Szenenausschnitt Leonce und Lena oder der König von Popo
Günther Jagoutz
Günther Jagoutz
Kultur

„Leonce und Lena“ als Hippieklamotte

Überzeichnet, mit vollem Körpereinsatz und Sinn für poetische Momente hat das 17-köpfige Ensemble des Jungen Theaters Klagenfurt die Premiere von Georg Büchners einzigem Lustspiel „Leonce und Lena“ auf die schräge Bühne im Theater Halle 11 gewuchtet.

Regisseurin Angie Mautz gibt dem Klassiker aus der Zeit des Vormärz mit ihrer satirischen Bühnenfassung neuen Witz und Schwung. Heraus kommt eine turbulente Bühnenfassung im bunten Retrostil – unterhaltsam und originell.

Im Spannungsfeld zwischen „Popo“ und „Pipi“

In „Leonce und Lena“ hofft der König von Popo, dass sein Land Fußballmeister wird und lässt seine Untertanen unermüdlich trainieren. Sein Sohn Leonce langweilt sich, will der Heirat mit der ihm unbekannten Prinzessin Lena aus dem Nachbarreich Pipi entgehen und flüchtet mit seinem Freund Valerio nach Italien. Dort treffen die beiden auf Prinzessin Lena und ihre Vertraute Hildegard, die ebenfalls vor den Hochzeitsplänen per Autostopp in den Süden geflohen sind. Man erkennt einander nicht, verliebt sich aber und genießt „dolce far niente“, gelato und amore.

Szenenausschnitt Leonce und Lena oder der König von Popo
Günther Jagoutz

Zeitloser Stoff mit Klischees

So weit, so vorhersehbar. Doch wie der junge Georg Büchner in den Komödienstoff seine Kritik an den herrschen politischen Verhältnisse und der Kleinteiligkeit des deutschen Staatenbundes verpackte, ist auch heute noch amüsant zu sehen. Angie Mautz verbindet den zeitlosen Stoff mit dem Sportwahn, mit Hippie-Feeling und italienischen Schlagern a la Ricchi e Poveri. Südländische Klischees und nördlicher Lebensüberdruss treffen in der kunterbunten Satire aufeinander, garniert mit poetischen Momenten rund um die erwachende Liebe zwischen Leonce und Lena.

„Leonce“ – anfangs dumm wie weißes Papier

Das spielfreudige Ensemble (Clemens Janout, Iris Maria Stromberger, Gernot Piff, Gabriela Zaucher, Erich Pacher, Balint Walter, Julia Hammerl) wird durch eine zehnköpfige Laientruppe ergänzt, die sowohl Volk und Fußballmannschaft der Popo als auch die Italiener in Ringel-Shirt und Strohhut verkörpert. „Mein Leben ist ein großer weißer Bogen Papier, den ich voll schreiben soll“, räsoniert Leonce zu Beginn. Am Ende des rund zwei Stunden langen Stückes hat er viel zu erzählen, der weiße Bogen Papier, versinnbildlicht durch die schräge weiße Bühne, hat so einiges erlebt.

Szenenausschnitt Leonce und Lena oder der König von Popo
Günther Jagoutz

„Leonce und Lena oder Das Wunder von Popo“ von Georg Büchner, Junges Theater Klagenfurt im klagenfurter ensemble, theater Halle 11, Klagenfurt. Weitere Aufführungen 9. bis 12. und 16. bis 20. August.