Maria oder ihrer Gürtellänge erhoffte man sich diese besondere Schutzwirkung – vorausgesetzt, man besaß etwas, das genau dieser „Heiligen Länge“ entsprach. Dann durfte man sich dadurch besondere Schutz und Heilwirkung von diesem Gegenstand bzw. Objekt erhoffen.