Martin Hinteregger
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Hinteregger will bei „Bergdoktor“ mitspielen

Nach seinem abrupten Karriereende als Fußballprofi bei Eintracht Frankfurt im Sommer verfolgt Ex-ÖFB-Teamspieler Martin Hinteregger ganz andere Pläne. In einem Interview sagte er jetzt, er möchte Hubschrauber fliegen und beim „Bergdoktor“ mitspielen.

Ex-Fußballverteidiger Martin Hinteregger wollte sich nicht mehr länger dem Erfolgsdruck mit seinen Nebenerscheinungen aussetzen und beendete unlängst als aktueller Europa-League-Sieger 2022 mit Eintracht Frankfurt seine Profikarriere. In der Kärntner Unterliga gibt er für SGA Sirnitz nun den Stürmer.

Bei „Walek wandert“ auf Ö3 erzählte der 29-Jährige nicht nur über seine weiteren Pläne, sondern auch nochmals die näheren Beweggründe seines Abschiedes von der großen Fußballerbühne.

Ausbildung als Berufspilot

Nächstes Ziel sei einmal, sesshaft zu werden, wo, stehe noch nicht genau fest, sagte Hinteregger auf der Wanderung auf der Hochrindl. Auch nach Frankfurt wird es ihn weiterhin ziehen, besitzt er doch dort ein Lokal. Gemeinsam mit Ex-Erfolgsskispringer Thomas Morgenstern gründete er in Kärnten eine Hubschrauberfirma. In Zukunft wolle man das derzeitige Rundflug-Service auf Rettungs- und Lastentransport ausbauen, um im Katastrophenfall wie kürzlich bei den Überflutungen helfen zu können. 2023 will Hobby-Jäger Hinteregger die Ausbildung zum Berufspiloten abschließen.

Eine kleiner oder größerer Auftritt im „Bergdoktor“ würde dem großen Fan der Serie Spaß machen. Er würde gern einen Sanitäter spielen, oder wenn ein Fest gedreht wird, „einfach dabei sein“.

„Ganz Frankfurt ist hinter mir gestanden“

Als Profifußballer aufzuhören, erinnerte sich Hinteregger, sei ein Prozess von Monaten gewesen, der im vergangenen Herbst in der Verletzungszeit begonnen habe. Da sei Druck von ihm abgefallen. „Das war ein anderes Lebensgefühl für mich. Da fingen die Gedanken an, kein Profifußballer mehr zu sein, wäre schon schön.“ Hinteregger polarisierte ob seines Lebensstils und seiner Aussagen, erfreute sich aber großer Beliebtheit in Frankfurt. „Ganz Frankfurt ist hinter mir gestanden“, betonte der 67-fache ÖFB-Teamspieler. Es sei geil, Publikumsliebling zu sein, aber das erhöhe wieder den Druck, Leistung zu bringen.

Menschlicher wichtiger als sportlicher Erfolg

Viel mehr als sportlicher Erfolg („Darüber habe ich noch nie so nachgedacht“), sei der menschliche, persönliche Erfolg. „Es ist oft das Schwierigste für jeden Menschen, der zu sein, der man will. Glücklich zu sein, ist der wichtigere Erfolg. Glück ist, wenn du viele Menschen um dich hast, denen du vertraust.“ Er habe eine riesengroße Familie, in der sich alle verstehen, die Oma („Deshalb meine paar Kilo mehr. Da steht immer was am Herd“) würde alles zusammenhalten, das sei Erfolg.

Das Herz würde ihm aufgehen, wenn große Kinderaugen zu ihm aufschauen, so Hinteregger: „Das zeigt, dass du am Boden geblieben bist, ein Mensch geblieben bist.“ Bei dem vom ihm organisierten Hinti-Cup durfte er das wieder erleben. In dessen Vorfeld war er wegen seiner Geschäftsbeziehung zu einem Lokalpolitiker, der der extremen Rechte zugeordnet wird, in Erklärungsnot geraten. Hinteregger trennte sich. „Rechtes, intolerantes und menschenverachtendes Gedankengut verurteile ich aufs Schärfste. Wer mich kennt, weiß das“, hatte er damals gesagt.

Aleksandar Dragovic, Martin Hinteregger und Julian Baumgartlinger jubeln
APA/Herbert Neubauer
Hintergger bei Spiel in Israel

„Kann nicht lügen“

Hinteregger ist bekannt dafür, sein Herz auf der Zunge zu tragen. Er habe sich zu Saisonbeginn oft gesagt, er werde auf Fragen nur noch politisch antworten, also sagen, was alle sagen und dabei eigentlich nichts sagen. „Dann stehe ich da und kann nicht lügen, muss sagen, was ich mir denke, was meine Meinung ist. … Deshalb habe ich Aussagen getätigt, die in den Medien extrem aufgegriffen worden sind, die nicht so gut angekommen sind. Ich sage oft Sachen, die sich eh alle denken, das hat mich in die Richtung beliebt gemacht“, erzählte er auf Ö3. Medien und Journalisten müssten richtig froh sein, wenn es Spieler gäbe, die richtige Antworten geben, gab er zu bedenken.

Mehr Miteinander zwischen Sportlern und Journalisten

Er sei eine Generation, die noch ein bisschen ins kalte Wasser geworfen worden sei. „Die Jungen jetzt haben extreme Medienschulungen. Die Spieler wissen auf jede Frage genau, was sie sagen sollen, es kommt nichts mehr Spannendes raus. Von 15 aufwärts werden sie zum Fußballprofis hin gezüchtet. Es wird keine richtigen Typen mehr geben.“ Wenn mal was gesagt werde, würde es sofort als Skandal angesehen. Medien und Sportler sollten wieder mehr miteinander arbeiten, man wolle sich gegenseitig nichts Böses. „Dann wird es für jeden wieder spannender.“