Polizeiauto mit Blaulicht in der Nacht
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Chronik

Fälle häuslicher Gewalt nehmen stark zu

Die Fälle häuslicher Gewalt nehmen stark zu. Das zeigt die Jahresbilanz des Gewaltschutzzentrums. In neun von zehn Fällen sind Männer die Täter. Erst in der Nacht auf Dienstag ging ein 28-jähriger Villacher auf seine Lebensgefährtin los. Er wurde festgenommen.

Kurz vor 3.00 Uhr wurde die Polizei in eine Villacher Wohnung gerufen. Es hieß, ein 28-jähriger Mann „drehe durch“ und seine 25-jährige Lebensgefährtin habe deshalb flüchten müssen. Am Einsatzort angekommen, wartete die 25-Jährige bereits im Hof der Wohnanlage auf die Polizisten. Sie teilte diesen mit, dass sie von ihrem betrunkenen Lebensgefährten geschlagen und gewürgt worden sei, wies zu diesem Zeitpunkt aber keine sichtbaren Verletzungen auf.

Aggressives Verhalten führte zu Festnahme

In der Wohnung angekommen, verhielt sich der 28-Jährige aber erneut – sowohl seiner Freundin, als auch den Beamten gegenüber – aggressiv, weshalb er schließlich festgenommen und ins Polizeianhaltezentrum Villach gebracht wurde. Gegen ihn wurde ein Betretungs- und Annäherungsverbot sowie ein Waffenverbot ausgesprochen.

Beim Tatverdächtigen wurde im Zuge der Amtshandlung eine geringe Menge Cannabis gefunden und sichergestellt. Nach Abschluss weiterer Erhebungen wird der 28-Jährige angezeigt.

Fälle häuslicher Gewalt nehmen zu

Der letzte Polizeieinsatz wegen häuslicher Gewalt ereignete sich erst letzten Sonntag in St. Veit. Ein 47 Jahre alter Mann wurde festgenommen, weil er seine 32-jährige Lebensgefährtin misshandelt, bedroht und geschlagen haben soll. Die Frau rief um Hilfe. Sie wies laut Polizei Verletzungen auf und wurde ins Krankenhaus gebracht. Auch im Bezirk Völkermarkt wurden Frauen bedroht und geschlagen.

Weidinger (Caritas) zu häuslicher Gewalt

Karl Heinz Weidinger, Leiter der Männerberatungsstelle der Caritas Kärnten, erklärt die Vorgangsweise bei Beratungen und beschreibt die Arten und Gründe für häusliche Gewalt.

Laut Gewaltschutzzentrum Kärnten sind die Fälle von häuslicher Gewalt seit dem Vorjahr um 17 Prozent gestiegen. In den allermeisten Fällen sind Frauen Opfer von häuslicher Gewalt, aber auch Kinder. Männer sind in 90 Prozent der Fälle die Täter. Für Gefährder sind verpflichtende Beratungen seit September letzten Jahres verpflichtend.

Caritas: Mehr Beratungen als erwartet durchgeführt

Mehr als 600 verpflichtende Beratungen für Gefährder hat die Caritas seit vergangenen September bereits durchgeführt, um 20 Prozent mehr als ursprünglich erwartet, sagt Arnulf Maderner: „Das Ziel ist, dass die Gewalt zu Ende ist und sich nicht wiederholt. Wir sprechen mit den Klienten über Formen von Gewalt, welche rechtlichen und zivilrechtlichen Konsequenzen es geben kann, bringen unseren Klienten auch die sogenannte Auszeit-Strategie näher und ein Thema ist – neben Rollenbildern – auch die gewaltfreie Kommunikation.“

Häusliche Gewalt nimmt zu

Die Jahresbilanz des Gewaltschutzzentrums zeigt eine Zunahme bei Gewalttaten, die zwischen Menschen erfolgen, die in einem gemeinsamen Haushalt leben oder in einer engen Beziehung miteinander stehen. Sowohl für Opfer als auch für Täter gibt es eigene Beratungsstellen.

Die verpflichtende Beratung dauert sechs Stunden. Das reiche in vielen Fällen aus. Die Erfahrungen seien überwiegend positiv, so Maderner: „Wir haben relativ wenige Klienten, die wiederkommen. Mir melden Klientinnen und Klienten zurück, dass ihnen die Beratung sehr geholfen hat und sie jetzt anders über diese Situationen denken. Die allermeisten bedanken sich, dass sie die Beratung machen durften.“ Rund 20 Prozent der Gefährder kommen allerdings erst gar nicht zur Beratung, teils weil sie im Ausland oder auf einer Psychiatrie sind, heißt es von der Caritas-Männerberatung.

Weidinger (Caritas) zu häuslicher Gewalt

Karl Heinz Weidinger, Leiter der Männerberatungsstelle der Caritas Kärnten, erklärt die Vorgangsweise bei Beratungen und beschreibt die Arten und Gründe für häusliche Gewalt.

Verantwortungsübernahme wird thematisiert

Mit jenen, die kommen, werde zunächst am Beziehungsaufbau gearbeitet, sagte Karl Heinz Weidinger, Leiter der Männerberatungsstelle, am Dienstag im „Kärnten heute“-Interview mit Sonja Kleindienst. Es werde auch geklärt, warum sie da sind. In der Beratung gehe es um die Verantwortungsübernahme für das, was der Gefährder oder Täter gemacht hat: „Das zieht sich durch alle sechs Beratungsstunden durch. Dann gibt es noch rechtliche Themen, wenn es um Trennungen oder Scheidungen geht, oder den Umgang mit Ärger und Wut.“ Dabei werde zum Beispiel eine Ärger-Skala herangezogen, wodurch auch für den Mann ersichtlich sei, wann er etwa eine Situation verlassen müsse, bevor sie eskaliere.

Gewalt sei ein Teil der Gesellschaft, so Weidinger. Mittlerweile werde genauer hingesehen. Früher passierte familiäre Gewalt mehr im Verborgenen. Vielfach seien Menschen mit gewissen Situationen in ihren Beziehungen überfordert. Manche Männer hätten auch Besitzansprüche und auch Eifersucht spiele eine Rolle.