Mitten im Wald, auf dem sogenannten Burgbichl versteckt sich eine spätantike Höhensiedlung mit zwei Kirchen, mehreren Wohnhäusern und einer Zisterne, die 70.000 Liter Wasser halten konnte. Die Siedlung ist genau vis-à-vis der Ortschaft Irschen gelegen. Am Mittwoch konnten Einheimische und Gäste dem Archäologenteam der Universität Innsbruck bei seiner Arbeit zusehen und sich von den reichen Ausgrabungen überzeugen.

„Wir haben jeden Tag spannende Funde, wie beispielsweise Mamorhalbsäulen, die uns bezeugen, dass dieses Gebäude eine wichtige Funktion hatte. Interessant sind auch bearbeitete und geschnittene Tuffblöcke, die u.a. als Keilsteine eines Gewölbes verwendet wurden“, so der Assistent der Grabungsleitung David Imre.
Ausgrabungen am Burgbichl
Im Zuge der Ausgrabungunen am Burgbichl ist nun eine zweite frühchristliche Kirche mit Marmoraltar entdeckt worden – für eine Landkirche eine mehr als üppige Ausstattung.
Ausmaß der Kirche überraschte
Größte Überraschung heuer war das Ausmaß der zweiten Kirche, ein Bauwerk mit Grundmauern von 22 Metern. Für die Archäologen eine kleine Sensation, weil sie für die damaligen Verhältnisse ungewöhnlich reich ausgestattet ist.
Freigelegt wurde auch eine Altarplatte aus Marmor und Reste von Glasfenstern aus der Apsis. Das alles zeugt von der Bedeutung, die Kirche und Siedlung einst hatten. „Wir haben zumindest eine Heraushebung des Mittelbereichs der Priesterbank bei dieser Kirche. Das weist darauf hin, dass auch die Kathedra des Bischofs eingesetzt war, wo er entsprechende kirchliche Feiern abgehalten hat“, so Grabungsleiter Gerald Grabherr von der Universität Innsbruck.

Kinderskelett entdeckt
Auch ein Kinderskelett wurde heuer freigelegt, an der Außenmauer einer zweiten Kirche, deren Überreste schon in den letzten Jahren entdeckt wurden. In der Gemeinde reagierte man auf die immer neuen Funde auch mit der Gründung eines Geschichtsvereins „Die Gemeinde hat diesen Burgbichl gepachtet und der muss natürlich gepflegt werden. Die Wissenschaftler unterstützen uns, die Arbeit wird aber nicht ausgehen“, so der Obmann des Geschichtsvereins Hansjörg Mandler.

Archäologiepark geplant
Geplant sei auch ein Archäologiepark Irschen. „Es gibt fixfertige Pläne, die auch schon eingereicht wurden. Wir sind nur mehr in freudiger Erwartung der Genehmigung durch die Behörde“, so der Kulturreferent der Gemeinde Irschen Peter Sommer.
Seit 2016 arbeitet das Archäologenteam aus Innsbruck auf dem Burgbichl. Die spätantike Höhensiedlung gilt mit ihrer reichhaltigen Kirche, die heuer freigelegt worden ist, durchaus als etwas Besonderes unter Fachleuten und zeugt von der wirtschaftlichen Potenz der damaligen Siedler.
