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Chronik

Wasserpflanzensterben wird erforscht

Der ökologische Zustand des Wörthersees macht den heimischen Gewässerökologen Sorgen. Immer mehr Wasserpflanzen sterben ab, der Artenreichtum geht verloren. Im Zuge eines Forschungsprojektes will man den Folgen jetzt auf den Grund gehen. Die Wellen der Motor- und Elektroboote könnten Auswirkungen auf die Unterwasservegetation haben.

Seit Sonntagfrüh wurde zwischen der Schlangen- und der Kapuzinerinsel in der Gemeinde Pörtschach geforscht. Das Institut für Seenforschung führt gemeinsam mit der Technischen Universität (TU) Graz und der Fachhochschule Kärnten ein einzigartiges Experiment durch.

Wasserpflanzensterben wird erforscht

Der ökologische Zustand des Wörthersees macht den heimischen Gewässerökologen Sorgen. Immer mehr Wasserpflanzen sterben ab, der Artenreichtum geht verloren. Im Zuge eines Forschungsprojektes will man den Folgen jetzt auf den Grund gehen. Die Wellen der Motor- und Elektroboote könnten Auswirkungen auf die Unterwasservegetation haben.

Die letzte Untersuchung der Unterwasservegetation brachte alarmierende Ergebnisse. Der ökologische Zustand des Wörthersees wird nur mehr als mäßig bewertet, so Roswitha Fresner vom Institut für Seenforschung: „Mäßig ist insofern ein Drama, weil die Europäische Wasserrahmenrichtinie den guten Zustand für die Oberflächengewässer fordert. Am Wörthersee müssen Maßnahmen gesetzt werden, damit er sich wieder in Richtung des guten Zustandes entwickeln kann.“

Forscher Seenforschung Wörthersee
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Hier wird die Wassertrübe gemessen

Sensoren messen unterschiedliche Parameter

An der engsten Stelle des Wörthersees, wo sämtlicher Bootsverkehr durch muss, wurden auf einer Strecke von hundert Metern Bojen gezogen, in denen sich feine Sensoren befinden. Gewässerökologe Georg Santner vom Institut für Seenforschung sagte, eine Bojenlinie mit vier Messeinheiten, die im rechten Winkel zum Ufer stehen, bzw. vier, die parallel zum Ufer stehen, wurde installiert: „Sie messen durch ihre Trägheit die Wellenauslenkung. Daraus kann dann die TU Graz die Wellenlänge und die Wellenhöhe herausrechnen.“ Acht Sensoren wurden dafür aktiviert, die Geräte auch auf die unterschiedlichen Bootsgrößen und -stärken kalibriert.

Gerald Zenz vom Institut für Wasserbau der TU Graz sagte, mit den Sensoren werde die Beschleunigung gemessen: „Daraus kann man Geschwindigkeiten und Verschiebungen ausrechnen und damit dann auch die mechanische Energie rückrechnen, die dann auf das Ufer wirkt.“

Blick auf Wörthersee von Pyramidenkogel aus
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Absinkende Sedimente blockieren Fotosynthese

Aus den Ergebnissen erhoffen sich die Forscher, Ursachen für das zunehmende Absterben der Unterwasservegetation zu finden. Laut Roswitha Fresner soll mit dieser Messung nachgewiesen werden, ob der Bootsverkehr eine Auswirkung auf das Ufer hat und wie die Wasserpflanzen von der Wellenbewegung beeinflusst werden.

Untersucht wird, mit welcher Energie die Wellen auf das Ufer trifft. Je größer diese ist, desto mehr Schlammpartikel und Sedimente werden im Uferbereich aufgewirbelt, so die Expertin: „Wenn sich das Wasser dann wieder beruhigt, kommen sie auf den Wasserpflanzen zu liegen. Entwickelt sich ein dichter Belag, der nicht von den Pflanzen abgeschüttelt werden kann, ist eine Assimilation, eine Fotosynthese, nicht möglich.“ In der Folge stirbt die Pflanze ab. Eine von mehreren Ursachen für den Rückgang der Wasserpflanzen, vermuten die Forscher.

Auswertung Daten Wasseranalyse Wörthersee
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Die Messergebnisse werden in ein Computersystem eingespeist

Aber auch der ständigen Wellenbewegung können Pflanzen nur schwer standhalten. Fresner: „Es macht einen Unterschied, ob die Wellen auf hart verbaute Ufer treffen oder auf sanft auslaufende Ufer.“

Auf dem Pyramidenkogel zeichneten hochauflösende Kameras den gesamten Bootsverkehr auf. Bis Sonntagabend wurden Daten gesammelt. Eine solche Untersuchung wurde erstmals in Österreich interdisziplinär durchgeführt. Mit ersten Ergebnissen ist frühestens im November zu rechnen.